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Tyrann Aus Der Tiefe

Tyrann Aus Der Tiefe

Titel: Tyrann Aus Der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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sah, wie sich Bannermanns Augen vor Entsetzen weiteten, fuhr mit einer abrupten Bewegung herum und erstarrte ebenfalls.
    Unser Gefangener hatte aufgehört zu schreien, aber er bäumte sich noch immer vergeblich gegen seine Fesseln, rollte sich hierhin und dorthin und warf sich mit aller Macht herum.
    Ein schmales, in ein weißes Taschentuch eingeschlagenes Bündel war aus seiner Tasche geglitten, und eine weitere Bewegung hatte es davonrollen und aufplatzen lassen.
    Im ersten Moment weigerte ich mich einfach, das rotweiße Ding darin als das zu erkennen, was es war.
    Aber nur im ersten Moment. Schließlich kann man die Augen nicht ständig vor der Wahrheit verschließen.
    Der Gegenstand, der dem Mann aus der Tasche geglitten war, war eine Hand.
    Eine menschliche Hand.
    »Er lebt!«, donnerte die Stimme. Sie war plötzlich in dem kleinen Raum, mit der Unvorhersehbarkeit eines Sommergewitters und genauso übermächtig. Die Gläser auf dem dunkelbraunen Wandregal begannen beim Klang dieser Stimme zu zittern, und selbst die Flammen im Kamin schienen sich angstvoll zu ducken.
    Der Mann in dem hochlehnigen, braunen Lederstuhl unter dem Fenster zuckte wie unter einem Peitschenhieb zusammen. Er hatte gewusst, dass die Stimme kommen würde. Er wusste es immer vorher. Aber das nahm ihr nichts von ihrem Schrecken.
    »Er lebt!« wiederholte die Stimme. »Und er weiß alles. Du hast versagt!«
    »Aber er … niemand wird ihm glauben«, stotterte der Mann. Seine Lippen waren trocken vor Aufregung, und seine Hände gruben sich so tief in die ledernen Armstützen seines Sessels, dass seine Fingernägel zu bluten begannen. Sein Blick war starr auf das Fenster gerichtet. Er hatte die Läden geschlossen und die Vorhänge zugezogen. Trotzdem war der Raum von gleißender Helligkeit erfüllt.
    Grüner Helligkeit.
    Es war nicht das Licht der Flammen, die im Kamin prasselten, auch nicht das der Petroleumlampe, die er mit hierhergebracht und auf dem Tisch abgestellt hatte, sondern der unheilige grüne Schein, der das Auftreten der Stimme stets begleitete.
    Er hatte einmal versucht, ins Herz dieses Lichtscheines zu blicken, vor zehn oder zwölf Jahren. Der Schein hatte ihn für Wochen blind gemacht, und nachdem er sein Augenlicht zurückgewonnen hatte, hatte er nie mehr versucht, das Geheimnis des Lichtes und der Stimme zu ergründen. Er hatte die Warnung verstanden.
    »Niemand wird ihm glauben«, sagte er noch einmal. »Sie werden ihn für verrückt halten und in ein Irrenhaus sperren, genau wie den anderen.«
    »Narr!«, zischte die Stimme. »Wozu habe ich dir Macht über die Menschen in dieser Stadt gegeben? Wozu habe ich dir Macht über die Bestie gegeben, glaubst du?«
    Der Mann schluckte. In der Stimme war ein neuer, aggressiver Ton, den er noch nie zuvor in ihr vernommen hatte. Ein Ton, der ihm Angst machte.
    »Ich … habe dir stets treu gedient«, sagte er stockend. »Und ich …«
    »Und deinen Gewinn damit gemacht, nicht wahr?«, unterbrach ihn die Stimme. »Du hast jetzt vierzehn Jahre von unserem Bündnis profitiert. Jetzt wird es Zeit, dass auch du deinen Teil des Kontraktes erfüllst. O’Banyons Tod gehört dazu.«
    »Ich soll ihn … umbringen?«, keuchte der Mann.
    Eine, zwei Minuten lang schwieg die Stimme. »Ja«, sagte sie dann. »Aber nicht nur ihn. Er ist nicht mehr allein. Es sind Fremde bei ihm.«
    Der Mann erschrak. »Fremde?«
    »Es sind sieben Männer, die über den Ozean gekommen sind. Beseitige sie.«
    »Alle? Ich soll …« Der Mann brach ab, atmete hörbar ein und sprach erst nach einer geraumen Weile weiter. »Du kannst nicht verlangen, dass ich sieben Menschen töte. Acht, wenn ich O’Banyon mitzähle. Ich bin kein Mörder.«
    Die Stimme lachte, und das grüne Licht flammte zu noch gleißenderer Helligkeit auf. Ein helles, zischendes Geräusch wurde hörbar. »Du bist kein Mörder? Wie viele Unschuldige hast du im Laufe der letzten vierzehn Jahre der Bestie geopfert?«
    »Das war etwas anderes. Ich musste es tun, weil es Teil des Paktes war.«
    »Und mir zu gehorchen ist ebenso Teil des Paktes, Narr. Warum, glaubst du, habe ich dir diese Macht gegeben? Damit du sie zu eurem Vorteil nutzen kannst, aber nichts zu tun brauchst, wenn ich deiner Hilfe bedarf?«
    Der Mann schwieg. Er hatte sich diese Frage bereits unzählige Male gestellt, aber bisher keine Antwort darauf gefunden. Ebenso wenig wie auf die Frage, ob er nicht im Endeffekt doch den schlechteren Teil dieses Geschäftes gemacht hatte. Vielleicht bekam

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