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Tyrann Aus Der Tiefe

Tyrann Aus Der Tiefe

Titel: Tyrann Aus Der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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er sich zugezogen hatte, als er rücksichtslos durch Gebüsch und dorniges Unterholz gebrochen war. Sein Atem ging schnell und keuchend. Sein Blick flackerte.
    Schließlich erreichte er den See, taumelte die Böschung herab und fiel – mit den Knien schon im Wasser – dicht vor dem Ufer zu Boden. Sein Blick glitt suchend über die spiegelnde Oberfläche des Sees.
    Zeit verging. Minuten; Stunden – Donhill wusste es nicht. Sein Zeitgefühl war erloschen, lange, bevor er hierhergekommen war. Alles, wofür in seinem Inneren noch Platz war, war Angst.
    Schließlich begann sich tief unter der unbewegten Oberfläche des Sees ein Schatten zu bewegen. Zuerst war es nicht mehr als ein verschwommener Schemen, dann ein gewaltiger, aufgedunsener Umriss, der schließlich zu einem Körper heranwuchs, einem gigantischen, walähnlichen Ding; groß, ungeheuer groß und drohend, obwohl es noch immer tief unter der Wasseroberfläche blieb. Donhill glaubte einen gewaltigen Kopf zu erkennen, einen schlanken, unmöglich langen Schlangenhals, kurze, zu Flossen zurückgebildete Beinchen …
    Aber er war sich nicht sicher. Das Wesen blieb dicht unterhalb der Grenze, an der er mehr Einzelheiten hätte erkennen können.
    »Komm!«, flüsterte Donhill. Seine Stimme bebte, aber er wusste, dass er keine andere Wahl hatte. Leyman hatte ihm deutlich genug gesagt, was geschehen würde, wenn sie versagten.
    »Komm!«, sagte er noch einmal: »Zeige dich! Ich befehle es dir!«
    Der Schatten im See bewegte sich stärker, begann unruhig im Kreise zu schwimmen und sich hierhin und dorthin zu wenden, tauchte aber nicht weiter auf.
    Dafür geschah etwas Anderes.
    Über dem See, genau über seiner Mitte, begann ein sanftes, grünes Licht zu leuchten. Donhill blinzelte verwirrt, setzte sich halb auf und erstarrte mitten in der Bewegung, als das Licht stärker wurde, zu einem flammenden, gleißenden Ball heranwuchs und immer noch an Leuchtkraft zunahm. In seinem Zentrum begann sich etwas Dunkles zu formen. Etwas wie ein Gesicht. Aber das grüne Licht nahm weiter an Leuchtkraft zu, und Donhill musste den Blick senken, ehe er das Antlitz in seinem Zentrum erkennen konnte. Seine Augen tränten. Seine Angst steigerte sich bis dicht an die Schwelle zur Panik. Alles in ihm schrie danach, herumzuwirbeln und davonzurennen, aber gleichzeitig fühlte er sich gelähmt, unfähig, auch nur einen Finger zu rühren.
    »Was willst du?«
    Donhill fuhr beim Klang der Stimme wie unter einem Peitschenhieb zusammen. Er hatte sie erst einmal gehört, vor mehr als vierzehn Jahren, und er hatte beinahe vergessen, wie mächtig und böse sie war. Allein der Klang dieser Stimme ließ irgendetwas in ihm gefrieren.
    »Ich … brauche Hilfe«, murmelte er. »Die Fremden haben …«
    »Ihr habt versagt«, unterbrach ihn die Stimme. Sie klang nicht einmal zornig; nur kalt. »Ihr hattet die Macht, die Fremden zu töten, aber ihr habt versagt.«
    »Das stimmt nicht!« winselte Donhill. »Dieser Craven hat Leyman umgebracht und …«
    »Leyman war ein Narr wie du und hat sich selbst getötet«, unterbrach ihn die Stimme. »Er wusste, wie gefährlich das Craal ist, und ich habe ihn vor Craven gewarnt.«
    »Aber der Blutjäger hat noch nie versagt!«, begehrte Donhill auf.
    Diesmal glaubte er fast so etwas wie ein leises Lachen zu hören. »Du bist ein ebensolcher Narr wie Leyman, Donhill«, sagte die Stimme. »Ihr alle drei seid Narren. Ihr haltet euch für Zauberer, nur weil ihr ein bisschen mit den Kräften herumspielen könnt, die ich euch lieh! Ihr irrt euch. Ihr seid nichts, Donhill, nichts! Craven ist kein unwissender Tropf wie die, die vor ihm herkamen. Diese konntet ihr töten, aber Craven ist ein Hexer – seine Macht ist der euren ebenbürtig, wenn nicht überlegen.«
    »Ein … Hexer?«, entfuhr es Donhill ungläubig. »Dieses … Kind?«
    »Er weiß es selbst noch nicht, aber er beginnt die Kraft, die in ihm schlummert, bereits zu ahnen. Die Macht hat nichts mit dem Alter zu tun, Donhill. Schon bald wird er seine volle Stärke entdecken und seine Kräfte entwickeln. Er könnte zu einer Gefahr für uns alle werden. So weit darf es nicht kommen. Du musst ihn töten.«
    »Aber wie?«, keuchte Donhill. »Wenn selbst das Craal versagt …«
    »Es wird nicht versagen. Es hat seine Spur aufgenommen und wird ihn töten. Deine einzige Aufgabe ist es, ihn festzuhalten. Ich hoffe, wenigstens das gelingt dir.«
    Donhill bemerkte die unausgesprochene Drohung sehr wohl, reagierte aber nicht

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