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Tyrann Aus Der Tiefe

Tyrann Aus Der Tiefe

Titel: Tyrann Aus Der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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darauf. Leymans Schicksal hatte ihm deutlich gezeigt, wie wenig den Mächten, mit denen sie sich eingelassen hatten, ein Menschenleben galt.
    »Und … die Bestie?«, fragte er stockend.
    Wieder lachte die Stimme, aber diesmal war es ein eindeutig zynisches Lachen. »Du hast sie gerufen, Donhill, und sie wird kommen. Wenn Craven und seine Begleiter um Mitternacht noch leben, wird sie kommen. Aber ich weiß nicht, ob sie sich mit diesen sieben zufriedengeben wird, wenn sie einmal Blut geschmeckt hat. Du verstehst?«
    Donhill schluckte mühsam. Er verstand.
    Und ob er verstand!
    Wie ich den Weg zum Hotel zurückfand, wusste ich hinterher selbst nicht mehr zu sagen. Leymans Kolonialwarenladen ging hinter mir in Flammen auf; zehnmal schneller, als normal gewesen wäre. Das Feuer, das der Blutdämon entfacht hatte, musste in den bis zum Bersten vollgestopften Regalen und Ständern reiche Nahrung finden, denn als ich das Hotel – das am entgegengesetzten Ende der gleichen Straße lag – erreichte, quollen bereits schwere schwarze Rauchwolken aus den geborstenen Fenstern, und die ersten Stichflammen züngelten auf die Straße hinaus. Wenn Leyman sich noch in dieser Hölle aufhielt, dann war er rettungslos verloren.
    Genau wie ich, wenn ich noch lange hier herumstand …
    Ich riss mich gewaltsam von dem gleichermaßen erschreckenden wie faszinierenden Bild los, stürmte ins Hotel und rannte auf die breite Treppe am entgegengesetzten Ende des Raumes zu. Der Portier versuchte vergeblich, mich zurückzurufen, aber auf halbem Wege fiel mir ein, dass ich weder Bannermanns Zimmernummer noch die seiner Männer wusste. Ich machte auf dem Absatz kehrt, hetzte, immer drei, vier Stufen auf einmal nehmend, die Treppe wieder herunter und auf den verdutzt dreinblickenden Mann zu.
    »Bannermann!« keuchte ich. »Captain Bannermann und seine Männer – wo sind sie?«
    Der Mann starrte mich an, schwieg aber beharrlich. Wütend hob ich die Hand, um ihn beim Kragen zu packen und die Antwort aus ihm herauszuschütteln, tat es aber dann doch nicht, sondern drehte stattdessen das Gästebuch herum und ließ meinen Zeigefinger über die Seite wandern.
    »Aber Sir!«, protestierte der Portier. »Das … das geht doch nicht!« Er versuchte mit zitternden Fingern nach dem Buch zu greifen, aber ich schlug seine Hand einfach beiseite und suchte weiter.
    »Sie sehen doch, dass es geht.« Ich hatte gefunden, wonach ich gesucht hatte. Bannermann und seine fünf Leute bewohnten drei Zimmer auf der ersten Etage, direkt nebeneinander. Ein viertes war auf meinen Namen reserviert.
    Ich klappte das Buch zu, legte eine Fünf-Pfund-Note obenauf und schob ihm beides über die Theke zurück. »Streichen Sie die Reservierungen«, sagte ich hastig. »Wir reisen wieder ab.«
    »Aber Sir – das geht doch nicht!«, kreischte der Portier. Wahrscheinlich war das sein Lieblingssatz. Ich schluckte die Antwort, die mir auf der Zunge lag, herunter, fuhr herum und rannte zum zweiten Mal die Treppe hinauf.
    Ich hatte Glück; wenigstens diesmal. Bannermann war gleich im ersten Zimmer, in das ich kam. Er lag, rücklings ausgestreckt und noch vollständig angekleidet, auf einem der beiden Betten. Er schrak sofort hoch, als er mein Eintreten bemerkte, aber sein Blick war verschleiert, und im ersten Moment schien er mich nicht zu erkennen.
    »Bannermann!«, keuchte ich. »Wachen Sie auf! Schnell!«
    Er blinzelte, fuhr sich mit der Hand über die Augen und unterdrückte mit Mühe ein Gähnen. »Was …«, murmelte er halblaut, »ist passiert?«
    »Das erkläre ich Ihnen später. Jetzt müssen wir weg hier – so schnell wie möglich.«
    »Weg?« Bannermann war immer noch nicht vollends wach, aber zumindest verstand er meine Worte jetzt. »Aus dem Hotel?«
    »Aus der Stadt«, entgegnete ich. »Dieses ganze Kaff ist eine Falle, Captain. Sie werden uns umbringen, wenn wir nicht von hier verschwinden.« Ich wollte ihn am Arm ergreifen und mit sanfter Gewalt vom Bett hochziehen, aber stattdessen packte er meine Hand und zog mich zu sich herab.
    »Nun mal langsam, Junge«, sagte er. »Auf ein paar Sekunden kommt es ja wohl nicht an. Also – was ist passiert? Und wer sagt, dass diese Stadt eine Falle ist?«
    »Ich wurde angegriffen«, antwortete ich ungeduldig. Ich wollte meinen Arm losreißen, aber Bannermann hielt ihn so mühelos fest, als spüre er meine Anstrengungen gar nicht. Ich resignierte. Vermutlich hatte Bannermann sogar recht – es war besser, wenn er wusste, worum es ging,

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