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Tyrann Aus Der Tiefe

Tyrann Aus Der Tiefe

Titel: Tyrann Aus Der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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den Kopf und berührte den Mann flüchtig an der Schulter.
    O’Banyon hörte auf zu kreischen. Langsam, noch immer am ganzen Leib wie Espenlaub zitternd, aber schon wieder halbwegs beherrscht, richtete sich O’Banyon auf und starrte zu der Erscheinung hoch. Seine Lippen bebten, und seine Augen waren unnatürlich geweitet.
    Der Fremde lächelte. »Geht es besser?«, fragte er. Seine Stimme klang dunkel und irgendwie seltsam, als käme sie von weit, weit her, aber nicht unbedingt unfreundlich.
    »Wer sind Sie?« wisperte O’Banyon. »Und wie … wie kommen Sie hierher?«
    »Mein Name ist Andara«, antwortete der Fremde. Er lächelte erneut, ging mit gemessenen Schritten um die Pritsche herum und ließ sich an ihrem Fußende auf die Bettkante sinken. Als er durch den schmalen Streifen flirrenden Lichtes schritt, der durch das Fenster hereinfiel, sah O’Banyon, dass das Licht durch seinen Körper hindurchschimmerte, als wäre er nichts als ein Trugbild.
    »Und was die Frage angeht, wie ich hierherkomme«, fuhr Andara fort, »das ist eine lange Geschichte, und ich fürchte, mir bleibt nicht die Zeit, sie zu beantworten. Aber ich bin nicht Ihr Feind, O’Banyon.«
    O’Banyon schluckte krampfhaft.
    »Sie … Sie kennen mich?«, fragte er.
    Andara nickte. »Ja. Sie und Ihren Freund.«
    »Steven?« O’Banyon setzte sich kerzengerade auf und sank mit einem neuerlichen Keuchen zurück, als die Kette abermals tief in sein Handgelenk schnitt. Andara beugte sich vor und berührte die Handschelle mit zwei Fingern. Für den Bruchteil einer Sekunde glühte der metallene Ring auf wie unter einem inneren Feuer. Dann verschwand er.
    O’Banyon starrte fassungslos auf sein Handgelenk. »Gott!«, keuchte er. »Wie … wie haben Sie das gemacht?!«
    »Auch für diese Antwort bleibt im Moment keine Zeit, fürchte ich«, sagte Andara. »Glauben Sie mir einfach, dass ich Ihr Freund bin und nur Ihr Bestes will, O’Banyon. Ich werde Sie aus diesem Gefängnis befreien.«
    O’Banyon starrte sein Gegenüber an, suchte vergeblich nach Worten und sah sich dann mit einem Blick um, als nehme er seine Umgebung erst jetzt zum ersten Mal wahr. Auf seinem Gesicht begann ein tiefer, mit Grauen gepaarter Schrecken zu erwachen. »Steve«, murmelte er. »Das … das Ungeheuer. Es … es hat ihn umgebracht.«
    Andara nickte ernst. »Ich fürchte, ja.«
    O’Banyon schwieg einen Moment. Seine Stimme klang gepresst, als er weitersprach, aber in seinem Blick flackerte der Wahnsinn. »Dann … dann habe ich all das wirklich erlebt?«, murmelte er. »Ich bin nicht verrückt? Ich …«
    Andara lächelte. »Nein, O’Banyon, das sind Sie gewiss nicht. Donhill und die anderen haben versucht, Ihnen das einzureden, aber es ist alles wahr.«
    »Dann ist Steve wirklich tot«, murmelte O’Banyon.
    »Ja. Aber es war nicht Ihre Schuld, dass er gestorben ist, O’Banyon«, antwortete Andara. »Man hat Ihnen übel mitgespielt, Ihnen und Ihrem Freund. Donhill und die anderen wussten, dass die Bestie dort draußen im See auf Sie lauert. Ihr Freund wurde geopfert. Auch Sie sollten sterben.«
    O’Banyon atmete hörbar ein. Seine Hände zuckten. »Warum … erzählen Sie mir das alles?«, fragte er halblaut. »Warum helfen Sie mir, Andara?«
    »Weil ich Ihre Hilfe brauche, O’Banyon«, antwortete Andara ernst. »Donhill und seine Freunde sind Verbrecher, gewissenlose Mörder, denen ein Menschenleben nichts gilt. Auch Sie würden sterben, wenn Sie blieben. Donhill und seine Freunde würden Sie umbringen.«
    »Meine Hilfe?«
    Andara nickte. »Hören Sie zu, O’Banyon. Ich … kann aus Gründen, die ich Ihnen jetzt nicht zu erklären vermag, nicht sehr lange bleiben. Mein Hiersein allein verstößt gegen Gesetze, denen selbst ich mich zu beugen habe.«
    »Sie sind kein Mensch«, murmelte O’Banyon. In seiner Stimme war ein leichter, hysterischer Unterton.
    »Kein lebender Mensch, wenn Sie das meinen«, bestätigte Andara. »Aber hören Sie zu, O’Banyon. Ich bringe Sie hier heraus, aber ich muss Sie um einen Gefallen bitten. Mein Sohn ist in dieser Stadt. Es ist der Mann, der Sie hierhergebracht hat. Sein Name ist Craven, Robert Craven. Können Sie sich das merken?«
    O’Banyon nickte. »Robert Craven«, wiederholte er.
    »Ja. Gehen Sie zu ihm, O’Banyon. Gehen Sie zu ihm und warnen Sie ihn. Sagen Sie ihm, dass …«
    »Zu ihm gehen?«, keuchte O’Banyon. »Aber das kann ich nicht, Andara! Sie werden mich sofort wieder einfangen, wenn ich mich …«
    »Niemand wird

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