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Tyrann Aus Der Tiefe

Tyrann Aus Der Tiefe

Titel: Tyrann Aus Der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Bannermann und mich – aber wir hatten nichts mehr zu verlieren.
    Ich rannte los, stürmte durch die Tür und lief noch ein paar Schritte weiter, ehe ich dicht hinter Bannermann keuchend zum Stehen kam. Hinter uns fiel die Tür mit dumpfem Krachen ins Schloss und sperrte sowohl die Stimmen unserer Verfolger als auch das Tageslicht aus. Von einer Sekunde zur anderen wurde es dunkel. Alles, was blieb, war ein schwacher, grauer Schimmer, der kaum ausreichte, mehr als schemenhafte Umrisse zu erkennen.
    Eine Hand berührte mich an der Schulter, stieß mich reichlich unsanft vorwärts und deutete den Gang hinab. »Schnell«, sagte eine Stimme. »Die Treppe hinauf. Sie werden gleich hier sein!«
    Wir rannten los. Unser geheimnisvoller Retter führte uns über eine schmale, geländerlose Treppe ins obere Stockwerk des Gebäudes und einen weiteren, etwas besser erhellten Korridor entlang. Ich versuchte, einen Blick auf sein Gesicht zu erhaschen, aber der braune Kapuzenmantel machte es unmöglich, ihn genauer zu erkennen. Alles, was ich zu sehen glaubte, war, dass er sehr jung war.
    Der Korridor endete vor einer niedrigen, schlosslosen Tür. Unser Führer stürmte mit gesenktem Kopf hindurch, wartete, bis Bannermann und ich ihm gefolgt waren, warf die Tür ungeduldig hinter sich zu.
    Der Raum, in den wir gelangten, maß kaum fünf Schritte im Rechteck und war äußerst spärlich möbliert. Die Luft roch nach Staub und kalt gewordenem Essen. Unser Retter eilte an mir vorüber, trat an den wuchtigen, dreitürigen Schrank, der zusammen mit einem Bett und einem wackeligen Tisch die gesamte Einrichtung des Zimmers bildete, öffnete die rechte Tür und schob ungeduldig die darin aufgehängten Kleider beiseite.
    »Schnell!«, sagte er. »Hier hinein!«
    Ich tauschte einen verwunderten Blick mit Bannermann, gehorchte aber. Der Schrank war von innen geräumiger, als es ausgesehen hatte, aber Bannermann, ich und unser Retter füllten ihn doch fast bis zum Bersten aus. Hastig schloss er die Tür und hantierte einen Moment lang im Dunkeln herum.
    Etwas klickte. Ein Teil der Rückwand löste sich und schwang quietschend nach außen. Helles Sonnenlicht blendete mich.
    Ich blinzelte, hob die Hand vor die Augen und stolperte aus dem Schrank, als mir unser neuerworbener Freund schon wieder einen Stoß versetzte. »Beeilt euch!« keuchte er. »Und keinen Laut, oder wir sind alle drei tot!«
    Ich stolperte vorwärts, stieß mir den Kopf an einem tiefhängenden Balken und ließ mich mit einem gemurmelten Fluch auf die Knie sinken. Neben mir plumpste Bannermann zu Boden und schüttelte benommen den Kopf.
    Ich wollte eine Frage stellen, aber die Schrankwand schloss sich bereits wieder, und weniger als eine Sekunde später waren Bannermann und ich allein.
    Verwirrt sah ich mich um. Wir waren in einer niedrigen, aber erstaunlich geräumigen Dachkammer, die wesentlich großzügiger und liebevoller eingerichtet war als das Zimmer auf der anderen Seite. Das Licht kam von oben, durch zwei Lücken, wo die Dachziegel entfernt und geschickt durch genau zugeschnittene Glasplatten ersetzt worden waren. Der Raum war so niedrig, dass nicht einmal Bannermann aufrecht stehen konnte, ohne sich an den Balken zu stoßen, aber es gab eine Anzahl gemütlich aussehender Sessel, eine altmodische Chaiselongue und ein breites, sauber bezogenes Bett, sodass es nicht nötig war zu stehen. An einer der Wände hingen sogar ein paar Bilder, und auf dem runden Tisch in der Mitte des Zimmers stand eine Vase mit frisch geschnittenen Blumen.
    Ich wollte aufstehen, aber Bannermann legte mir rasch die Hand auf den Unterarm, schüttelte den Kopf und legte den Zeigefinger über die Lippen.
    Ich lauschte. Im ersten Moment vernahm ich nichts außer dem rasenden Hämmern meines eigenen Herzens und dem dumpfen Rauschen meines Blutes in den Ohren, dann hörte ich das gedämpfte Geräusch von Schritten durch die Schrankwand dringen; schließlich Stimmen.
    »Wo sind sie?«, fragte eine harte, unsympathische Stimme.
    »Wer?«, antwortete eine andere. Ich glaubte sie als die unseres Retters zu identifizieren.
    »Die beiden Fremden. Sie sind in dieses Haus geflüchtet. Hast du sie gesehen?«
    »Ich habe niemanden gesehen. Wenn sie hier im Haus waren, dann sind sie auf der anderen Seite wieder …« Etwas klatschte, und die Stimme brach mit einem schmerzhaften Wimmern ab.
    »Sag die Wahrheit!« hörte ich wieder die erste Stimme. »Die beiden sind Verbrecher, Pri! Sie haben Leyman ermordet, und

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