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Tyrannenmord

Tyrannenmord

Titel: Tyrannenmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roy Jensen
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meinst du das, Raoul?«, fragte Ben überrascht.
    »Na ja – ich meine, die Hauptakteure sind der Herr Pfarrer und dieser Inhaber des Bikertreffs und … noch der Bürgermeister des Ortes. Und was den Versammlungsort angeht … nun, wir haben viel Gülle im Land, nicht wahr?« Raoul verschwand mit einem Tablett leerer Flaschen in der Küche, wo Nina den kleinen Moritz mit Pudding versorgte. Nachdem sich die Verblüffung gelegt hatte, knurrte Joe: »Natürlich, natürlich, wieso sind wir da eigentlich nicht gleich drauf gekommen – der Junge hat ja so was von recht. Jedenfalls in groben Zügen. Gleich morgen suchen wir den Bürgermeister, den sauberen Herrn Thomsen und den einfühlsamen Herrn Merkwürden, den beruflichen Schöpfungsbewahrer aus Flensburg auf. Was meinst du dazu, Ben?«

7. Besuche werden nötig
    Es war ein freundlicher, milder Dienstagmorgen, als Joe und Ben im Gemeindehaus des Badeortes aufkreuzten, um dem Bürgermeister ihr Anliegen vorzutragen.
    »Herein.« Bürgermeister Wunderlich, ein Mann mittleren Alters mit einer eher hageren Figur, putzte gerade seine randlose Brille, als die Männer nach kurzem Anklopfen eintraten. Wunderlich vollzog in seinem Chefsessel eine routinierte, halbe Drehbewegung in Richtung Tür und lud die Männer mit einem leutseligen Handzeichen ein, in den gepolsterten Stühlen vor seinem wuchtigen Schreibtisch Platz zu nehmen.
    »Was kann ich für Sie tun, meine Herren«, wandte er sich an die beiden, während er die Brille wieder auf seinem Nasenrücken platzierte.
    »Es geht um den sogenannten Motorrad-Gottesdienst«, begann Joe das Gespräch, und es war in seinem Ton die Abneigung gegen diesen nicht zu überhören, »dem Bikertreff, dem sogenannten Motomarkt und die damit verbundenen Belastungen für uns Bürger …«
    »Und die bereits für mich, meine Familie und unser Geschäft existenzbedrohende Ausmaße angenommen haben«, ergänzte Ben aufgebracht den Satz.
    Der Bürgermeister nickte wissend und Joe, der äußerlich ruhig blieb, führte das Erlebte, den Krach und den Gestank sehr bildhaft weiter aus und was man denn vonseiten der Gemeinde dagegen tun könne?
    »Tja, meine Herren, das Problem ist uns bereits von anderer Seite herangetragen worden und somit bekannt«, erwiderte Wunderlich, während er die schmalen Hände vor dem Bauch gefaltet hatte und die Sitzfläche seines Drehstuhls kaum merklich hin und her bewegte. »Und es wird ein Thema auf der nächsten Gemeindesitzung sein, aber ich sage Ihnen gleich, es ist zuerst an denen in Berlin, sich etwas einfallen zu lassen, und das kann – wie wir alle nur zu gut wissen – dauern.« Wunderlich griff gekonnt nach einem blauen Ordner aus einem seitlich aufgestellten Container. »Also … ja, auf der nächsten Gemeindesitzung, die für den Spätsommer anberaumt ist, könnten wir das Thema neben der neuen Wegesatzung und dem Genehmigungsverfahren für einen neuen Schweinemastbetrieb gerne erörtern.«
    »Nee, nee, Herr Bürgermeister«, meldete sich Ben erbost zu Wort. »Es muss sofort etwas geschehen und ich denke, Sie berufen wegen der besonderen Dringlichkeit eine Sondersitzung ein, denn sonst laufen uns noch alle unsere Gäste weg. Schon jetzt ist der Schaden durch Absagen beträchtlich, da können Sie doch nicht einfach wie bisher so gemütlich weiterwurschteln!«
    »Na ja, nun malen Sie mal nicht gleich den Teufel an die Wand, junger Mann, ganz so schlimm wird es bestimmt nicht werden«, bemühte Wunderlich sich auf die joviale Art, die Ben erst recht auf die Palme brachte. »Ist das bereits alles? … na, dann kann ich ja gleich wieder gehen.« Ben hatte sich erhoben, ließ sich aber von Joe bewegen zu bleiben.
    Joe versuchte bedächtigere Töne anzuschlagen und das Gespräch wieder mehr auf die sachliche Schiene zu hieven. Er fragte Wunderlich, wo er denn die hauptsächlichen Widerstände sähe.
    »Ich weiß nicht, ob es Ihnen bekannt ist«, ergriff der Bürgermeister bereitwillig das Wort, »aber das Grundstück zwischen dem Campingplatz und der Au ist in Privatbesitz, und soweit man sich an die bestehenden Gesetzesauflagen bei den abgehaltenen Veranstaltungen hält – der Bikermarkt mit Verkauf darf zum Beispiel nur am Samstag und unter der Woche stattfinden –, sind uns die Hände gebunden.
    »Sie könnten doch generell Motorräder aus dem Zentrum des Ortes verbannen … und was sagen denn eigentlich die anderen Gäste dazu?«, bohrte Joe weiter.
    »Es ist immer auch eine Abwägung der

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