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Tyrannenmord

Tyrannenmord

Titel: Tyrannenmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roy Jensen
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Interessenlage«, zog der Bürgermeister sich auf eine gewisse Unverbindlichkeit zurück. »Und es wird, wie gesagt, auf der nächsten Gemeinderatssitzung angesprochen werden.« Wunderlichs Chefsessel hatte sich wieder in Richtung Zimmertür gedreht. »Vielleicht kommt dabei vorab immerhin eine verkehrsberuhigte Zone heraus … aber mehr kann ich Ihnen im Moment beim besten Willen nicht sagen.«

    Als schließlich Ben total frustriert und auch Joe sichtlich enttäuscht wieder vor dem Amtshaus standen, ging die Uhr schon auf Mittag zu. Ben fluchte vor sich hin: »Das bringt doch alles nichts, Joe!«
    Ja, es war schwierig, da gab Joe dem Freund im Stillen recht, laut sagte er allerdings, um ihm nicht alle Hoffnung gleich am Anfang zu rauben: »Lass es erst mal arbeiten, Ben, wer weiß was noch kommt.«
    Als Joe mit dem zaudernden Ben beim Bikertreff anlangte, lungerten dort einige Männer mit tätowierten Armen herum und begutachteten gegenseitig ihre schweren Maschinen, die sie bei laufendem Motor im Stand nach ihrem Gutdünken kurz aufheulen ließen, was besonders Ben einen neuerlichen Stich versetzte. Er schien geradewegs auf die verhassten Gestalten zumarschieren zu wollen, aber Joe hielt ihn rechtzeitig zurück. »Das ist sinnlos und gefährlich Ben, die können sehr wahrscheinlich mit deinem Protest überhaupt nicht umgehen – wir sollten andere Wege beschreiten!«
    Beim Näherkommen sahen sie, dass an einer Seite des Lokals ein weiterer Anbau im Rohzustand errichtet worden war. Im First baumelte ein mit silbernen und violetten Streifen geschmückter Richtkranz, auf dem schwarz lackierte Motorradmodelle im leichten Wind der Förde, ausnahmsweise mal lautlos, ihre unendlichen Runden drehten.
    Na, das kann ja heiter werden, dachte Joe bei sich, als sie vor dem um diese Tageszeit noch geschlossenen Lokal stehen geblieben waren. Auf ihr mehrmaliges Klingeln öffnete schließlich ein bärtiger, etwas ungepflegt auftretender Mann, dessen aufgekrempelte Hemdsärmel Tätowierungen erkennen ließen, deren Kunstrichtung nicht eindeutig festzulegen war. Kurz angebunden, unwirsch und nur zögernd ließ er sie mit in den Gastraum.
    »Sind Sie sich eigentlich im Klaren«, Ben konnte natürlich wieder nicht an sich halten und machte ein zwei Schritte auf den Tresen zu, »was die von Ihnen initiierten Mogos, der Motomarkt und nicht zuletzt ihr Club hier in der Gegend alles anrichten?«
    »Na was denn?«, kam es reichlich gedehnt und unverhohlen aggressiv vom Tresen zurück.
    »Meine Gäste, die hier Erholung suchen, vertreiben Sie mit Ihren endlosen Bikerkolonnen. Wenn das nicht bald aufhört, könnte ich mich noch vergessen!«
    »Willst du mir etwa drohen, Kleiner?« Thomsen lehnte sich breitarmig über den Tresen und grinste speckig. »Wir leben schließlich in einer freien Marktwirtschaft, da gibt es nun mal losers and winners, nicht? Soll ich mein Lokal hier etwa gleich wieder schließen, damit es euch gut geht? Dann wäre ich doch völlig plemplem!«
    Joe, der genug gesehen und gehört hatte, verzichtete auf eine weitere Einlassung seinerseits und zog den fassungslosen Ben zurück auf die Straße.
    »Das konnte man sich ja eigentlich gleich denken, dass dieser Kerl nicht mit sich reden lässt«, stieß Ben mit mühsam unterdrückter Stimme hervor, als sie zum Wagen zurückgingen.
    »Ja, Mann, Ben, das war doch klar. Von seinem Standpunkt aus gesehen, hat dieser Thomsen ja sogar recht, wenn er auch mitmenschlich eine absolute Niete ist. Aber das steht auf einem ganz anderen Blatt. Jedenfalls hat der Feind jetzt ein Gesicht und die Stoßrichtung ist ausgemacht.«
    »Was meinst du denn eigentlich mit Stoßrichtung, Joe?« In Ben glomm sogleich ein Fünkchen Hoffnung auf.
    »Das weiß ich im Moment selbst nicht so genau«, antwortete der ausweichend. »Aber so ganz kampflos das Feld räumen? Nee, nee, ein paar Steine sollten wir den herzensguten Freunden schon noch in den Weg legen – so Ben, und nun hau den ersten Gang ein, dann können wir dem Herrn Merkwürden in Flensburg auch gleich einen Besuch abstatten … wäre wenigstens mal ein Abwasch.«
    »Ach Joe, was sollen wir jetzt zu diesem Pastor fahren.« Bens Stimme klang wankelmütig. »Das hat einfach alles keinen Sinn mehr.«
    »Doch, doch, gerade das sollten wir jetzt«, erwiderte Joe standhaft und sei es nur, dass wir von allen Fronten wissen, mit wem wir es eigentlich zu tun haben. Und es schadet nicht, wenn diese Leute wissen, dass sie eventuell mit Widerstand

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