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Tyrannenmord

Tyrannenmord

Titel: Tyrannenmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roy Jensen
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gesehen.«
    »Aber du siehst doch, was hier los ist, Hensel, das ist schon fast Kriegszustand«, erwiderte Henningsen erregt. »Das Wild wird so nachhaltig vertrieben und meine ganze Hege war dann umsonst – willst du das?«
    »Nein, natürlich nicht Henningsen.« Hensel zog bedauernd seine Schultern hoch. »Es geht aber nicht an, das du deswegen hier den Wirtschaftsweg eigenmächtig absperrst und den öffentlichen Verkehr behinderst, hast du das verstanden?«
    »Ach, Hensel, du hast eben keine Zivilcourage, du hältst dich zwar gnadenlos korrekt an formales Recht, aber wie wäre es mal mit ein bisschen mehr praktizierter Menschlichkeit? Schützen tust du nur die, die auf die Landbevölkerung keine Rücksicht nehmen und hier ohne Sinn und Verstand alles kaputt machen.«
    Bei den letzten Ausführungen des Altbauerns hatte sich auf Hensels Stirn eine Zornesfalte gebildet. »Hör mal, Henningsen, ich sag’s noch mal, ich habe diese Politik schließlich nicht zu verantworten, muss aber wie alle Kollegen ständig gegenüber uneinsichtigen Zeitgenossen – und da bist du jetzt nicht ausgenommen – den Kopf hinhalten.«
    »Das ist eben dein Job, Hensel«, antwortete Henningsen ungerührt und behielt nicht nur seine Abwehrstellung bei, sondern fasste seine Flinte bedrohlich fester.
    »Zum letzten Mal, Henningsen, du baust den Kram jetzt unverzüglich ab«, erwiderte der Polizist mit deutlichem Nachdruck, als er sah, dass die von ihm angeforderte Verstärkung, zwei weitere Streifenwagen, hinter ihm eingetroffen war. »Und nun pack mal ganz schnell deine Flinte weg!«
    Begleitet vom Standgeräusch der unzähligen Maschinen, dem Gelächter und den weiter ungeduldig an ihren Gasgriffen spielenden Bikern musste Henningsen mit seinem Trecker Strohballen um Strohballen abräumen. Seinem ganzen Körper war der Widerwille anzusehen, aber hätte er betont langsam gemacht, wäre die stinkende Abgaswolke, die der motorisierte Haufen in Richtung Küste bald darauf hinter sich herzog, nur noch ärger gewesen.
    »Um eine Anzeige wegen Nötigung und Eingriff in den Straßenverkehr wirst du wohl nicht herumkommen, Henningsen. Und damit das gleich klar ist, deine Aktion kann und will ich nicht so einfach unter den Teppich kehren«, rief der Dorfpolizist dem mit seinem Traktor hin und her fuhrwerkenden Bauern zu.
    »Mach doch was du willst«, schrie dieser wütend über den tuckernden Traktorenlärm hinweg, »so wirst du eben nie einer von uns, bleibst halt der ewig Zugezogene!«
    »Du solltest eigentlich froh sein, dass es nicht eine Anzeige wegen Widerstandes gegen die Staatsgewalt gibt«, konterte Hensel, der seit über 20 Jahren in Dödenstrup lebte und sich deshalb über diesen erneuten Versuch der Ausgrenzung ärgerte.
    »Wenn du so dämlich grinst, konfisziere ich vorsorglich deine Flinte, um weiteren Unsinn vorzubeugen!«
    Das schien gesessen zu haben, denn in das gerötete Gesicht des Altbauern zog eine Blässe. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, suchte er halsstarrig und kopfschüttelnd mit seinem Traktor das Weite.

    Abends erhielt Henningsen einen Anruf des Flensburger Tageblatts, Lokalredaktion.
    »Herr Henningsen, wir haben da einige Fotos vorliegen, die Sie bei der Aktion heute Nachmittag zeigen und möchten darüber morgen in unserem Lokalteil berichten. Die eine Seite haben wir bereits gehört. Natürlich möchten wir auch Sie zu Worte kommen lassen.« Der Reporter am anderen Ende der Leitung räusperte sich kurz und fuhr fort: »Warum haben Sie denn die Straße überhaupt blockieren wollen?«
    »Ja, wissen Sie denn nicht, was da heute los war?«, entrüstete sich Henningsen. »Mehrere hundert Biker und Quadfahrer sind mit wüstem Getöse über unsere Landschaft hergefallen, das sind eindeutig Verstöße gegen die Lärmverordnung!«
    »Ja, und da haben Sie sich eben auf Ihre Art wehren wollen, Herr Henningsen?«
    »Ja klar, wollte ich mich wegen meiner Jagdrechte, hier zur Wehr setzen. Denn es werden mir ja alle Tiere von meinem Grund und Boden verscheucht… welche Möglichkeiten hätte ich denn Ihrer Meinung nach noch gehabt, Herr … Herr …«
    »Clausen«, ergänzte der Reporter und blieb eine Antwort nicht lange schuldig: »Na, Sie könnten zum Beispiel Anzeige erstatten oder die Vorgänge – wie wir es hier gerade versuchen – publik machen.«
    »Machen Sie sich doch nicht lächerlich, Herr Clausen«, entgegnete Henningsen brüsk. Soll ich von hunderten Leuten die Kennzeichen notieren und diese dann

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