Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tyrannenmord

Tyrannenmord

Titel: Tyrannenmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roy Jensen
Vom Netzwerk:
Geistliche schlagfertig, während er seine ölverschmierten Hände an einem Putzlappen umständlich abwischte. »Was kann ich für euch tun?«
    »Wir kommen wegen der sogenannten Mogos, die Hochwürden neuerdings jeden Sonntag in Langballigau mit ausrichtet und – wie zu vernehmen ist – auch ausgesprochen erfolgreich moderiert.« Joe blieb seinem leicht ironischen Tonfall treu, den der Geistliche sicher wahrgenommen hatte, aber geflissentlich überhörte.
    »Na und – was soll denn damit sein?«, gab der Kirchenmann sich augenscheinlich gleichgültig, während er erneut an seiner Maschine herumzuwischen begann.
    »Im Übrigen – ich heiße Knut, alle nennen mich hier so«, und mit einem Seitenblick auf Joe, »dann können wir auch den albernen Hochwürden getrost bleiben lassen.«
    »Na gut, dann also Knut«, ging dieser bereitwillig auf das Angebot ein. »Mein Name ist Joe und dieser junge Begleiter hier hört auf den Namen Ben. Insbesondere seine Existenz ist von den schädlichen Auswirkungen der Biker-Karawanen, die sich zu den sonntäglichen Spektakeln – oder soll ich besser sagen, Gottes-Events aufmachen, besonders betroffen. Er betreibt eine Gastronomie am Rande der Langballiger Straße und aufgrund des unerträglichen Konglomerats aus Lärm und Gestank hat er bereits einige seiner Gäste verloren. Und wenn das so weitergeht, kann er sein Geschäft bald dichtmachen …«
    »Ja, und ich kann wohl in Insolvenz gehen«, schaltete sich Ben erregt ein, »meine Angestellten entlassen und mir überlegen, ob ich mit dem Schuldenberg weiterleben möchte.«
    »Dass unser Gottesdienst derlei Auswirkungen hat, habe ich zugegebenermaßen so bisher nicht gesehen«, gab der Pfarrer zu und in seinem Gesicht spiegelte sich eine Art von Betroffenheit, die sowohl echt als auch aufgesetzt sein konnte.
    »Zuerst einmal – so halte ich fest – ist der Ort schon immer ein beliebtes Ausflugsziel für die Allgemeinheit gewesen. Ob für den Familienvater mit seiner Benzinkutsche oder für das junge Pärchen auf seinem Motorrad … und warum sollen die Biker dort ausgerechnet nicht hindürfen?«
    »Aber verstehen Sie denn nicht, Herr Pfarrer – pardon, werter Knut –, es ist schlicht und ergreifend die Masse!«, argumentierte Joe. »Die Masse, die erst entstanden ist, nachdem dieser angebliche Dienst an Gott, als Freilicht-Event inklusive publikumswirksamer Hochzeiten von Ihnen eingerichtet worden ist, und gleichzeitig dieser Herr Thomsen aus rein wirtschaftlichen Erwägungen seinen sonntäglichen Motomarkt-Reibach ins Leben gerufen hat, was sich gegenseitig nicht nur potenziert, sondern somit für alle davon Betroffenen unerträgliche Tendenzen hinsichtlich der Zukunft schafft. Auf der anderen Seite ist aus der Kirche immer davon die Rede, die Schöpfung zu bewahren … Was meinen Sie, würde Ihr lieber Herrgott wohl sagen, wenn Sie ihm jedes Mal zum Abschluss Ihrer Feier eine Abgaswolke der motorisierten Ansammlung als kleines Dankeschön offerierten?«
    »Und überhaupt«, schaltete sich jetzt Ben verstärkend dazu, »den meisten der Biker dürfte die Kirche doch sowieso piepegal sein, nicht wahr?«
    Während der Pfarrer nach einer möglichst überzeugenden Antwort suchte, schlug die Glocke oben am Kirchturm dreimal an und ein paar schwarze Dohlen flatterten aufgeschreckt davon.
    »Ich verstehe meine Bemühungen als längerfristig angelegte Aufbauarbeit«, entgegnete der Pfarrer etwas gesalbt und zugleich verschnupft, »um auch die Gruppen zu erreichen, die eher nicht zu unseren Gottesdiensten kommen. Und ich habe nicht vor, diesen einmal eingeschlagenen Weg, den ich trotz allem für sinnvoll halte, zu verlassen.« Damit wandte er sich seiner blitzenden Maschine zu und zeigte damit seinem Besuch, dass die Angelegenheit für ihn erledigt war.
    Der Kirchenmann schaute auch nicht mehr auf, als Joe an ihn die Frage richtete, was wohl der liebe Gott für den gestiegenen CO2-Gehalt der Luft veranschlagt hätte und ob er, Knut, unter den anwesenden Kameraden dafür in sinnvoller Weise die Sammelbüchse kreisen ließe? Und er tat erst recht beschäftigt, als Joe zum Abschluss wissen wollte, ob ›Der im Himmel droben‹ mit dem Ablasshandel denn auch zufriedengestellt sei?

    »Na, was sagst du zu dem Herrn Pfarrer«, eröffnete Ben das Gespräch, der es vorgezogen hatte, auf der Rückfahrt das Steuer Joe zu überlassen und in sich zusammengekauert auf dem Beifahrersitz Platz genommen hatte.
    »Hmh, hmh, ein ziemlich

Weitere Kostenlose Bücher