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Tyrannenmord

Tyrannenmord

Titel: Tyrannenmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roy Jensen
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kommen übrigens allesamt aus dem Neubaugebiet am Rande des Dorfes – konnten das alles, die Zurechtweisungen und so, wohl von ihrer Seite sowieso nicht verknusen, sodass es ein Nachspiel gab. Davon ahnte ich damals natürlich nichts. Dachte naiv, es hätten sich die Wogen so weit wieder geglättet, wurde aber leider, leider eines Besseren belehrt. Im Vorfrühjahr habe ich schließlich die Bienenkästen auf Vordermann gebracht und später, nichts Böses ahnend, am besagten Waldrand aufgestellt. Doch dann, immer an den Wochenenden, zumeist in den Nächten von Freitag auf Samstag – wahrscheinlich nach dem Mut antrinken – wurden die Kästen mit schöner Regelmäßigkeit heimgesucht. Mal fand ich sämtliche Kästen umgekippt vor oder es waren Teile einfach in den Wald geschmissen worden. So konnte das nicht mehr weitergehen, denn ich habe meine ganze Imkerei gefährdet gesehen.«
    »Haben Sie sich denn damit nicht erneut an Herrn Hensel gewandt?«, fragte Schmidt.
    »Hab ich ja, hab ich ja, Herr Hauptkommissar! Aber außer, dass eine Anzeige gegen unbekannt aufgesetzt wurde und Hensel sich immerhin der Mühe unterzog, bei den Eltern der Jugendlichen vorstellig zu werden, passierte nichts weiter. Denn von dortiger Seite wurde natürlich – wie nicht anders zu erwarten war – alles abgestritten. Außer Spesen also nischt gewesen. Das Wochenende drauf blieben meine Kästen zunächst ungeschoren, aber ich hatte mich zu früh gefreut, denn nach und nach begann die ganze Chose wieder von vorn.« Hohmann unterbrach sich und atmete schwer. »So blieb mir nur ein letztes Mittel übrig: Ich habe mich auf die Lauer gelegt, um die Täter auf frischer Tat zu ertappen, was ich auch an dem besagten Samstag tat, an dem in Langballigau so schreckliche Dinge geschehen sind.«
    »Ist Ihnen die Gefährlichkeit Ihres Tuns denn gar nicht aufgegangen?«, gab Schmidt zu bedenken.
    »Ja, schon, nur so konnte es nicht mehr weitergehen und ich hatte ja für alle Fälle meinen treuen Harro dabei, der hätte, wenn nötig, ordentlich dazwischengefunkt.
    Was stellt er sich eigentlich darunter vor, dachte Schmidt bei sich, dennoch schwieg er lieber, um das Gespräch durch zu erwartende Rechtfertigungsversuche seitens Hohmanns nicht erneut ausufern zu lassen.
    »Wider Erwarten blieb diese Nacht alles ruhig«, fuhr Hohmann fort, »und ich beschloss – es war so gegen zwei Uhr in der Früh –, endlich schlafen zu gehen. Ich war gerade im Begriff, mich zu erheben, da seh ich seitlich, keine hundert Meter entfernt, eine dunkle Gestalt aus dem Wald kommen und auf das Anwesen der Thams zugehen. Mein Harro merkte natürlich sofort auf, aber er gehorcht mir aufs Wort und gab keinen Mucks von sich, er hat eben eine gute Schule genossen, alte Jagdhund-Tradition, wissen Sie?«
    »Können Sie denn die Gestalt näher beschreiben?«, setzte Schmidt nach, froh, dass sie endlich am Kern der Aussage angelangt waren.
    »Ja klar, kann ich das«, gab sich Hohmann wichtig. »Denn als die Gestalt das Nebengebäude erreicht hatte, ging die Hintertür auf und in dem Lichtschein, der kurz auf zwei Männer fiel, erkannte ich sofort diesen Angestellten der Thams wieder. Stammt wohl aus der ehemaligen DDR oder war es doch Polen? Na egal, jedenfalls soll er sich ja, wie man hört, auf dem Hof rundum ganz nützlich machen.«
    »Ist Ihnen ansonsten irgendetwas Besonderes aufgefallen, bitte gehen Sie alles noch mal in Ruhe durch!«
    »Ja, warten Sie, bevor die beiden Männer im Haus verschwanden, sah ich, dass dieser Angestellte da so ein längliches Futteral in der Hand hatte.«
    »Könnte es sich um eine Schutzhülle für Angelruten gehandelt haben?«
    »Ja, das kann gut sein, die Hülle war so gescheckt, grün und braun glaube ich. Na ja, so diese Tarnfarben halt, in denen heute die jungen Leute sogar in zivil rumlaufen.«
    »Und was geschah dann?«
    »Einen kleinen Moment, Herr Hauptkommissar, stehe gleich wieder zu Diensten.«
    Es entstand eine kurze Pause, Schmidt und Isabell hörten mehrmals ein Feuerzeug klicken und direkt darauf einige tiefe Atemzüge.
    »So, wo waren wir gleich stehen geblieben … ach ja, also ich war neugierig geworden und blieb noch einige Minuten in Lauerstellung sitzen. Gleich darauf sah ich, wie erneut die Hintertür aufging und einer der Männer sich in Richtung Straße davonmachte. Wo will der denn jetzt mitten in der Nacht bloß hin?, dachte ich. Dann sah ich oben im ersten Stock eine männliche Silhouette, die Licht machte.

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