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Tyrannenmord

Tyrannenmord

Titel: Tyrannenmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roy Jensen
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aus.
    »Ja, und dann die Bikerin erfasste und mitsamt der Maschine über das Brückengeländer schob.«
    »Und Sven Bothe ist noch nicht in Erscheinung getreten?«, fragte Paul nach kurzem Schweigen.
    »Eigentlich nicht«, antwortete Lars Bengström. »Merkwürdig ist nur, wir haben da eine Anzeige von einem Autobesitzer aus Kollund. Dieser hat seinen Wagen, einen dunkelblauen Ford Fiesta, als gestohlen gemeldet. Vorhin meldeten sich dann die Kollegen aus Kopenhagen bei mir, weil dieser Wagen dort in einem Randgebiet verlassen aufgefunden wurde.«
    »Okay, Lars, das kann, aber muss nicht mit Sven Bothe zusammenhängen. Ihr solltet den Wagen auf Fingerabdrücke hin untersuchen und diese sichern, vielleicht bringt uns das später weiter.«
    Schmidt hatte gerade aufgelegt, als das Telefon erneut klingelte. Diesmal war es sein alter Freund Kolackewitz aus Kiel. »Hallo, Paul, wie geht’s inzwischen? Also bei uns ist mal wieder Nachtschicht angesagt. Nun aber der eigentliche Grund meines Anrufs. Ich habe inzwischen hier einen der kleinen Bohrer liegen, frisch aus dem Labor zurück und sie haben tatsächlich in einer der Vertiefungen einen winzigen Metallspan entdeckt, der mit unserem angebohrten Schraubverschluss – außen rot lackiert und innen mattes Silber – identisch ist. Zudem haften dem Bohrer Spuren des Magenbitters an.«
    »Danke, Kola, bist schon ein feiner Kerl«, meinte Schmidt und der Gerichtsmediziner antwortete: »Sag ich ja, aber die wenigsten wissen es.«

15. Ein unerwarteter Zeuge
    Die Anfrage bei der französischen Fremdenlegion verlief vorerst im Sande, denn der Name Raoul Berger war dort in den letzten zwanzig Jahren nicht registriert worden. Der Mann konnte jedoch dort trotzdem gedient haben, wenn er über das sogenannte Anonymat eine andere Identität angenommen hatte. Nach seiner Entlassung aus der Legion – die wahrscheinlich für etliche Jahre sein Patria Nostra gewesen war – konnte er seinen alten Namen wieder übernommen haben. Das führte die Ermittlung an dieser Stelle also im Moment nicht weiter und die Fahnder waren vorerst in eine Sackgasse geraten. Isabell konnte ihre Enttäuschung darüber nicht ganz verhehlen, aber sie war dennoch felsenfest davon überzeugt, auf der richtigen Fährte zu sein.
    Und sie sollte recht behalten, der entscheidende Hinweis kam überraschend ein paar Tage später, wenn auch aus einer Ecke, mit der sie nicht unbedingt gerechnet hatten. Schmidt räumte gerade seinen Schreibtisch auf, denn er war der Überzeugung, dass äußere und innere Übersicht durchaus etwas miteinander gemein hatten. Als kurz vor der Mittagspause das Telefon schrillte und er den Hörer abnahm, war am anderen Ende eine ältere, männliche Stimme zu vernehmen.
    »Hallo – hallo, spreche ich jetzt endlich mit dem Herrn Kommissar?«
    »Ja, hier Hauptkommissar Schmidt am Apparat.«
    »Schön, schön, also gut, Herr Hauptkommissar«, tönte es ungeduldig aus der Leitung, was den Schluss zuließ, dass dem Betreffenden die Altersmilde nicht gerade gegeben war. »Also, ich lebe hier in unmittelbarer Nachbarschaft …«
    »Stopp«, bremste Schmidt den zu erwartenden Redefluss ab, »zuerst einmal – immer schön der Reihe nach – mit wem habe ich denn überhaupt das Vergnügen?«
    »Aber das habe ich Ihnen doch gerade angeben wollen«, schwang unüberhörbar gleich Entrüstung in der Stimme mit. »Also, bitte, noch mal, wie der Herr Hauptkommissar wünschen: Ich heiße Helmut Hohmann und bin in dieser schönen Gegend aufgewachsen, in der nun diese schrecklichen Dinge geschehen sind.« Er hüstelte leise. »Ja, und da ich seit einigen Jährchen im Ruhestand bin – ich war hier als Lagerleiter bei der hiesigen Agrar-Genossenschaft tätig –, habe ich mich halt der Imkerei verschrieben, man muss ja schließlich was um die Ohren haben, nicht wahr, Herr Hauptkommissar? Und nützlich ist diese Tätigkeit ja schließlich auch, denn ohne uns und die Bienenvölker sähen die Herren Landwirte ja ziemlich alt aus, nicht? Ja, und dazu noch dieser köstliche Honig aus eigener Herstellung, das …«
    »Gut, gut – kommen Sie bitte langsam zur Sache«, erinnerte Schmidt den Anrufer an sein eigentliches Anliegen. »Was kann ich für Sie tun?«
    »Ich möchte natürlich eine Zeugenaussage machen.«
    »Nur zu, bitte sehr, legen Sie mal los«, erwiderte Schmidt gespannt.
    »Also, es handelt sich um Folgendes, Herr Hauptkommissar«, Helmut Hohmanns Stimme senkte sich fast zu einem Flüstern

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