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Tyranninnen - Grausame Frauen der Weltgeschichte

Tyranninnen - Grausame Frauen der Weltgeschichte

Titel: Tyranninnen - Grausame Frauen der Weltgeschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Werner
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Gefangenen fort. Dies rief bei den Atlantiden eine solche Angst hervor, dass sie den Amazonen die Städte übergaben. Sie versprachen, alle ihre Befehle auszuführen. Die Königin der Atlantiden, Myrina, behandelten sie mit Milde, schlossen danach ein Freundschaftsbündnis mit den Atlantiden und bauten an Stelle der zerstörten Stadt eine neue auf, die den Namen der Königin erhielt. Dorthin durften die Gefangenen zurückkehren. Das Volk der Atlantiden bedankte sich für diesen glücklichen Ausgang des Krieges bei seiner Königin mit Ehrenbezeugungen und Geschenken. Die Einwohner dieser Stadt wurden häufig von einem benachbarten Frauenvolk, den Gorgonen, bedroht, mit denen sie im Kriegszustand lebten. Auf Bitten der Atlantiden fiel daher Myrina in das Gorgonengebiet ein und lieferte sich mit ihnen eine erbitterte Schlacht, in welcher die Amazonen die Oberhand behielten. Die Gorgonen wurden alle getötet. Den gefallenen Amazonen, die auf drei Scheiterhaufen verbrannt wurden, wurden Grabmäler auf drei Hügeln errichtet, die auch heute noch Amazonenhügel heißen.“
    Den Abschluss der Erzählung des Diodor bilden die Schilderung der Kriegszüge der Amazonen, nunmehr unter der Führungder Königin Myrina, die sie über Ägypten, Syrien, Kleinasien bis nach Thrakien führten. In den eroberten Gebieten suchten sie überall nach geeigneten Plätzen für die Gründung von Städten. Der Einfall des Amazonenheeres in Ägypten leitete den Untergang dieses Reiches ein. Ägypten, das damals von dem Himmelgott Horus regiert wurde, schloss mit den Amazonen ein Freundschaftsbündnis. Danach führte Myrina ihr Heer nach Arabien, wo sie viele Menschen tötete und unterwarf ganz Syrien. Das vorrückende Amazonenheer verbreitete einen solchen Schrecken, dass die kleinasiatischen Kilikier schon an der syrischen Grenze mit Geschenken warteten, um die Amazonen friedlich zu stimmen und ihre Kapitulation zu zeigen. Von dort marschierte Myrina mit ihren Kriegerinnen an die kleinasiatische Küste, eroberte Lykien, Karien und Lydien. Da die Bewohner dieser Küstengebiete friedlich waren, kam es zu keinen kriegerischen Auseinandersetzungen. Den Fluss Kaikos, der gegenüber der Insel Lesbos ins Ägäische Meer fließt, bestimmte Myrina zur Grenze ihres Reiches. Die meisten kleinasiatischen Städte führen deshalb ihre Gründung auf eine der Amazonen aus dem Heer der Myrina zurück. Da die Amazonenkönigin aber glaubte, es ginge von den der Küste vorgelagerten Inseln, die noch immer in fremder Hand waren, eine Gefahr für ihr Reich aus, bestiegen die Amazonen die Schiffe und unterwarfen sich Lesbos, Lemnos und Samothroke, wo sie ein Götterheiligtum errichteten. Zwar gelang es Myrina, noch weitere Inseln in der Ägäis zu erobern, aber der Versuch, ihr Reich weiter nach Norden bis an die thrakische Grenze auszudehnen, weckte bei dem König der Thraker, Lykurgus, große Ängste und Besorgnis. Aufständische Thraker unter Führung des Fürsten Mopsos, die sich mit dem Skythenkönig Siphylos verbündeten, besiegtendie Amazonen. Wie die meisten ihrer Kriegerinnen wurde auch Myrina getötet. Der Rest der Amazonen flüchtete nach Libyen. Dort wurden sie, wie die Gorgonen, die wieder mächtig geworden waren, von dem griechischen Helden Herakles vernichtet.
    Es wäre falsch, diesen Bericht des Historiker Diodor als bloße Erfindung beiseite zu schieben, weil er nur die Absicht verfolge, seine Leser durch interessante Spekulationen zu unterhalten. Eine Erfindung Diodors ist sicher der Kriegszug der Amazonen nach Kleinasien, weil die den Amazonen zugeschriebenen Städtegründungen, wie zum Beispiel Ephesos, nach anderen Quellen von den am Schwarzen Meer beheimateten Amazonen erfolgte. Hierbei verfolgte Diodor offenbar die Absicht, die Überlieferung von den beiden Amazonenstaaten miteinander zu verbinden. Sicherlich enthält sein Bericht viele mythische Elemente, wie zum Beispiel der Kampf der Amazonen gegen das Reich der Atlantier und die Atlantissage, die eine Jahrtausende alte Tradition hat und auf ägyptische Quellen zurückgeht.
    Trotz der unverständlichen und widersprüchlichen Angaben über die Lage des Reiches der Amazonen in Libyen und der Insel Hespera müssen den antiken Autoren, die Diodor als Quelle dienten, Berichte über eine andere gesellschaftliche Stellung der Frauen und vielleicht auch über Frauenreiche in Nordafrika und den angrenzenden Gebieten bekannt geworden sein. Herodot berichtet von einem Volk, das wie die Amazonen am

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