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Tyranninnen - Grausame Frauen der Weltgeschichte

Tyranninnen - Grausame Frauen der Weltgeschichte

Titel: Tyranninnen - Grausame Frauen der Weltgeschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Werner
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dieser eingewanderten Gruppen waren die Hebräer. Um der Unterdrückung in Ägypten zu entkommen, flohen sie und ließen sich nach langer Wanderschaft in Palästina nieder. Über den Anführer des Exodus, Moses, erzählt die Bibel Folgendes: Beim Baden im Nil fand die Tochter des Pharao einen hebräischen Säugling, der in einem Schilfkörbchen ausgesetzt worden war. Sie hatte Mitleid mit dem Kind und ließ es durch eine Amme aufziehen. Dann nahm sie es als ihren eigenen Sohn an und gab ihm den Namen Moses.
    Es ist nicht auszuschließen, dass diese junge Prinzessin die spätere Pharaonin Hatschepsut war. Ein Kind aus einer niederen Bevölkerungsschicht zu adoptieren, spräche nur für ihren eigenwilligen Charakter und ihr unkonventionelles Handeln, die durch zahllose Beispiele während ihrer langen Regierungszeit belegt sind. Diese selbstbewusste Frau, die sich „Königstochter“, „Königsschwester“, „große königliche Gemahlin“ und „Gottesgemahlin“ nannte, musste sich gegen ihren alten Vater Thutmosis I. und ehrgeizige junge Männer wie ihren Ehemann und Mitregenten Thutmosis II. und ihren Schwiegersohn Thutmosis III. behaupten. Sie drückte diesen Durchsetzungswillen auch äußerlich aus, indem sie einen künstlichen Kinnbart anlegte, um wie ein Mann zu erscheinen. Ihr graziler, knabenhafter Körper und die betont männliche Kleidung verstärkten noch den Eindruck, den sie hervorrufen wollte.
    Ihren Aufstieg zur Macht begann sie mit noch nicht fünfzehn Jahren, als ihr Vater Thutmosis I. sie zur Mitregentin machte. Kurze Zeit später heiratete sie den noch nicht vierzehnjährigenThutmosis II., und ihr Vater stirbt. Dieses junge Mädchen übernahm die Rolle einer Regentin, weil ihr Ehemann, noch jünger als sie selbst, der Aufgabe nicht gewachsen war, einen Aufstand in Nubien unter Kontrolle zu bringen. Zusätzlich drohte eine weitere Gefahr aus Asien, weil die von Thutmosis I. unterworfenen Völker aufständisch wurden und in das Reichsgebiet eindrangen.
    Schon während ihrer Ehe mit Thutmosis II. begann ihre rege Bautätigkeit, um die durch die Herrschaft der Hyksos zerstörten Heiligtümer wiederherzustellen. Stolz ließ sie ihre erfolgreiche Wiederaufbauarbeit in einer Inschrift verewigen:
    „Ich habe wiederhergestellt, was zerstört, und aufgerichtet, was unvollendet war, seitdem die Asiaten im Nordland lebten und die Barbaren mitten unter ihnen wohnten und indem sie zum Einsturz brachten, was geschaffen war, und herrschten, ohne von Re zu wissen.“
    Vermutlich im Jahre 1504, im Alter von nur dreißig Jahren, starb ihr Mann Thutmosis II. Hatschepsut sah jetzt die große Chance, für lange Zeit die Alleinherrschaft in Ägypten zu übernehmen, denn der uneheliche Sohn ihres Mannes war noch ein Kind. Aber wie es Sitte war, wurde er sofort mit ihrer Tochter Nofrure verheiratet und von ihr zum Regenten ausgerufen. Die eigentliche Macht aber behielt sie in ihren Händen. Hatschepsut musste, um an der Macht zu bleiben und sich gegen die Intrigen des Hofes erfolgreich zur Wehr setzen zu können, Männer in ihrer Umgebung haben, denen sie absolut vertrauen konnte. Schon zu Lebzeiten ihres Mannes hatte sie einen ihrer Diener namens Senenmut zu ihrem Berater und Vertrauten gemacht. In einer Inschrift rühmt sich dieser Mann, dass er Verwalter des königlichen Hauses war und Richter des ganzen Landes. Dieser Beamte war nicht nurmächtiger Major domus und der Erzieher ihrer Tochter Nofrure, sondern stieg auch zum führenden Baumeister auf.
    Wie eng das Verhältnis zwischen ihnen war, darüber kann man nur Vermutungen anstellen. In dem von Senenmut erbauten Tempel von Deir-el-Bahari, der auch als Totentempel für die Regentin gedacht war, ließ er sich hinter dem Sanctuarium darstellen, der als Wohnraum der Königin mit dem Gott Horus, dem höchsten aller Götter, gedacht war. Er ließ ein zweites Grab für sich unter dem Totentempel seiner Herrin ausheben und die Wände mit ihren Bildern schmücken. In den Augen seiner Zeitgenossen wurde dies als ein kaum verhüllter Ausdruck seiner Liebe zu Hatschepsut gedeutet. Umgekehrt bedankte sich die Pharaonin bei ihrem großen Baumeister durch die Stiftung von Statuen im Tempel von Theben und an anderen Orten. Diese besondere Zuneigung, die dieser hohe Beamte gegenüber seiner Königin empfand, versuchte man als Nachwirkung des alten ägyptischen Mutterrechts zu erklären. Einen Hinweis dafür glaubte man auch im Namen Senenmuts zu entdecken, der die Bedeutung

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