Tyranninnen - Grausame Frauen der Weltgeschichte
jede Spur von ihm. Hatschepsut fand in Amenhotep einen geeigneten Nachfolger für das Amt des Leiters ihres Palastes, aber sie musste ihrem verhassten Schwiegersohn immer mehr Aufgaben übertragen. Sie versuchte, ihn möglichst außerhalb Ägyptens oder in den Grenzregionen mit militärischen Aufgaben zu beschäftigen. Es waren Tätigkeiten, denen er durch sein militärisches Talent gewachsen war und die er erfolgreich durchführte. Mit einem Sieg beendete er einen Feldzug gegen die Nubier, und kurze Zeit später war er in Palästina aktiv und eroberte die Stadt Gaza. Doch die alternde Pharaonin konnte nicht verhindert, dass ihr langsam die Fäden der Macht im Inneren des Landes aus den Händen glitten und Thutmosis III. auch im zivilen Bereich seinen Aktivitäten entfaltete. Er errichtete sogar einen Tempel über dem Totentempel in Deirel-Bahari.
Als Hatschepsut im Jahre 1483 v. Chr. mit über fünfzig Jahren starb, endete eine 20-jährige Friedensherrschaft in Ägypten. Ihre Taten verewigte sie auf einem Obelisk des Amun- tempel in Karnak:
„Alle Fremdländer sind unter meiner Sohle vereinigt. Meine Südgrenze reicht an die Länder von Punt, meine Ostgrenze an die Sümpfe von Asien. Die Sinaibewohner sind in dem, was ich packe. Meine Westgrenze reicht bis zum Manu (Westberg). Die Libyer beherrsche ich. Die Nordgrenze reicht bis …“ (in der Inschrift nicht lesbar).
Ihr Schwiegersohn ließ sie mit den üblichen Ritualen und Ehren bestatten. Dann war der Tatendrang dieses „Napoleon“nicht mehr zu aufzuhalten. Er brach zu seinem ersten Asienfeldzug auf und begann, das ägyptische Weltreich aufzubauen.
Etwa fünf Jahre später, als sich der erfolgreiche Feldherr wieder in Ägypten aufhielt, übte er furchtbare Rache für die ihm auferlegte 20-jährige Untätigkeit. Er vernichtete alle Statuen und Bildnisse seiner Schwiegermutter und ließ ihren Namen von den Inschriften entfernen, um auf diese Weise ihr Andenken auszulöschen. Nach ägyptischer Auffassung verursachten der Namensverlust und die Zerstörung des Bildnisses eines Toten, beides Träger seiner Seele, dessen zweiten Tod, und sein Leben im Jenseits wurde für immer vernichtet. Zwanzig Jahre später erfolgte eine weitere Zerstörungswelle, die die Erinnerung an Hatschepsut für immer auslöschen sollte.
Siebenhundert Jahre später stand im Nahen Osten im Zweistromland des Tigris und Euphrat an der Spitze des Reiches der Assyrer die Königin Schammuramat, was soviel wie „Herrin des Palastes“ bedeutet. Besser bekannt ist sie unter dem Namen Semiramis. Im Gegensatz zu der Pharaonin Hatschepsut wurde ihre Erinnerung nicht beseitigt, sondern sie lebte sogar in den Sagen ihrer einstigen Kriegsgegner weiter. Im fünften Jahrhundert v. Chr. war sie bei den kleinasiatischen Griechen eine bekannte Gestalt, von der der griechische Historiker Diodor Folgendes zu berichten weiß:
Semiramis, die Tochter der Göttin Derketo und eines Syrers, wurde von ihrer Mutter ausgesetzt und auf wundersame Weise von Tauben ernährt, bis sie von Hirten entdeckt wurde, die sie zu ihrem Herrn brachten. Er zog sie wie seine eigene Tochter groß. Als sie herangewachsen war, erblickte sie Onnes, ein hoher königlicher Beamter. Entzückt von ihrer Schönheit und großen Klugheit nahm er sie mit nach Ninive und heiratete sie.Sie schenkte ihm zwei Söhne. Der König von Ninive unternahm zu jener Zeit einen Feldzug nach Persien. Zwar gelang es ihm, das Land zu erobern, aber alle Versuche, die Hauptstadt der Perser einzunehmen, scheiterten. In seiner Verzweiflung wandte sich der Feldherr Onnes an seine Frau Semiramis und bat sie um Rat, wie man die Stadt einnehmen könnte. Sie kleidete sich wie eine Perserin, drang in die Stadt ein und eroberte durch einen Handstreich die Burg, so dass sich die ganze Stadt ergeben musste. Diese Tat erregte die Bewunderung des König Ninos und er brachte seinen Feldherrn Onnes dazu, ihm Semiramis als Gemahlin zu überlassen. Nachdem sie ihm einen Sohn namens Ninyas geboren hatte, starb Ninos. Seine Gemahlin errichtete ihm ein gewaltiges Grabmal und baute dann Babylon zu einer gewaltigen Stadt aus, indem sie dort einen östlichen und westlichen Palast errichten ließ, die durch einen unterirdischen Gang verbunden waren. In der Stadt Ekbatana ließ sie sich zwei große Parks anlegen, in denen sie sich einem ungezügelten Liebesleben hingab. Aber sie tötete jeden Mann, dem sie ihre Gunst geschenkt hatte. Nachdem sie noch zahlreiche Gebäude und
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