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Tyranninnen - Grausame Frauen der Weltgeschichte

Tyranninnen - Grausame Frauen der Weltgeschichte

Titel: Tyranninnen - Grausame Frauen der Weltgeschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Werner
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Aquädukte hatte errichten lassen, begab sie sich auf einen Kriegszug nach Ägypten und Äthiopien. Nach ihrer siegreichen Rückkehr plante sie einen Feldzug gegen Indien. Doch dieses Mal erlitt sie eine schwere Niederlage und büßte zwei Drittel ihres Heeres ein. Ihr Sohn Ninyas, den es an die Macht drängte, versuchte sie mit Hilfe von Eunuchen zu beseitigen. Als die Verschwörung aufgedeckt wurde, verzieh ihm Semiramis diese Tat und zog sich freiwillig von der Macht zurück. Eines Tages verschwand sie auf geheimnisvolle Weise. Das Volk glaubte, sie sei lebendig von den Göttern aufgenommen und zu ihnen geholt worden, und es verehrte sie in der Gestalt einer Taube.
    Diese sagenhafte Erzählung des antiken Historikers ist weit von den geschichtlichen Tatsachen entfernt. Durch zahlreiche archäologische Funde, die im vorigen Jahrhundert gemacht wurden, ist es möglich, diese mächtige Frau aus dem Zwielicht der Legende zu rücken und ihr deutlichere Konturen zu verleihen.
    Semiramis, vermutlich 844 v. Chr. geboren, war eine babylonische Prinzessin, die um 824 v. Chr. den Assyrerkönig Samsiadads V. heiratete. Die Assyrer hatten sich Babylonien einverleibt, so dass es nahe lag, die Herrschaft über dieses Land durch die Heirat mit einer Tochter des babylonischen Königshauses zu festigen. Trotz dieser persönlichen Bindung an Babylonien musste der König häufig militärisch in diesem Landesteil eingreifen, weil man seine Oberherrschaft nicht anerkannte. Um den Widerstand der Babylonier zu brechen, wurden Tausende von ihnen aus der Heimat deportiert.
    Nach dem Tod ihres Mannes übernahm Semiramis die Regentschaft für ihren zwölfjährigen Sohn Adadnirari III. bis zu seinem sechzehnten Lebensjahr, da erst ab diesem Alter ein Kind in Assyrien volljährig war. Dieser bis 805 v. Chr. dauernden Zwischenregentschaft verdankt sie es, dass in der Stadt Assur auch ihre Säule in der Reihe der Königssäulen aufgestellt ist. Sie trägt diese Inschrift:
    „Säule der Königin Schammuramat,
Palastfrau Sammsiadas,
des Königs der Welt, Königs von Assur,
der Mutter von Adadnirari,
des Königs der Welt, Königs von Assur,
der Schwiegertochter des Königs Salmanassars,
des Königs der vier Weltgegenden.“
    Während dieser Zeit trug sie die alleinige Verantwortung für das mittelassyrische Reich, das einen Zweifrontenkrieg führen musste. Ihre Gegner waren zum einen die Aramäer, die sich im nördlichen Teil Syriens zu einem Staat formierten, und zum anderen im Norden ihres Reiches, in Armenien, das Reich von Urartu. Aus den assyrischen Quellen ergibt sich, dass sie gegen diese Gegner mindestens drei Feldzüge führen musste, vielleicht sogar persönlich geleitet hatte. Nachdem ihr Sohn ab 805 v. Chr. als König das assyrische Reich leitete, zog sie sich nicht ins Privatleben zurück, sondern hat wahrscheinlich bis zur ihrem Lebensende mitregiert. Als babylonische Prinzessin konnte sie ihrem Sohn helfen, Babylonien enger an sein Reich anzubinden und noch bestehende Feindschaften auszumerzen, damit er sich ganz den Feinden an den Reichsgrenzen widmen konnte. Sicherlich auf ihr Anraten hin hat ihr Sohn die von seinem Vater deportierten Babylonier wieder zurück in ihre Heimat geschickt und mit dem dortigen König seine Oberherrschaft über diesen Landesteil erneuert.
    Hinweise für die öffentliche Rolle seiner Mutter finden sich bei der Einführung des babylonischen Gottes Nabu in die assyrische Religion. Der Gott Nabu, wörtlich der „Verkünder“, ein Sohn des höchsten Gottes Marduk, war bei den Babyloniern der Götterbote, der den Menschen den Willen und die Offenbarungen der Götter überbrachte. Die beiden einst verfeindeten Völker sollten nicht nur staatsrechtlich miteinander vereint werden, sondern auch eine kulturelle Einheit bilden. Hierbei war das weiter entwickelte Land der Babylonier der gebende Teil. Dass dies auch Aufgabe von Semiramis war, wird durch die assyrischen Inschriften auf den Statuen des neuen Gottes Nabu bestätigt, wo sie neben dem Namen des Königs mit dem Titel „Palastfrau“ erwähnt wird.
    Die als eines der sieben Weltwunder bezeichneten „Hängenden Gärten der Semiramis“ waren Terrassengärten mit einem kunstvollen Bewässerungssystem, die aber erst zweihundert Jahre nach ihrem Tod errichtet wurden. Vielleicht hat man irrtümlich ihr diese schattenspendenden Dachgärten zugeschrieben, weil sie viele Großbauten errichtet hatte, besonders Dämme, um ihr Land vor den Überschwemmungen des

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