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Tyranninnen - Grausame Frauen der Weltgeschichte

Tyranninnen - Grausame Frauen der Weltgeschichte

Titel: Tyranninnen - Grausame Frauen der Weltgeschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Werner
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Großmutter zu rügen, ließ sie ihn tot prügeln. Jede Kritik an ihrem Lebenswandel und ihrem Herrschaftssystem wurde blutig unterdrückt. Die innere Sicherheit des Reiches lag in den Händen von besonderen Beamten, deren Spitzel der Kaiserin jede Rebellion schon in den Anfängen meldeten. Hinrichtungen und ein erbarmungsloses Strafsystem sorgten dafür, dass sich Widerstand nur selten erhob. Das Strafverordnungssystem der vorangegangenen Han-Dynastie kannte folgende fünf Strafen: Das Kennzeichnen der Stirn mit einem heißen Eisen für leichte Gesetzesverstöße, das Abschneiden der Nase für Diebstahl, das Abschneiden von Ohren, Händen und Füßen für Einbruch oder die Beschädigung von Stadttoren, die Kastration für Raubmord und Entführung und den Tod durch Erwürgen für Hochverrat. Dieses System wurde nun durch besondere Grausamkeiten ergänzt und erweitert. Wer Hochverrat beging, wurde in Stücke geschnitten. Für andere Vergehen wurde der Verurteilte entweder am Daumen aufgehängt, seine Fußknöchel zusammengepresst, er erhielt Schläge auf den Mund, bis seine Zähne gelockert waren, oder es wurden ihm die Ohren ausgedreht. Chronisten berichten, dass Gefangene dicht gedrängt in hüfthohem Wasser standen und dann durch Giftschlangen, die man ins Wasser ließ, getötet wurden. Oder man ließ Raubtiere auf Verurteilte los, die die Verurteilten in scharfe Dolche hineinjagten. Beliebt war auch eine Foltermethode, die man Ling cho, „schleichender Tod“, nannte. Dabei hielt man, wieder Name schon andeutet, dem Häftling den Tod immer nur vor Augen und folterte ihn nur solange, wie er die Qualen ertragen konnte, um nach einer Pause die Tortur fortzusetzen.
    Schließlich wurden die Eskapaden der 72-jährigen Kaiserin mit ihren beiden Höflingen so unerträglich, dass Generäle und Minister gegen sie rebellierten und sie zwangen, sich ins Privatleben zurückzuziehen. Ihr Nachfolger auf dem Thron wurde ihr Sohn, den sie 683 abgesetzt und 22 Jahre zum Staatsgefangenen gemacht hatte. Nach ihrer Absetzung lebte sie nur noch wenige Monate, und es blieb ihr erspart mitanzusehen, wie ihr ältester Sohn, der für die plötzliche Übernahme des Throns völlig ungeeignet war, wiederum versagte. Nach einer Regentschaft von fünf Jahren wurde er von seiner Gattin vergiftet, die eine ähnliche Rolle wie die Kaiserin Wu spielen wollte.
    Die letzte Konkubine, die den Drachenthron bestieg und fast vierzig Jahre lange als Kaiserin oder Regentin für ihren Sohn und andere Verwandten das „Reich der Mitte“ regierte, war die Mandschu-Kaiserin Tsü-hsi.
    Den Mandschuren im Nordosten Chinas, die im 19. Jahrhundert gerade noch ungefähr 300000 Menschen zählten, gelang es unter ihrem Oberhaupt Schi-tu, im Jahre 1644 die Macht in China an sich zu reißen. Für die chinesischen Frauen bedeutete diese Fremdherrschaft, dass sie gezwungen wurden, sich als Haartracht den Zopf zuzulegen. Obwohl die Mand- schu-Kaiser allmählich die Sitten und Kultur der Chinesen übernahmen und sich auch große Verdienste um den Erhalt der chinesischen Literatur erwarben, blieben sie immer Fremdkörper in China und mussten ihre Machtposition gegen zahllose Aufstandsversuche ihrer Untertanen verteidigen. Die mit ihnen verbündeten chinesischen Feudalherren verfolgtengrausam alle Widerstandsbewegungen und verlangten von der Bevölkerung, in erniedrigenden Handlungen und Bräuchen, zu denen der Haarzopf als Zeichen der Unterwerfung gehörte, ihre Unterwürfigkeit öffentlich zu zeigen.
    Als im 19. Jahrhundert verstärkt europäische Missionare und Kaufleute nach China eindrangen, fühlten sich viele Chinesen in ihrer Existenz bedroht, weil die Fremden die uralten Bräuche missachteten und sich in die inneren Angelegenheiten des Landes mischten. Wenngleich durch diese Entwicklung die Stabilität des chinesischen Kaiserreiches gefährdet wurde, sahen die Mandschu-Kaiser auch die Möglichkeit, Aufstände ihrer Untertanen mit der überlegenen Militärmacht der Europäer niederzuschlagen. Wenn es opportun erschien, stellten sie sich auch an die Spitze der einheimischen Widerstandsbewegung, um ihrer Machtstellung einen größeren Rückhalt zu geben. Durch diese Taktik manipulierten sie ihre Gegner und spielten sie gegeneinander aus.
    Als der Kaiser Hsien-feng 1850 den Drachenthron bestieg, entwickelte sich aus einer religiösen Bewegung heraus ein gefährlicher Aufstand, der die Existenz der Mandschu-Dynas- tie bedrohte. Der erfolglose Student Hung Hsiu-ch’uan

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