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Tyranninnen - Grausame Frauen der Weltgeschichte

Tyranninnen - Grausame Frauen der Weltgeschichte

Titel: Tyranninnen - Grausame Frauen der Weltgeschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Werner
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unseres Gekichers hatten wir nicht die Kraft, fest zuzuschlagen und konnten unseren Auftrag nur schlecht erfüllen. Plötzlich waren die Eunuchen still. Der Obereunuch Li, begleitet von seinen Dienern, ging auf sie zu. Jeder von ihnen erschrak und stand versteinert wie eine Statue da. Wir hörten auch auf zu lachen und gingen wieder zur Kaiserin zurück. Der Obereunuch war auch durch den Lärm aufgewacht und wollte der Kaiserin über die Ursache berichten. Als die Kaiserin erfahren hatte, dass ein junger Eunuch einer Kräheeinen Knallkörper an die Beine gebunden hatte, geriet sie in große Wut und befahl, sofort den Eunuchen herbeizuholen, damit er in ihrer Gegenwart eine Tracht Prügel bekomme. Der Mann musste sich auf den Boden legen und zwei Eunuchen schlugen mit schweren Bambusstöcken auf seine Beine. Der Obereunuch zählte bis Hundert, dann ließen sie von dem übel zugerichteten Mann ab. Zwei Eunuchen zogen ihn dann aus dem Palasthof. Niemand war über das Geschehen verwundert, weil es sich tagtäglich abspielte.
    Ein Eunuch, der ihr jeden Morgen das Haar machte, war krank geworden und hatte einen anderen mit dieser Aufgabe betraut. Wir Palastdamen erhielten den Auftrag achtzugeben, dass dieser Eunuch ihr kein Haar herauszog. Denn die Kaiserin achtete sorgfältig darauf, dass sie kein Haar verlor. Doch dieser neue Eunuch verstand es nicht, zu einer List Zuflucht zu nehmen, als er versehentlich der Kaiserin ein Haar herauszog. Er hatte wirklich Pech. Die Kaiserin beobachtete im Spiegel, wie er erschrak, weil er der Kaiserin ein Haar herausgezogen hatte. Auf Befehl der Kaiserin sollte er es ihr wieder einsetzen. Der Eunuch war so bestürzt, dass er zu weinen anfing. Die Kaiserin schickte ihn weg und sagte, sie wolle ihn später bestrafen. Bei der Morgenaudienz erzählte sie dem Obereunuchen Li den Vorfall. ‚Warum ihn nicht zu Tode prügeln‘, fragte dieser grausame Mensch. Sofort befahl sie, den Übeltäter in sein Quartier zu führen und zusammen mit dem Koch zu bestrafen, weil das Essen schlecht gewesen sei. Mit derselben Gleichgültigkeit, wie sie Prügelstrafen anordnete, befahl sie auch Enthauptungen.“
    Ihren Sohn Tung-tschi verheiratete sie mit der 15-jährigen Prinzessin A-lu-te, aber sie gab ihm auch zahlreiche Konkubinen, damit er sich vergnügen konnte. Kurz nach der Hochzeitkam es zum Streit am kaiserlichen Hof, weil der zukünftige Kaiser auf Anraten seiner Berater sofort die Regierungsgeschäfte führen wollte. Aber seine Mutter und die Kaiserwitwe bestanden darauf, dass er erst 1873 den Thron bestieg. Ursache dieser ablehnenden Haltung war sicherlich die Sorge um den Machtverlust, aber es waren auch erste Zweifel bei Tsü-hsi selbst aufgetaucht, ob ihr Sohn für dieses Amt geeignet war. Seit dem 14. Lebensjahr stand er im Mittelpunkt der öffentlichen Kritik, weil er ein ausschweifendes Leben führte. Er verließ heimlich den Kaiserpalast und besuchte Bordelle. Offenbar war es seinen Erziehern nicht gelungen, ihn für das Amt des Kaisers nach der konfuzianischen Tradition vorzubereiten. Schon mit 15 Jahren musste er wegen Syphilis behandelt werden. Trotz der Beschwerden über seinen Lebenswandel hielt Tsü-hsi zu ihrem Sohn. Aber mehr als sein liederlicher Lebensstil und seine Opiumsucht bereitete ihr Sorgen, dass er an der westlichen Kultur Geschmack fand. Auch seine politischen Entscheidungen führten mehr als einmal zu schweren Regierungskrisen, weil der junge Kaiser zahlreiche mandschurischen Adlige, Vizekönige, Gouverneure und hohe Beamte beleidigt hatte. Die Kaiserwitwen Tsü-an und Tsü-hsi waren oft gezwungen, sich gegen ihren Sohn zu stellen, um den Schaden zu begrenzen. In Peking tauchten bald Gerüchte auf, die beiden Kaiserwitwen würden bald wieder als Regentinnen eingesetzt.
    1874 starb Tung-tschi plötzlich im Alter von 19 Jahren an den Pocken, wie es in der offiziellen Todesmeldung hieß. Es wurde der Verdacht geäußert, man habe dem Kaiser bei einem Trinkgelage ein Tuch gereicht, das ein Pockenkranker benutzt hatte. Vermutlich war die Todesursache aber eine fortgeschrittene Syphilis, an der er seit seinem 15. Lebensjahr litt. BeideKrankheiten wurden damals oft verwechselt, weil in beiden Fällen bei dem Erkrankten Hautausschläge auftreten. Aber es ist auch denkbar, dass man dem Kaiser ein mit Pocken infiziertes Taschentuch gab, um seinen Tod zu beschleunigen.
    Seine hochschwangere Gemahlin A-lu-te erkrankte zweieinhalb Monaten nach seinem Tod so schwer, dass sie ebenfalls

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