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Tyranninnen - Grausame Frauen der Weltgeschichte

Tyranninnen - Grausame Frauen der Weltgeschichte

Titel: Tyranninnen - Grausame Frauen der Weltgeschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Werner
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verlangte.
    Als eines Abends eine Dienerin aus Unachtsamkeit Bambusrollen entzündete, war die Kaiserin vom Licht der Flammen so entzückt, dass sie ihren Mann überredete, die Holzstöße auf den Gebirgshöhen um die Kaiserstadt anzuzünden. Diese Holzstöße erfüllten eine wichtige Funktion für die Sicherheit der Kaiserstadt. Wenn sich nämlich feindliche Heere näherten, sollten die Stöße angezündet werden, um die kaiserlichen Truppen zu alarmieren. Während seine Konkubine eine Pagode bestieg und sich über den Schein der Feuer amüsierte, bereitete es dem Kaiser ein großes Vergnügen zu sehen, wie seine Soldaten kampfbereit herbeieilten und die ganze Stadt mit ihrem Waffenlärm erfüllten. Sobald das ganze waffenstarrende Heer vor dem Kaiserpalast versammelt war und die Soldaten erfuhren, dass sie ihre Mobilmachung nur einer Laune des Kaiser verdankten, der seiner Gemahlin durch den Schein der Feuer ein Vergnügen bereiten wollte, zogen sie verärgert ab und warfen sich gegenseitig ihre Dummheit vor.
    Als aber einmal tatsächlich die Tartaren gegen die Kaiserstadt heranrückten und er durch die Feuersignale sein Heer alarmieren ließ, blieben die Soldaten bei ihren Familien und schliefen weiter. Vergeblich wartete der Kaiser auf das Eintreffen seiner Soldaten, aber nirgendwo in den Straßen waren Soldaten zu sehen oder der Lärm von Waffen zu hören. Den kaiserlichen Palast hatten alle Personen, die riesige Schar der Beamten, Höflinge und Eunuchen, verlassen, bis auf den Kaiser, der von den Tartaren ermordet wurde. Seine Konkubine,die sich in der Kaiserstadt versteckt hielt und glaubte, sie könne durch ihren Charme und ihre Reize ihr Leben retten, wurde von den Tartaren als Sklavin verschleppt.
    In der chinesischen Geschichte gab es viele Kaiserinnen, darunter zahlreiche ehemalige Konkubinen eines Kaisers, die neben einem schwachen Herrscher die Geschicke des Landes beeinflussten oder als Regentin für den unmündigen Thronfolger die Regierungsgeschäfte führten. Aber nur der Konkubine Wu (625–705 n. Chr.), die Nebenfrau von T’ai-tsung (626–649 n. Chr.), bestieg als allein regierende Kaiserin den Drachenthron und begründete das Herrscherhaus der Zhou, deren einziger Kaiser sie geblieben ist.
    Die wenigen biografischen Daten, die von ihr überliefert sind, wurden mit einer Vielzahl von Anekdoten ausgeschmückt. Besonders die chinesischen Historiker haben das Bild dieser Kaiserin verzerrt, weil es mit den überlieferten Grundsätzen des Konfuzianismus unvereinbar ist, dass eine Frau das Reich regiert. Aber selbst die Kritiker der Kaiserin Wu mussten eingestehen, dass unter ihrer Amtsführung das chinesische Reich eine Blütezeit erlebte. Aber dafür bezahlte das ganze Volk einen hohen Preis. Ihre unbestrittenen Erfolge erreichte diese Kaiserin durch ein Schreckensregime, dem Tausende von Menschen, besonders aus dem Adel, zum Opfer fielen. Nachdem sie einmal die Macht an sich gerissen hatte, ließ sie jeden, der ihre autokratische Herrschaft in Frage zu stellen wagte, vergiften, erwürgen, enthaupten oder Selbstmord begehen.
    Als 13-Jährige war sie 638 n. Chr. eine der 120 Konkubinen des Kaisers T’ai-tsung, der dem chinesischen Reich den Frieden und die Einheit gebracht hatte. Dieses neu organisierte Reich, dessen Grundlage eine zuverlässige und funktionsfähigeVerwaltung war, erfreute sich noch nach dem Tod des Kaisers eines hundert Jahre andauernden Friedens. In der chinesischen Geschichte gibt es nur weniger Kaiser, die mit ihm auf eine Stufe gestellt werden können.
    Ihren Aufstieg verdankt die Konkubine Wu einem Zufall. Kurz vor dem Tod des Kaisers soll sie im Kaiserpalast dem Thronfolger Kao-tsung begegnet sein. Ihre Reize faszinierten ihn so sehr, dass er sich von ihr verführen ließ. Doch wie es Brauch war, musste Wu zusammen mit den anderen Konkubinen des Kaisers nach dessen Tod in ein buddhistisches Kloster eintreten.
    Es war nur eine Frage der Zeit, bis der neue Kaiser Kao-tsung diese schöne und verführerische Frau im Kloster besuchte. Als der Kaiser aber Wu zu seiner Nebenfrau machte, bezeichneten konservative Staatsmänner diese Entscheidung als einen schweren Verstoß gegen die Sitten und versuchten mit allen Mitteln, den Aufstieg der Lieblingskonkubine des Kaisers zu verhindern.
    Um den trägen und gutmütigen Kaiser vollständig in ihren Bann zu ziehen, musste Wu dessen Gemahlin ausschalten. Zu diesem Zweck schreckte Wu auch nicht vor einem Mord an ihrem eigenen Kind zurück.

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