Tyranninnen - Grausame Frauen der Weltgeschichte
Sie hatte eine schlanke Gestalt, die sehr gut zu ihrem großen Wuchs passte. Ihr leicht wiegender Gang verlieh ihr höchste Vornehmheit. Bei Gesprächen beeindruckte sie durch ihren Witz und konnte schnell zu anspruchsvollen Themen überwechseln. Sie verstand es, wie sie einen Mann schwach machen konnte.“
Der Siebenjährige Krieg beendete abrupt das freundschaftliche Verhältnis zwischen England und Russland, da die Engländer auf die Seite Preußens übergewechselt waren. Die engen Beziehungen, die der Botschafter Hanbury-William zu den führenden Kreisen des russischen Hofes unterhielt, nutzte die englische Diplomatie weidlich aus, um ihrem neuen Verbündeten Preußen geheime Informationen, besonders aus dem russischen Generalstab, zuzuleiten. Im Jahre 1757 errang der russische General Apraxin bei Großjägersdorf einen glänzenden Sieg über die preußischen Truppen und hätte ungehindert nach Königsberg marschieren können, wie der Generalstab von ihm verlangte. Aber er trat mit fadenscheinigen Begründungen den Rückzug an. In Petersburg vermutete man Verrat und ließ den General Apraxin verhaften.
Es kam schließlich zu einer regelrechten Verhaftungswelle unter den englandfreundlichen Beratern der Zarin, der auch der einflussreiche Kanzler Bestushew zum Opfer fiel. Auch Katharina, eine enge Vertraute des Kanzlers, kam ins Gerede und wurde wegen ihrer Herkunft als „preußische Spionin“ verdächtigt. Im letzten Moment vernichtete der Kanzler Bestushew den geheimen Briefwechsel mit Katharina, so dass die Ermittler keine Beweise für eine preußenfreundliche Gesinnung der Großfürstin fanden. Trotzdem kühlte sich das nach der Geburt des Thronfolgers freundschaftliche Verhältnis der Zarin zu Katharina merklich ab, und sie wurde am Hof gemieden. In diesen Tagen schwebte Katharina in höchster Lebensgefahr, denn der Kanzler wurde zum Tode verurteilt, dann aber begnadigt und lebenslänglich auf seine Güter verbannt. In dieser gefährlichen Lage blieb Katharina keine andere Wahl, als die Flucht nach vorne anzutreten und die Zarin zu bitten, ihr die Ausreise in ihre Heimat zu gestatten. Doch die ganze Affäre endete damit, dass sich diese beiden starken Frauen weinend in die Arme fielen und sich wieder aussöhnten. Katharinas Liebschaft mit Poniatowski war nicht ohne Folgen geblieben. Sie gebar eine Tochter, die aber schon nach einem Jahr starb. Poniatowski musste auf Befehl Elisabeths Russland verlassen und ließ sich in Polen nieder.
Nach dem erfolgreichen Putsch im Jahre 1762 meldete sich ihr ehemaliger Liebhaber bei Katharina und bat sie leidenschaftlich, ihm die Rückkehr an den Petersburger Hof zu gestatten. Katharina hatte mit ihm aber andere Pläne. Anfänglich plante Katharina, ganz Polen dem russischen Reich einzuverleiben. Aber sie stieß auf den erbitterten Widerstand Friedrichs des Großen und Österreichs. Sie setzte es aber durch, dass ihr Liebhaber Poniatowski unter demSchutz der russischen Truppen als Stanislaus II. zum polnischen König gewählt wurde. Die ständige Anwesenheit der russischen Truppen sorgte dafür, dass Polen nicht zur Ruhe kam und ständig innere Unruhen herrschten, die Russland einen Vorwand zum Eingreifen lieferten. Durch die Annektion gewaltiger Gebiete verkleinerte Katharina das Königreich Polen immer mehr und brachte es in ihren Einflussbereich. 1769 verleibte sich Russland ein polnisches Gebiet mit 1,8 Millionen Einwohnern ein, 1773 kam ein Gebiet von 233000 Quadratkilometern hinzu, und 1795 wurde der polnische Staat vollständig aufgelöst. Stanislaus II., Katharinas ehemaliger Liebhaber, musste abdanken und ging nach Russland ins Exil. Petersburg durfte er aber erst nach dem Tod Katharinas betreten.
1760, noch in der Zeit der Angst und Ungewissheit über ihr weiteres Leben, lernte sie den Mann kennen, der durch seine Tatkraft ihr Schicksal bestimmte. Gregori Orlow, einer von fünf Söhnen eines deutschen Arztes in Petersburg, war über 14 Jahre lang der Geliebte der Zarin Katharina. Das Gerücht, Katharina würde den Mann, der ihr auf den Thron half, auch zu ihrem Gemahl machen, hielt sich in Petersburg lange. Aber sie hatte Bedenken, einen der Orlow-Brüder, denen man nachsagte, ihren Mann ermordet zu haben, zu heiraten. Aus der Verbindung mit Gregori Orlow sollen drei Kinder hervorgegangen sein. Aber mit der Zeit erkaltete auch Katharinas Liebe zu diesem Günstling, den sie in den Adelsstand versetzt und durch große Schenkungen zu einem reichen Mann gemacht
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