Tyranninnen - Grausame Frauen der Weltgeschichte
gegen ihn aufzubieten, um dieser gefährlichen Bedrohung, die sich wie ein Steppenbrand in den östlichen Gebieten ihres gewaltigen Imperiums ausbreitete,Herr zu werden. Die Aufständischen wüteten mit großer Grausamkeit gegen die Machtträger des Zarenregimes. Offiziere und Adlige wurden niedergemacht und in Stücke gerissen, ihr Eigentum verwüstet und angezündet. Der Schaden, den die aufständischen Bauern angerichtet hatten, war unübersehbar geworden. Die Zahl der von ihnen getöteten Personen soll 30000 betragen haben. Ein Drittel des russischen Ackerlandes konnte wegen der Unruhen nicht bebaut werden. Die Bedeutung dieser Gefahr veranschaulicht die Prämie, die Katharina auf den Kopf des Anführers aussetzte. Zu Beginn der Erhebung betrug die Prämie gerade einmal 200 Rubel, nach zwei Jahren hatte sie sich auf den Betrag von 100000 Rubeln erhöht. Erst 200 Kilometer vor Moskau gelang es den Regierungstruppen, Pugatschow zu stoppen. Die Gefahr wurde in Regierungskreisen als so groß eingeschätzt, dass man insgeheim den Plan schmiedete, Katharina durch ihren 19-jährigen Sohn Paul zu ersetzen. Erst als man Truppen an der Grenze zur Türkei abgezogen hatte, gelang der Sieg über die Aufständischen. Pugatschow wurde in einem Käfig nach Moskau gebracht, wo man ihn zur Vierteilung bei lebendigem Leib verurteilte. Pugatschow hatte bis zum letzten Augenblick gehofft, die Zarin würde ihn begnadigen, weil er ihr vielleicht nützlich sein könnte. Auch der französische Philosoph Voltaire bat Katharina, Milde walten zu lassen. Sie schrieb ihm: „Wenn mich nur Pugatschow beleidigt hätte, könnte ich ihm vielleicht verzeihen. Aber jetzt geht es nicht um meine Person, sondern um das russische Reich, dessen Gesetze befolgt werden müssen.“
Ganz ohne Wirkung war der Ratschlag des Franzosen jedoch nicht. Katharina wandelte das grausame Urteil in eine einfache Todesstrafe um. Aber in allen Gebieten, durch die Pugatschow in seinem Triumphzug marschiert war, wurdenjetzt auf den öffentlichen Plätzen Massenhinrichtungen vollzogen. Die gewöhnlichen Galgen reichten dafür nicht aus. Man musste regelrechte „Blutgerüste“ erfinden.
Selbst nach Pugatschows Hinrichtung übte sein Name noch eine solche Faszination auf die einfachen Leute aus, dass viele Nachahmer auftraten, die sich als seine Verwandten ausgaben. Eine junge Frau in Italien, die sich Fürstin Tarakanowa nannte, gab vor, die Schwester Pugatschows und zugleich eine uneheliche Tochter der verstorbenen Zarin Elisabeth zu sein. Auf Befehl Katharinas sollte der Graf Orlow, der schon an der Tötung ihres Gatten Peter III. beteiligt gewesen war, die Frau aus Italien entführen und nach Petersburg bringen. Nachdem die Frau nach Petersburg gebracht worden war, lebte sie nur noch kurze Zeit, so dass das Gerücht aufkam, sie sei eines gewaltsamen Todes gestorben.
Um dem Widerstand und der Rebellion den Boden zu entziehen, ordnete Katharina an, das Recht, persönliche Bittschreiben an die Zarin zu richten, aufzuheben. Wer trotzdem versuchte, unerlaubte Bittschriften der Zarin zu übergeben, sollte ausgepeitscht und dann verbannt werden. Die in der Bevölkerung verhasste politische Polizei, die Katharina bei ihrem Regierungsantritt abschaffen wollte, existierte unter einem anderen Namen weiter. Überhaupt verbot sie die Verbreitung von politischen Meinungen und Gedanken als „unnötige Beunruhigung der Bevölkerung“ ausdrücklich. In einem „Manifest des Schweigens“ forderte sie für sich das Recht, Menschen, die sich politisch äußerten, zunächst zu ermahnen, wenn dies aber nutzlos sei, diese Menschen ihren Zorn spüren zu lassen.
Auch gegenüber ihren Bediensteten verhielt sich Katharina sehr grausam. Als sie einmal nachts in ihrer SommerresidenzPeterhof in der Nähe von Petersburg durch das ungeschickte Verhalten eines Dieners aufwachte, verhängte sie über ihn eine Knutenstrafe von 100 Hieben. Falls er diese Strafe überleben sollte, sollte ihm die Nase abgeschnitten und seine Stirn mit einem glühenden Eisen verbrannt werden.
Wie gelang Katharina, geborene Prinzessin von Anhalt-Zerbst die von dem französischen Philosophen Voltaire als der „große Mann mit dem Namen Katharina“ bezeichnet wurde, dieser grandiose Aufstieg zu einer der mächtigsten Herrscherinnen Europas, die ihre Zeitgenossen eine Heilige oder eine Teufelin nannten?
Katharina, die bis zu ihrem 15. Lebensjahr Sophia von Anhalt-Zerbst hieß, war die Tochter eines unbedeutenden
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