U47 mit Kapitänleutnant Prien gegen England - Der Bericht des Funkers Carl Steinhagen
Wilhelmshaven zurück. Unser Lederzeug ist inzwischen von Kiel wieder nach dort geschafft worden. Schnell sind wir umgezogen, das Boot legt ab, wir bringen es nach Kiel in die Werft. Am nächsten Tag gegen Mittag treffen wir in der Holtenauer Schleuse ein. Schon während der Kanalfahrt sind wir bei allen Ortschaften begrüßt worden, überall winken uns die Menschen zu und freuen sich mit uns über den Erfolg von Scapa Flow.
Jetzt in der Schleuse wieder das gleiche Bild wie in Wilhelmshaven, wie überall. Begrüßung, Ansprachen, Geschenke für Kommandant und Besatzung. Es folgt eine Hafenrundfahrt; alle Kriegsschiffe liegen da im Flaggenschmuck, die Besatzungen sind an Oberdeck angetreten. Hurras schallen über die Förde. Und schließlich liegt unser Boot fest an der Mole. Für den Abend sind wir Gäste der Stadt Kiel. Auch hier wieder die Straßen voller Menschen, als unsere Wagen zum Rathaus fahren.
Endlich geht alles wieder seinen gewohnten Gang. Aber die Werft, zu der wir unser Boot zur Überholung bringen, bereitet uns noch eine Überraschung. Alle Werksangehörigen, die nur irgend abkommen können, stehen an der Pier zum Empfang.
Aber sie trauen ihren Ohren nicht, als wir auf die Werft drei Hurras ausbringen. Das wollten sie doch bei uns machen! Aber haben wir nicht auch zu danken, der Werft und allen jenen, die an unserem Boot gearbeitet haben, die es uns durch ihre Arbeit erst ermöglicht haben, diese Tat auszuführen? Einige Tage später sind Werftbelegschaft und Besatzung zu einem fröhlichen Kameradschaftsabend vereint. So haben auch sie uns eine Freude gemacht. Außerdem erhielt jeder von uns Teile unseres stolzen Bootes, sauber auf einer Holzplatte befestigt, zum Geschenk. Daher also die geheimnisvollen Arbeiten während der Tage vorher.
Ein paar Tage erholen wir uns, weniger von der Fahrt als von den Anstrengungen in Berlin und Kiel. Wir fahren in Urlaub zu Muttern. Und die ist erst recht stolz auf ihren Sohn, daß er mit dabeisein konnte! —
Nach wenigen Tagen in der Werft ist unser Boot schon wieder klar zum Auslaufen. Unsere See spritzt wieder über Deck, daß die Brückenwache manchmal einen schweren Stand hat. Je weiter wir nach Norden kommen, desto schwerer wird auch die See. Winterstürme umtoben uns. Die Aussichten auf Erfolg sind bei uns schon fast auf Null gesunken. Wer soll auch bei diesem Wetter zur See fahren, es seien denn die deutschen Unterseeboote! Aber unser Glücksstern ist noch nicht gesunken, er fängt sogar wieder hell an zu leuchten, und das kam so:
Das Barometer ist mal wieder auf seinem Tiefstand angelangt. Graue Wolkenfetzen segeln mit riesiger Geschwindigkeit ganz niedrig über uns hinweg. Regen und Hagelböen prasseln an Deck. Die Sicht ist noch leidlich. Ein Fischdampfer passiert uns in einiger Entfernung, wir müssen ihn schon laufen lassen. Der Kommandant sitzt unten und schreibt in seinem Tagebuch: „Kuhsturm, Kuhsturm und nochmals Kuhsturm!" Selbst die Stimmung leidet unter diesem Wetter. Trotzdem ist alles klar, es fehlt nur der Feind.
Plötzlich kommt die Meldung von der Brücke: „Schiff voraus!" Wie von der Tarantel gestochen saust alles hoch. Hat sich also doch einer gefunden, der vor unsere Rohre laufen will! Die Alarmglocken schrillen durch die Räume, die Zentraleheizer springen an ihre Ventile, die Rudergänger flitzen an ihre Kästen, wenige Augenblicke danach ist das Boot auch schon auf Angriffstiefe eingesteuert. Vorsichtig fährt der Kommandant den Spargel aus.
Wir haben unten erst langsam erfahren, was dort oben nun eigentlich los ist. Ganz im klaren ist sich die Brückenwache aber auch noch nicht, was sie gesichtet hat.
Nach und nach stellt es sich heraus, daß uns ein kleiner Geleitzug entgegenkommt, vier große Dampfer und mehrere Zerstörer, also stark gesichert. Unser Kommandant setzt den Unterwasserangriff an, wir schleichen uns an einen Dampfer heran. Anscheinend aber hat unser Kommandant einen größeren erspäht, er nimmt einen anderen aufs Visier. Der wird also der Richtige sein. Auch hier knallt es wenige Minuten später — aber dann auch bei uns. Die feindlichen Zerstörer bringen uns einen schönen Wasserbombensegen. Rings um uns detonieren die Bomben. Das Boot zittert in allen Fugen, Lampen verlöschen, der Zeiger des Tiefenanzeigers dreht sich einige Male um sich selbst. Wir hören, wie hinter uns der Dampfer absäuft, er rauscht in die Tiefe. Unser Konto hat sich wieder um etwa 12 000 Tonnen vermehrt.
Eines Nachts erleben
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