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U47 mit Kapitänleutnant Prien gegen England - Der Bericht des Funkers Carl Steinhagen

U47 mit Kapitänleutnant Prien gegen England - Der Bericht des Funkers Carl Steinhagen

Titel: U47 mit Kapitänleutnant Prien gegen England - Der Bericht des Funkers Carl Steinhagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Steinhagen
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    Auch wir Unterseebootleute wissen, daß nun die Stunde für uns schlagen wird. Und wir ahnen es, unsere brausenden Motoren werden uns nicht durch die Ostsee fahren, es wird weiter hinausgehen auf die Weltmeere. Unser Kiel wird wieder die Nordsee, das Nordmeer und den Atlantik durchfurchen.

    Wir sind bereit, den Fehdehandschuh aufzunehmen. Wir sind bereit, getreu der Tradition der Unterseebootwaffe des großen Krieges für unser Volk hinauszufahren auf die Meere und unsere Gegner zu schlagen, wo wir nur können. Wir wollen den Krieg nicht, werden aber nicht weichen, wenn uns der Kampf aufgezwungen wird. Schon einmal hat es eine deutsche Unterseebootwaffe zuwege gebracht, das große Albion an den Rand des Verderbens zu bringen, und es hat seine Rettung nur dem Zögern der damaligen deutschen Regierung zu danken.

    Nachdem es zur Gewißheit wurde, daß Deutschland wieder gegen England und seine Flotte kämpfen muß, sind wir nicht untätig geblieben.
    Unser Boot ist ausgerüstet, Torpedos, Munition und Proviant sind in den Bootsräumen verstaut. Als wir die Berge von Ausrüstungsgegenständen auf der Pier sehen, wird uns ganz schwindelig; wir haben uns bestimmt alle gefragt, wo diese ungeheuren Mengen eigentlich verstaut werden sollen. Aber es geht wirklich. Ich muß immer an Mutters kleine Küche zu Hause denken. Mutter meint schon keinen Platz zu haben — ich glaube, sie würde die Hände über dem Kopf zusammenschlagen, wenn sie dieses hier sehen würde.
    Fangen wir einmal vorne im Bugraum an. Zwischen den Torpedorohren hängt ein Schinken, in einem aufgespannten Tuch liegen Max und Moritz, das sind Blut- und Grützwürste, die sehr gut zu Sauerkraut schmecken. Beim ersten Seeturn fielen sie dann aber alle in die Bilge rein, und Fiete, unser Schmut, hatte Mühe und Arbeit, sie dort wieder herauszuangeln. Der Schinken konnte ja auch nicht verderben, denn unsere Torpedomixer haben ihn vortrefflich mit Torpedoöl konserviert. Etwas weiter achteraus stehen Kisten mit Obst und Eiern. Es hört sich immer ganz groß an „Kisten", aber wenn man bedenkt, daß an Bord eines Unterseebootes doch eine ganze Menge hungriger Männer verpflegt werden müssen, und das auf Wochen hinaus, dann wird man verstehen, was da alles mitzunehmen ist. Nun kommen in trauter Gemeinschaft mit den Kojen einige von Fett und Öl glänzende Aale, so heißen nämlich unsere Torpedos. Anfangs ist es doch ein komisches Gefühl, wenn man neben so einem Hutschiknurri schlafen soll. Mit der Zeit gibt sich aber auch das. Passende Kosenamen werden mit dem Finger auf seinen fettigen Leib geschrieben. Sie heißen dann plötzlich „Rasender Molli", „Sanfter Emil", „Blubberkopp" oder ähnlich. Und manch frommer Seemannswunsch ist ihnen später auf ihrem Lauf gefolgt. Sie haben dann auch alles hergegeben, um uns und ihrem Namen Ehre zu machen.

    Jetzt sehen wir mal zur Zentrale hinein. In der ist auch ein reines Proviantlager errichtet worden. In der Trimmecke hängen Würste und Speckseiten. Darunter stehen Kartoffelsäcke, sie kommen sich wohl selbst ganz komisch vor neben den Apparaten, Schaltern und Leitungen. Aber jeder Platz muß ausgenutzt werden. Konservendosen liegen in den Bilgen. Brot ist in einer Hängematte hinten in der E-Maschine aufgestapelt, daß man sich dauernd den Kopf daran stößt, wenn man darunter durchgeht. Jede Konservendose ist numeriert. Mittags gibt es dann zum Beispiel einen Schlag Nummer fünf, als Nachtisch Nummer zwanzig, oder so ähnlich.
    Endlich ist alles restlos verstaut, auch die Privatsachen, wie Troyer und dickes Unterzeug, sind an Bord. Heute ist Freitag, nach altem Seemannsglauben darf an diesem Tage kein Schiff auslaufen. Also 0.01 Uhr seeklar. Vorher gehen wir noch einmal an Land, für lange Wochen werden wir dies alles ja wieder verlassen müssen.

    Zu mitternächtlicher Stunde treten wir auf dem Oberdeck an. Auf der Pier die Kameraden — alle wollen sie uns noch einmal die Hand drücken. Kapitänleutnant Prien, unser Kommandant, kommt an Bord. Der L. I., der Leitende Ingenieur, macht ihm Meldung. „Auf Manöverstationen!" Jeder eilt auf seinen Platz. „Alle Leinen los!" Drei Hurras schallen von der Pier zu uns herüber. Dann steigt der Lotse zu uns an Bord. Er ist auch alter Unterseebootfahrer, hat im Weltkrieg auf dem Boot der gleichen Nummer als Obersteuermann gefahren. Wir kennen ihn schon längere Zeit; bei der Indienststellungsfeier unseres Bootes, zu der alle alten Kameraden des

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