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Über Alle Grenzen

Über Alle Grenzen

Titel: Über Alle Grenzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lama Ole Nydahl
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Ende einer Berghöhe. Von dort aus hat man einen offenen Blick sowohl auf das Mittelmeer im Süden als auch auf die “Löwenpforte” im Norden, von wo wir gekommen waren. Über diesen Bergpass waren jahrtausendelang viele Völker, von den Phöniziern bis zu den Vandalen, gezogen. Schon im Frühling 1989 war “Karma Gön” so ausgebaut, dass ich dort zweihundertfünfzig Leuten das Bewusste Sterben beibringen konnte; mittlerweile gebe ich jedes Jahr an Pfingsten in “Karma Gön” einen Kurs. Wer glaubt, eine Handvoll Idealisten könne heute keinen Einfluss auf die Welt ausüben, braucht sich nur die Entwicklung dort anzuschauen.

    Eine Rad der Zeit-Stupa in Kham

    Viele halfen und helfen beim Aufbau von “Karma Gön”, und Pedro hält ein waches Auge auf alles. Zurzeit ist ein wichtiges buddhistisches Übersetzungsprojekt dort im Aufbau, dessen Einfluss der genauen Übertragung sehr nutzen wird. Voraussichtlich werden die ersten Verwirklicher-Höhlen Europas dort entstehen, und Buddhas Kanjur (gesammelte Belehrungen) wird übersetzt werden. Eine dreizehn Meter hohe Rad der Zeit-Stupa wurde 1994 eingeweiht, und nach der ersten Segnung des Gebiets bat Tenga Rinpoche Lopön Tsechu und mich, die Arbeit zu übernehmen. Sie soll - zusammen mit einer gleichartigen Stupa in Griechenland - Europa bestmöglich gegen den Einfluss der Moslems schützen.

    Nach dem Besuch von Gibraltar segnete ich einige Häuser deutscher Freunde in Portugal, die sich mit “Karma Gön” verbinden wollten. Der Weg nach Norden, die kurvigen Kleinstraßen Portugals entlang, kostete uns den Rest des Reifenprofils. Die spanische Grenze überquerten wir nahe Salamanca, wo Pedro aufgewachsen ist. In seinem Dorf hatte er als Bauernkind jede nur denkbare Armut erlebt. Als Elfjähriger an die Hochburg des spanischen Konservatismus, das “Escorial”, gekommen, durchlebte er eine harte Mönchsausbildung. Seine Lehrfächer der folgenden zehn Jahre umfassten alles von Selbstgeißelung bis hin zur scholastischen Philosophie. Wenig Segen oder Sinn findend, lief er nicht davon, sondern erreichte durch seine Briefe, dass der Vatikan ihn freigab. Das war das erste Mal, dass sich jemand in dieser Weise von der Kirche lossagte. Nach der harten spanischen Militärausbildung zog ihn der Wunsch nach hellen Nächten glücklicherweise nach Dänemark. Zweimal wurde er von der Fremdenpolizei ausgewiesen, um beim dritten Mal der schönen Dorrit im Flugzeug nach Mallorca zu begegnen. Jetzt haben sie zwei feine Söhne. Pedro und Dorrit waren in unser Kopenhagener Zentrum gekommen, und als während meines Segens alles zu Licht wurde, waren sie überzeugt.

    Im Januar 1987 flogen Hannah und ich mit Pedro und Freunden aus Raidwangen nach San Francisco. Rundfunk und Fernsehen gaben eine breite Berührungsfläche, mitunter mit ungewöhnlichen Bevölkerungsschichten. In einem Programm für Minderheiten bestanden sie darauf, dass Dänen nicht weiß wären, sondern aus dem Kaukasus kämen, aber wenigstens behauptete niemand, dass Buddha schwarz gewesen sei, wie einige Jahre später in Los Angeles. In einem offensichtlich unzerstörbaren Volvo Kombi fuhren wir zu siebt samt Gepäck durch die so anziehende südwestliche Ecke der USA. Zu meiner Schande muss ich gestehen, uns hier einen Platz unter unzähligen im Graben verschafft zu haben. Während ich über die Einheimischen witzelte, die in den Schneedünen parkten, tat ich genau dasselbe. Die Straße war einfach zu eisig für meine Geschwindigkeit.
    Es wurde immer klarer, warum Karmapa auf häufige Amerikareisen bestanden hatte. Unsere Gruppen in diesem großen Land bekamen oft nur einen Lama-Besuch im Jahr, meistens von Khenpo Khatar aus Woodstock. Da ich sie als einziger ermächtigte, selbst und in der eigenen Sprache Meditationen anzuleiten, war es verständlich, dass so viel weniger geschehen war als in Zentral- und Osteuropa. Das Ziel Buddhas sind voll entwickelte Menschen, und wenn die Leute nicht selbständig werden, wächst auch nach außen nichts.
    Tatsächlich gab es mehrere Engpässe. Die Unterschiede in der Wahrnehmung zwischen Ost und West, die viele gern als bereichernd angesehen hätten, verursachten häufig Schwierigkeiten. Außer in Portland und Santa Fe gab es wohl überall und in allen Linien Ärger. Die Tibeter störte an den Westlern deren flippige Oberflächlichkeit, ihre ungeordneten Familienverhältnisse und dass sie häufig die kostbaren und bis dahin geheim gehaltenen Übertragungen mit seltsamen

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