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Über Alle Grenzen

Über Alle Grenzen

Titel: Über Alle Grenzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lama Ole Nydahl
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besten ein breites erotisches Grinsen. Hat man dabei die Einstellung, schwächer Gestellten in Zukunft eine bessere Behandlung zu sichern und die Verteiler der Besitztümer von schlechtem Karma zu reinigen, ist das sogar noch buddhistisch. Man darf nur nicht richtig sauer sein oder den Vorgang zu sehr genießen!

    Leider war es unmöglich, einen tibetischen Fahrer für den Rückweg nach Nepal zu finden. So mussten wir einen der missmutigen Chinesen ertragen. Er saß ganz alleine und wünschte überhaupt keine Verbindung mit den “weißen Teufeln”.

    Segnungen in Shigatse

    In Shigatse parkte der Fahrer an einem chinesischen Gasthaus, aber da wir einfach im Bus sitzen blieben, musste er zu dem tibetischen Hotel fahren, das wir schon vom Hinweg her kannten. Wir sorgten dafür, dass er dort gut behandelt wurde. Er konnte das wirklich gebrauchen. Da er von Zigaretten und bitterem Tee lebte, würde er sich mit seinem ganzen Zorn sowieso schnell selbst vernichten.

    Ein Hauch der früheren Größe

    Den nächsten Morgen verbrachten wir im Tashi-Lhuenpo-Kloster, dem Hauptsitz der Panchen Lamas. Von den riesigen Gebäuden war nur die südliche Hälfte zerstört worden. Die wenigen Mönche, die dort leben durften, waren noch dazu mit chinesischen Spionen versetzt. Als wir mit ihnen redeten, war ein Hauch früherer Größe spürbar.
    In Gyantse, unserem nächsten Halt, stand die schönste Stupa, die wir jemals gesehen hatten; sie war riesengroß. Wie auch Tashi Lhuenpo war sie dem Panchen Lama unterstellt und war wahrscheinlich deswegen der Zerstörung entgangen. Ihre vielen Räume, auf mehrere Stockwerke verteilt, sind von außen her zugänglich. Jeder einzelne enthält eine erstklassig gearbeitete Statue und Rollbilder mit einer friedvollen, schützenden oder vereinigten Buddhaform. Als Ausdruck des erleuchteten Geistes erwecken sie sehr schnell die innewohnende Buddhanatur der Wesen.
    Irgendetwas mussten Hannah und die Freunde weiter oben im Gebäude falsch gemacht haben. Plötzlich sperrte einer der Mönche sie einfach ein und ließ sie erst nach einer Weile wieder heraus. Überhaupt hatten fast alle ein ungutes Erlebnis in Gyantse, und die häufigste Störung der Menschen war immer der Zorn.
    Tingri, wo wir vor der Grenze übernachteten, ist eine gebrochene Stadt. Dort hatte früher der Meister Padampa Sangye gelehrt. Man sah zwar keine Zeichen von Kämpfen und Bomben wie in Osttibet, alles war fast museumsähnlich wohlerhalten und betont tibetisch. Die Bevölkerung hatte aber wie üblich den fehlenden Mut mit ihrem Innenleben bezahlt. Sie hatte ihre Würde verloren, und viele Kinder bettelten. Das war ganz bestimmt im Sinne der Chinesen: “Mustertibeter” zum Vorzeigen - ein beklemmendes Beispiel. Die Menschen sprachen aber immer noch tibetisch, was sie in Nyelam, Milarepas Dorf, schon nicht mehr wagten oder konnten. Vielleicht würden einige von ihnen später dadurch wieder zu ihrer Selbstachtung finden können.
    Die chinesische Grenze war leicht zu überqueren. Die Zöllner hatten mittlerweile schwarze Maouniformen, aber sie waren jung und leicht zu foppen. Wir trugen einfach die Sachen, die wir ihnen nicht zeigen wollten, um den Zoll herum. Als wir die acht Kilometer abgerutschte Erde wieder den Berg hinunter gelaufen waren, wartete ein Bus mit einer Warnung von Niels: Die eigentliche Gefahr sei erst der nepalesische Zoll. Wir sollten alle Schmuggelware am Körper tragen. Die erste Gruppe war um viele Wertsachen von Bokar Tulku erleichtert worden, die sie wegen der Hitze voreilig wieder in ihr Gepäck zurückgelegt hatten. Normalerweise wird man ja nicht nach Geld und Silber von dem Land durchsucht, in das man einreisen will. Mit Lopön Tsechus Hilfe hatte Niels glücklicherweise einen Großteil des beschlagnahmten Guts wieder freibekommen. Vor allem die silbernen Opferungsgegenstände würden mehrere Lamas erfreuen.

    Die schönste Stupa - Hannahs “Gefängnis”

    Zurück in Kathmandu, nahmen sich Lopön Tsechu und Tenga Rinpoche unserer rührend an. Dann ging die Reise weiter nach Osten, jetzt mit zwanzig Mann. Dieses Mal hatten wir richtige Sikkim-Visa, sogar für zehn Tage Rumtek. Da viele Tibeter 1959 mit Karmapa aus Tsurphu hierher geflohen waren, hörten sie gern vom Aufbau ihres alten Zuhauses. Sie wollten kein Geld für unseren Aufenthalt annehmen und behandelten uns noch zuvorkommender als sonst.

    Beim herzlichen Abschied von Rumtek mit Lama Tsültrim Namgyal

    Inmitten so vieler guter Laune

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