Über Alle Grenzen
Mitte Januar 1978 mit Jamgön Kongtrul Rinpoche und seinen Begleitern nach Indien zurück. Sie wollten rechtzeitig zum tibetischen Neujahr in Sikkim sein. Karmapa hinterließ einen geöffneten Erdteil, dessen Mitte und Osten nun unser Arbeitsgebiet war. Wie immer hatte er uns klare Anweisungen gegeben, was zu tun sei, und zum Abschied schrieb er noch einen Brief an die europäischen Zentren. Es würde noch aufregender sein, alles wachsen zu lassen, ohne den “Chef” an der Seite zu haben.
Unsere Aufgabe war, Karmapas Geschenke an viele weiterzugeben, seinen Segen in das tägliche Leben der Wesen einzubauen. Die Leute sollten ihre buddhistische Zuflucht verstehen und sich bei den auf Deutsch oder Tibetisch geleiteten Meditationen und den Grundübungen zu Hause fühlen. Mit dem Lehrer als kraftvolle Verbindung zu ihrem zeitlosen Zustand würden sie viel Verwirrung vermeiden können und schnell vorwärts kommen. Der schnelle Weg ist, sich so lange furchtlos, freudvoll und mitfühlend zu verhalten, bis man wie sein Lehrer geworden ist; nichts wirkt durchgreifender. Das ist das Hauptanliegen der unterschiedlichen Karmapa-Meditationen, zu deren Halter er mich machte. Die Aufgabe der Zentren und Gruppen ist, dieses Vertrauen durch Belehrungen und Meditationen noch zu stärken. Sie entfernen jedes Leid so erfolgreich, wie es sich während der letzten 2.500 Jahre immer wieder gezeigt hatte.
Unsere Freunde sollten wissen, dass es nur ein Ziel gibt: menschliches Wachstum. Wenn wir selbständig sind und die äußeren wie inneren Welten beherrschen, wird sich die Buddha-Natur zeigen. Da die Mittel so wirksam sind, würden auf dem Kagyü-Weg die Gemüter ganz schön in Aufruhr geraten, und es sollte nicht langweilig werden.
Hannahs Kraft ist ihr unerschütterliches Vertrauen und ihre tiefe Liebe. Ich kenne keinen besseren Menschen als sie. Meine Kraft ist, dass ich die Menschen mag, dass ich sie anziehend und spannend finde. Diese Eigenschaften zusammen mit meiner Freude am Handeln und Entfernen von Hindernissen - je größer, desto besser - hatten wir in Karmapas Hände gelegt. Wir taten genau, was er sagte. Ich sollte als Lehrer reisen und in seinem Namen Zentren aufbauen. Hannahs Aufgabe war und ist, sich um die Linienhalter und Rinpoches zu kümmern. Sie sollte bei ihren Reisen und bei mündlichen und schriftlichen Übersetzungen helfen. Zudem gehört zu ihrer Arbeit noch die “Vermittlung nach oben”: Sie konnte während der wichtigen Jahre des ersten Wachstums unsere Lehrer im Voraus gegen die Gerüchte impfen, die bezüglich meines Verwirklicher-Stils mehrmals bei den engeren Geistern auftraten - was heute nicht mehr nötig ist. Da Hannah und ich oft zusammen sind und ständig in Verbindung bleiben, festigten sich die Beziehungen zwischen Ost und West.
Das Schönste von allem ist, dass Karmapa uns nie verließ. Seit seinem ersten Besuch blieb sein Kraftfeld im Westen, und es verdichtet sich ständig. Wo immer die Menschen ihr Band zu ihm und ihrer gesunden Vernunft halten, gewinnt ihr Leben an Sinn. Seine Arbeit, durch den Kraftkreis von Schwarzer Mantel ausgedrückt, ist überall und schützt jeden. Wenn meine Schüler zu erzählen anfangen, wie oft sie seine Hilfe gespürt haben, sind sie nicht leicht aufzuhalten.
Hannah übersetzte zunächst für Khenpo Tsültrim Gyamtso in England. Dann begann sie in Dänemark, eine Zusammenfassung von Gampopas Buch “Juwelenschmuck der Befreiung” zu verfassen. Sie beendete während eines Kurses in Frankreich den Text, der heute überall verwendet wird. Ende Juli folgte ihre nächste Übersetzungsreise für Ayang Tulku aus der Drikung-Linie, der seine ersten Kurse über das Bewusste Sterben in Kopenhagen und Rödby gab. Danach fuhr sie ihn durch Europa.
Ich startete unter anderem die wichtige Gruppe in Bad Wörishofen, dem Ort, an dem Pfarrer Kneipp seine Gesundheitslehre begründet hat. Kurt beendete dort gerade seine Ausbildung zum Masseur und lud mich in seine Schule zu einem Vortrag ein. Im Gymnastiksaal einer süddeutschen Kurstadt mit nur zehntausend Einwohnern warteten achtzig helle Köpfe. Mehrere waren mir sofort bekannt. Außer Erik, dessen Eltern die Veranstaltung ermöglicht hatten, wurden am gleichen Tag Paul, seine Zwillingsschwester Tina, Karola, Ruth, Andrea, Fidi und einige andere meine Schüler. Aufgrund starker alter Bände waren sie an der gleichen Stelle geboren worden und hatten schon als Kinder miteinander gespielt. Nun, da sie ihre Verbindung mit
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