Über Alle Grenzen
der Lehre wiederbekamen, entstand wie von selbst eine Meditationsgruppe, und sie trafen sich täglich. Einige schafften es noch vor ihrem Abitur, die Grundübungen zu vollenden. Ihr natürliches Vertrauen der Lehre und dem Lehrer gegenüber ist der beste Beweis dafür, dass man Gewohnheiten aus früheren Lebenszeiten fortsetzt. Ihre fröhlichen Verwirklicher-Geister hören nicht auf, sich zu entwickeln. Erik wurde Reiselehrer; Karola betreut heute die Freunde bei längeren Zurückziehungen und hält die Diamantweg-Übertragung in unserem später gekauften Zentrum auf dem Schwarzenberg, von woher auch tatkräftige Reiselehrer wie Hinrich, Patricia und Alex die Verbindungen in alle Welt beleben
Nachdem Kurt mich jahrelang auf Reisen begleitet und dabei geholfen hat, die ersten Zentren südlich von Frankfurt zu starten, sind heute viele Freunde nachgekommen und er ist mehr mit seiner Firma beschäftigt.
Nach Jahren, in denen wir uns, wegen des Vertrauens und der nahen Zusammenarbeit Aller, freudvoll jenseits aller Hierarchie befanden, bestätigten einige Anfragen aus Schwarzenberg, dass auch der 17. Karmapa Thaye Dorje, Künzig Shamarpa und Jigmela, die Vertreter des Karma Kagyü für Europa, den Wunsch des 16. Karmapa weitertragen, dass ich die Verantwortung und somit auch den Vorsitz aller Diamantweg-Zentren übernehme.
Schon 1976 hatte mich Karmapa in Frankreich darum gebeten, ein Buch im Stil der Lebensgeschichte Milarepas zu schreiben. Diese Idee griffen einige Freunde wieder auf. Die Jahre, die wir so nahe bei Karmapa verbracht hatten, sollten allen gehören. Ein Lektor des bekannten Diederichs-Verlages war bereits gefunden, und im Juni 1978 fand ich drei Wochen Zeit. Im besten Deutsch sollte ich niederschreiben, woran ich mich erinnerte; der Lektor würde es verfeinern. Nach einer Nacht- und Nebelaktion, damit auch die entschlossensten Frauen mir nicht folgen konnten, bestand meine Welt mit einem Schlag aus einem Kellerzimmer in Davos. Anfangs war die Arbeit nicht leicht. Ich lebe so sehr im Jetzt, dass es kaum Zeit für Erinnerungen gibt. Die vielen Boxhandschuhe, die mein Kopf gestoppt hatte, neun Jahre mit Drogen und ein kräftiger Motorradunfall in München haben sicher auch nicht zu meiner Erinnerungsfähigkeit beigetragen. Nach und nach kam aber vieles hoch, was wichtig war, und bald lebte ich wie im Rausch: Ich aß kaum und arbeitete von sieben Uhr morgens bis um drei Uhr früh. Die beschriebenen Blätter stapelten sich. Als Kurt mich abholte, sagte er, dass ich durchsichtig geworden sei. Ich wog zehn Kilo weniger.
Begegnung mit dem Buddha in uns
Dank der guten Arbeit des Lektors und einer weiteren Woche in der Nähe von München zum Überarbeiten des Textes war die erste Ausgabe von “Die Buddhas vom Dach der Welt” schnell fertig. 1988 verbesserte ich das Buch für die zweite Auflage, 1993 erschien die dritte und die vierte Auflage im Jahr 2003. Es war ein Vergnügen, in der Zwischenzeit so viel Deutsch dazugelernt zu haben, dass ich mich genau ausdrücken konnte. Das Buch ist noch heute der Einstieg für die Hälfte derjenigen, die zum ersten Mal in unsere Zentren kommen. Nach einem riesigen Fest flog ich nach Südafrika, um Karmapas Segen in einen neuen Erdteil zu pflanzen.
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3. Jamgön Kongtrul Rinpoche Chökyi Senge (1954-1992)
Die Vorgänger des 3. Jamgön Kongtrul Rinpoche waren zwei bedeutende Lamas in der Kulturgeschichte Tibets: Jamgöng Kongtrul Lodrö Thaye (1813-1899) gilt als Mitbegründer und wichtiger Vertreter der so genannten “Rime”-Bewegung, die sich den Erhalt wichtiger Überlieferungslinien in verschiedenen Schulen zum Ziel gesetzt hatte. Der 2. Jamgön Kongtrul Khyentse Özer (1902-1952) war Sohn des 15. Karmapa gewesen und einer der wichtigsten Lehrer des 16. Karmapa und Linienhalter der Mahamudra-Lehren.
Chökyi Senge wurde 1954 geboren und bald darauf vom 16. Karmapa als der 3. Jamgön Kontrul Tulku anerkannt. Er und seine Adminstration wurden vom 16.Karmapa nach Rumtek eingeladen, wo er eine Ausbildung machte. 1976/77 und 1979/80 begleitete er Karmapa auf dessen Reisen im Westen und setzte nach dessen Tod einige seiner wichtigen Aufgaben fort. Er gab in Indien, Tibet und im Westen große Einweihungszyklen. Bekannt wurde er dort u.a. durch die große Kagyü-Nagdzö-Einweihungsreihe in Rødby/Dänemark, 1989. Schon 1984 bekam er die Erlaubnis zum Wiederaufbau von Karmapas Hauptsitz in Tibet, Tsurphu. In West-Bengalen und Nepal baute er Klöster; auch ein
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