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Über Alle Grenzen

Über Alle Grenzen

Titel: Über Alle Grenzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lama Ole Nydahl
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Projekt zum Neuaufbau der historischen Nalanda-Universität brachte er auf den Weg. Jamgön Rinpoche starb 1992 bei einem Autounfall.

Südafrika
    Das Jahr 1978
    Bürgerkrieg in Nicaragua gegen das Regime Somoza.
In Rhodesien einigen sich Ministerpräsident Jan Smith und die gemäßigte schwarze Opposition auf Übergabe der Regierung an die schwarze Bevölkerungsmehrheit bis zum Jahresende.
In Italien wird der christdemokratische Politiker Aldo Moro entführt und später ermordet.
    Das südliche Afrika war aufregend und ungewöhnlich. Jeder war auf sich selbst gestellt. Es gab drei weiße “Stämme”: die Juden, die mit Gold und Diamanten handelten, die Engländer, die sich um die Verwaltung und den Großteil der Kultur kümmerten, und die Buren, die das Land besaßen. Außerdem lebten dort Mulatten, Asiaten und eine Reihe schwarzer Stämme, die sich regelmäßig gegenseitig umbrachten, mit Vorliebe die Zivilbevölkerung. Die Schwarzen fürchteten sich immer noch vor den Zulus, einem kleinen, fast gelben Menschenschlag. Vor hundert Jahren waren sie von den Zulus unter Leitung des Militärgenies Charka unterworfen und teilweise ganz ausgerottet worden. Er hatte Tausende seiner Gegner in der Nähe von Durban an der östlichen Küste von einem Felsen des Landes hinunterstürzen lassen.
    In Johannesburg wartete die Familie Hardacre, starke nordenglische Leute, die wir aus der Dordogne kannten. Geoff, damals in den Fünfzigern, hatte früher für die Polizei in Hongkong gearbeitet. Er war mehrmals zum Sieb geschossen worden, da er am liebsten der Erste war, wenn es galt, ein Verbrechernest auszuheben. Sein Revolver hatte eine Kerbe für jeden Mann, den er weitergeschickt hatte, und er goss seine Kugeln in der Garage auf altmodische Weise selbst.
    In Hongkong hatte eine Buddha-Statue einen starken Eindruck auf Geoff gemacht. Er fand eine chinesisch-buddhistische Lehrerin, und als er sich mit seiner Familie in Südafrika als unabhängiger Gutachter in Versicherungsangelegenheiten niederließ, war er bereits Buddhist. Obwohl übergewichtig und mit vielen körperlichen Schwächen ausgezeichnet, die ein Leben voll Gewalt mit sich bringt, war er ein Löwe von einem Mann. Es war spannend, bei den Hardacres zu sein.

    In Südafrika

    Einige kleine Meditationsgruppen, in denen nur ausgeprägte Einzelgänger waren, gab es schon. Meine Aufgabe war, ihnen klar zu machen, was Buddhismus überhaupt ist, die Lehre aus den mehr oder weniger verworrenen geistigen Überlieferungen zu verdichten. Das ist eine unangenehme Arbeit; man trampelt dabei ständig auf verwundeten Egos herum, aber wer es unterlässt, baut auf Sand. Da die Kirche verhinderte, Universitäten oder andere öffentliche Gebäude für meine Vorträge zu nutzen, fanden die meisten Begegnungen in privaten Räumen statt.
    Schnell lösten sich bei mir einige der allgemeinen festen Vorstellungen über Südafrika auf. Fragte ich die Weißen über die Stellung der Schwarzen aus, so sagten sie, dass die Europäer zuerst in das Land gekommen seien, was wohl geschichtlich stimmt. Die Urbewohner des Landes waren ausgestorben, dann kamen die Weißen dorthin. Als ich etwas über die Sklaverei wissen wollte, die die Dänen als erste abgeschafft hatten, erzählten sie mir, dass sogar die schwarzen Stämme einander gefangen nahmen. Sie verkauften dann ihre Beute an die Araber, die sie zur Küste brachten. Dort luden vor allem Holländer die Sklaven auf ihre Schiffe. Außerdem gehe es den Schwarzen in Südafrika besser als irgendwo sonst, was man auch sehen könne. Einige sagten sogar, dass eines der größten Probleme, nämlich die Überbevölkerung, daher kommt, dass Penizillin ohne notwendige Aufklärung und Verhütungsmittel gegeben wurde.
    Eines war jedenfalls deutlich: Wenn man hier die buddhistische Lehre erklären wollte, so war Politik sicherlich nicht die richtige Annäherungsweise. Wieder einmal wurde mir klar, warum Karmapa immer darauf bestanden hatte: “Keine Politik in meinen Zentren!”

    Die Landschaft war beeindruckend hart und eintönig. Der Wind jagte den feinen Staub aus den bis zu elf Kilometer tiefen Goldminen in jede Ritze, und die Menschen hatten häufig Probleme mit den Nebenhöhlen. Johannesburg sah aus wie ein zu heiß gewaschenes New York, mit Wolkenkratzern und altertümlichen Kreuzungen, an denen alle erst anhalten mussten, um herauszufinden, wer zuerst fahren durfte.
    Eines Tages fuhren wir zum Drakensvaal, der wahrscheinlich ältesten Bergkette der Welt.

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