Über das Trinken
den Rest ihres Lebens mit Bus und Bahn.
Oder Taxi. Als ich damals im Taxi zur Untersuchung bei der Dekra nach Berlin-Hohenschönhausen rausfuhr, wußte der Fahrer sofort Bescheid. »Idiotentest, was? Hab ich auch durch.«
Da er ja fuhr, ging ich davon aus, daß er erfolgreich gewesen war.
»Das ist schlimmer als ein Stasi-Verhör«, so der Taxifahrer – und er wisse, wovon er da rede. Er habe in Bautzen gesessen. Aber »bei denen« habe man wenigstens gewußt, was die hören wollten. »Bei denen da«, und hier zeigte er mit dem Kinn vage in Fahrtrichtung, »bei denen weiß das keiner.«
Das war, so als Zeitzeugenaussage, natürlich eindrucksvoll. Inhaltlich ist es aber nicht ganz richtig. Der Autor hier weiß es nämlich jetzt, und er kann Ratschläge geben.
Man darf sagen, er hat auch dieses Kapitel gründlich recherchiert. Nicht, daß er es aus Spaß am Vergehen getan hätte. Er hatte schon ein angemessen schlechtes Gewissen,
als er damals alkoholisiert hinter dem Steuer saß, und er hielt sich sogar extra penibel an jede Verkehrsvorschrift. Genau das wurde ihm allerdings zum Verhängnis.
Als ihn die Polizisten aus dem Verkehr zogen, erklärten sie ihm, sie seien schon eine ganze Weile hinter ihm hergefahren. Wenn aber einer nachts nur fünfzig fahre, wo fünfzig erlaubt sind, und nicht knapp sechzig, wie das alle machten, so die Polizisten, wenn sich also einer ausnahmsweise einmal wirklich an die Regeln halte: dann mache sich der verdächtig. Dann sei das ein Indiz dafür, daß es sich lohnen könnte, da mal mit dem Pusteröhrchen ans Fenster zu klopfen. Strikte Verkehrsregeltreue gehöre sozusagen zu den alkoholtypischen Ausfallerscheinungen. »Kräftig!« schrien die Polizisten dann Mal ums Mal, als der arme Autor sein Heil in der Zirkularatmung suchte – Ansaugen von frischer Luft durch die Nase, und dann gleich rein damit ins Röhrchen –, es klappte leider nicht. Am Ende standen unglaubliche 1,4 Promille auf der Anzeige des Meßgeräts. Das alleine bringt einen zwar noch nicht unbedingt in den Genuß einer MPU, die ist erst ab 1,6 Promille vorgeschrieben. Aber der Autor hatte vorgesorgt und war ein paar Jahre zuvor schon leicht angetrunken mit einem nicht versicherten Kleinroller, um den übrigen Verkehr nicht unnötig zu gefährden, vorsichts- und abkürzungshalber etwas sehr zügig verkehrtherum durch eine Einbahnstraße gefahren, an deren Ende die Polizei bei einer Routinekontrolle
auf Verkehrsteilnehmer aus der anderen Richtung wartete. Und das (zusammen mit einer roten Ampel, die wieder ein paar Jahre zuvor knapp überrollt worden war, um die Nachfolgenden nicht durch eine abrupte Bremsung zu irritieren) reichte dann aus für die Qualifikation zur MPU.
Falls Sie also, liebe Leser, aus welchen Gründen auch immer, ein Interesse daran haben, wie man daherreden muß, um nach einer Trunkenheitsfahrt den Führerschein wiederzubekommen, dann kann ich Ihnen an dieser Stelle nur empfehlen: So, wie ich hier eben, schon mal nicht! Entschuldigendes Kleinreden der Vorfälle kommt aller Erfahrung nach überhaupt nicht gut an bei den Psychologen. Gefragt sind klare Ich-Botschaften, Zerknirschung und Reue. Gefragt sind Einsicht und Besserung. Und, was das schwerste ist: Man muß ihnen glaubhaft machen, daß es tatsächlich niemals wieder vorkommen wird.
Deshalb kann ich allen, die je in diese Situation geraten, nur den Ratschlag geben: Kommen Sie bitte nie, niemals und unter keinen Umständen auf die Idee zu behaupten, sie würden fortan nie wieder etwas trinken. Wer solchen Unfug erzählt, ist automatisch durchgefallen. »Abstinenz ist kein kontrolliertes Trinkverhalten« – das ist ein absoluter Lieblingssatz der Psychologen. Genausogut könnten Sie verkünden, Sie wollten sich von jetzt an jeden Tag einen Vollrausch gönnen.
Ich darf sagen, ich habe schon einige Freunde mit meinen Hinweisen glücklich durch die MPU gebracht. Der L. aus Hamburg etwa wurde von der Gutachterin gefragt: »Wie hoch schätzen Sie das Risiko ein, daß Sie wieder mit Alkohol in Berührung kommen?«
Darauf er: »Sehr hoch! Schon heute abend wieder, im Stadion, beim HSV.«
Die Gutachterin zog die Augenbrauen hoch: »Ich bin Fan von Werder Bremen. Sie sind durchgefallen.«
Den Rest der Zeit unterhielten sie sich über die Saison und ihre Fußballvereine. Daß L. in dieser Frage unnachgiebig und als Hamburger einem Bremen-Fan kein Entgegenkommen zu zeigen bereit war, selbst wenn davon der Führerschein abhing: Das
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