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Ueber Den Deister

Ueber Den Deister

Titel: Ueber Den Deister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Teltscher
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klopfte an der Tür. Brenner wollte seinen Besucher eigentlich einen kurzen Moment vor der Tür warten lassen, aber er kam nicht dazu, Marder stand bereits im Raum.
    »Guten Tag, Herr Brenner, ich fürchtete schon, Sie wären nicht hier, da wollte ich schauen, ob ich das richtige Zimmer erwischt habe.«
    Brenner erhob sich und streckte dem alten Kommissar die Hand entgegen.
    »Schön, Sie wieder mal zu sehen. Darf ich Ihnen einen Kaffee anbieten? Kaffee ist doch Ihr Lieblingsgetränk, wenn ich mich recht erinnere.«
    »Das dürfen Sie gern. Kaffee ist das eine Laster, das ich beibehalten habe. Für alle anderen bin ich entweder zu alt oder zu vorsichtig geworden.«
    Marder und Brenner nahmen an dem kleinen Tisch in einer Ecke des Raumes Platz. Brenner schenkte zwei Tassen Kaffee ein, holte Milch und Zucker aus einem Kühlschrank und stellte sie auf den Tisch. Brenner sagte nichts, die Vorbereitungen zum Kaffeetrinken nahmen offensichtlich seine ganze Konzentration in Anspruch. Bevor die Situation peinlich werden konnte, brach Marder das Schweigen.
    »Herr Brenner, ich möchte Sie nachträglich zu Ihrer Ernennung zum Leiter der Kriminalpolizei in Barsinghausen beglückwünschen. Oder ist das schon zu lange her, als dass man noch gratulieren darf?«
    »Sie dürfen, Herr Marder, Sie dürfen, obwohl das schon mehr als ein Jahr her ist. Es war ja eine schwierige Geburt, bis man mir diesen Job angeboten hat. Die Herren in Hannover haben es sich nicht leicht gemacht, sich dazu durchzuringen.«
    »Ich war lange genug dabei, um zu wissen, dass die in den oberen Etagen manchmal ewig brauchen, Entscheidungen zu fällen, wenn es um Leute wie uns an der Front geht.«
    »Hier in Barsinghausen konnten sie sich das wohl leisten, weil sie als Zwischenlösung einen Mann von auswärts hergeschickt hatten. Sie erinnern sich doch bestimmt noch an Volkert, der hier für eine kurze Zeit Chef war?«
    Natürlich erinnerte sich Marder an Kommissar Volkert. Brenners Frage war ohnehin nur rhetorisch gemeint, er fuhr fort, ohne Marder die Chance auf eine Antwort zu geben.
    »Er war überhaupt nicht mein Typ, und als Chef nicht besser als Matuschek. Man wusste nie, woran man bei ihm war.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Erst schien er total uninteressiert an den Vorgängen hier im Ort und sagte, er könne es nicht erwarten, nach Hause zurückzugehen. Zum Schluss versuchte er dann, die Rückkehr zu seiner alten Dienststelle immer wieder hinaus zuzögern. Aber vielleicht kam mir das nur so vor, weil ich darauf wartete, selbst den Stuhl an diesem Schreibtisch zu besetzen.«
    Marder verstand Brenner gut, auch er hatte Kommissar Volkert nicht besonders geschätzt. Er hatte nicht definieren können, warum das so war, aber Volkert war ihm undurchschaubar vorgekommen, mit einem Hauch von Unehrlichkeit in den Augen. Ohne Zweifel war seine Abneigung ge gen über Volkert von dem Mann in gleichem Maße erwidert worden.
    Brenner stand von seinem Stuhl auf, öffnete die Tür eines Schrankes und holte eine kakifarbene Regenjacke heraus.
    »Übrigens, jetzt, wo wir über Volkert sprechen, fällt mit etwas ein: Volkert hat diese Jacke hier vergessen. Ich habe sie behalten, weil ich immer dachte, vielleicht meldet er sich mal und fragt danach. Aber da er sie bisher nicht reklamiert hat, wird er es auch in Zukunft nicht tun. Ich glaube, jetzt wird es langsam Zeit, sie zu entsorgen.«
    Marder war nicht nach Barsinghausen gekommen, um über Kommissar Volkert oder dessen Kleidung zu plaudern. Der Mann hatte ihn damals kalt gelassen, und Marder konnte sich auch jetzt nicht für ihn erwärmen.
    »Herr Brenner, ich will Ihre Zeit nicht zu lange in Anspruch nehmen. Ich gestehe, ich bin nicht nur zum Klönen vorbeigekommen. Sie waren offensichtlich überrascht, als ich Sie heute Morgen anrief. Herr Falkenberg hat Ihnen also meinen Besuch nicht angekündigt.«
    »Nein, das hat er nicht, aber ich kann mir denken, warum Sie hier sind: Es geht um mein Gespräch mit Herrn Falkenberg über Vera Matuschek. Er hat mir am Telefon gesagt, dass er sich um die Angelegenheit kümmern wolle, und ich vermute, deshalb hat er Sie hergeschickt.«
    Marder registrierte, dass Brenner nicht mehr so fahrig und unsicher wirkte wie vor zwei Jahren, er war offensichtlich mit sich im Reinen und an seiner Verantwortung gewachsen. Er trug einen modischen Anzug, dazu eine Krawatte in ruhigem Muster und dezenter Farbe. Vor zwei Jahren hatte er im Dienst meistens einen Pullover getragen.
    »Ja, ja, das ist

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