Ueber Den Deister
wobei er die Salatblätter mit Krabben, Schinkenwürfel, Käsestückchen oder anderen Leckereien anreicherte, über die er in Butter geröstete Croûtons streute. Dann erst entsprach der Salat seinen Ansprüchen an eine gute Mahlzeit. Heute war sein Arbeitseinsatz in der Küche nötig geworden, weil seine Frau den Täter in einem Krimi um einen mysteriösen Mord im Mittelalter noch vor dem Essen entlarven wollte.
Als Volkert auftauchte, saß er in seinem Auto. Leider befand sich der Wagen bereits seit Längerem auf dem Grund eines unbenutzten Hafenbeckens der Weser in Holzminden.
Falkenberg schilderte die Situation so sachlich wie möglich:
»Durch die extreme Trockenheit der letzten Wochen ist der Wasserstand der Weser so tief gesunken wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Gestern Abend hat ein Spaziergänger auf einem Kai unter der Wasseroberfläche etwas gesehen, was er für ein Autodach hielt. Er hat die Polizei informiert, die das Auto aus dem Wasser heben ließ. Es war Volkerts Wagen, und leider haben sie auch Volkert und sein Urlaubsgepäck darin gefunden. Du wirst es kaum glauben, aber Volkert war vorschriftsmäßig angeschnallt. Die Leiche wurde noch gestern Nacht in die Rechtsmedizin zur Untersuchung gebracht.«
»Haben die schon etwas gesagt?«
»Ja, aber natürlich nur Vorläufiges. Sie sind sicher, dass Volkert bereits länger als eine Woche tot ist. Wie lange er genau im Wasser lag, können sie noch nicht sagen, aber auf jeden Fall mehrere Tage. Sie sind der Meinung, dass er nicht an dieser Stelle, vielleicht überhaupt nicht in der Weser ertrunken ist. Dass er zu dem Zeitpunkt, als das Auto im Hafenbecken landete, höchstwahrscheinlich bereits tot war, lässt sich aus dem Zustand seiner Lunge schließen.«
»Hat die Leiche sichtbare Wunden?«
»Nein, am Körper lassen sich keinerlei äußerliche Verletzungen finden, die von Schlägen, Einschüssen oder Stichwunden herrühren können, es gibt auch keine offensichtlichen Knochenbrüche.«
»Erich, du hast sicher von Brenner gehört, dass Vera Matuschek wieder zu Hause ist. Denkst du, was ich denke?«
»Ja, das ist die einzige logische Erklärung. Wir haben ihr noch nicht gesagt, dass wir Volkert gefunden haben. Das weiß bisher außer mir nur die Polizei in Holzminden. Wir haben die Presse ebenfalls noch nicht informiert. Es war gestern Abend schon dunkel, als das Auto aus dem verlassenen Hafenbecken gezogen wurde, das hat niemand mitbekommen. Den Mann, der das Auto entdeckt hat, haben wir zu absolutem Schweigen verpflichtet. Auf jeden Fall müssen wir uns jetzt mit Vera Matuschek unterhalten.«
»Ja, und das so schnell wie möglich. Ich habe zwar gesagt, dass ich mit diesem Fall nichts mehr zu tun habe, aber nachdem, was jetzt passiert ist, ist es bestimmt sinnvoll, wenn ich als Erster mit ihr spreche. Sie ist ja, wie du sagst, völlig ahnungslos, dass ihr Volkert gefunden habt. Wenn ich sie damit konfrontiere, ist sie vielleicht so schockiert, dass sie die Wahrheit darüber sagt, was geschehen ist.«
»Ich weiß nicht, Manfred, eigentlich bist du kein Kriminalbeamter mehr, und jetzt, wo tatsächlich ein Verbrechen passiert zu sein scheint, habe ich Bedenken, dich die Ermittlung weiterführen zu lassen.«
»Diese Bedenken hattest du nicht, als du mich gebeten hast, mich um das Verschwinden von Vera Matuschek zu kümmern. Du kennst mich gut genug, um zu wissen, dass ich auf jeden Fall im Interesse und Sinn der Polizei und Justiz handeln werde. Vera ist eine äußerst berechnende Person, und ich denke, man muss sie in dieser Angelegenheit überrumpeln, bevor sie sich Geschichten und Ausreden zurechtlegen kann. Dazu bin unter den gegebenen Umständen am besten ich geeignet.«
»Okay, Manfred. Mir ist nicht ganz wohl bei der Sache, aber ich nehme das auf meine Kappe. Morgen werden wir erste Ergebnisse der Obduktion bekommen. Nachdem der Körper so lange im Wasser gelegen hat und die Verwesung bereits eingesetzt hat, kann es kompliziert werden und etwas dauern, bis alle medizinischen Fragen um Volkerts Tod einwandfrei beantwortet sind – wenn das überhaupt möglich ist. Du hast bis übermorgen Abend Zeit, den Fall zu lösen. Wenn du das nicht schaffst, werde ich die Ermittlungen offiziell an die Staatsanwaltschaft übergeben müssen.«
»Gut, ich mache mich heute noch auf den Weg nach Barsinghausen.«
»Und ich informiere Brenner inzwischen über unsere Abmachung, damit er dir aus dem Gehege bleibt und dir trotzdem helfen kann, falls du ihn
Weitere Kostenlose Bücher