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Ueber den Himmel hinaus - Roman

Ueber den Himmel hinaus - Roman

Titel: Ueber den Himmel hinaus - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kimberley Freeman
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Teilnahmslosigkeit, sein zwanghaftes Spielen, sogar sein Wedeln mit den Armen. »Er ist nicht wie andere Kinder in diesem Alter.«
    »Jedes Kind ist anders.«
    »Aber nicht so extrem anders.«
    Wieder übermannte Sofi die Wut. »Warum tust du das?«
    »Weil ich mir Sorgen um Nikita mache.«
    »Ich höre mir das nicht länger an.« Sofi sprang auf. Ihr Glas kippte um, Rotwein ergoss sich auf den hellblauen Teppich. Sie rannte in ihr Zimmer, schloss die Tür und sank mit tränenüberströmtem Gesicht aufs Bett.
    Dann atmete sie ein paarmal tief durch, erhob sich und
ging zu Nikita, der auf dem Bauch in seinem Bettchen lag, den kleinen Po in die Luft gestreckt. Sie spürte, wie eine lange verdrängte Ahnung in ihr hochstieg und die Angst wie eine eiskalte Hand ihr Herz erfasste. Regte sie sich womöglich nur deshalb so auf, weil sie insgeheim wusste, dass Lena recht hatte?
     
    Zuerst musste Natalja ihren Vater abfüllen, was nicht weiter schwierig sein würde. Sie flüchteten sich vor dem strömenden Regen in einen überfüllten, verrauchten Pub in King’s Cross. An der Bar wurde sie von Fans belagert. Sie gab Autogramme, bat um Zigaretten und setzte sich dann mit ihrem Vater an einen Tisch in einer Ecke, mit dem Rücken zu den Menschenmassen. Sie sprachen Russisch, konnten also nicht belauscht werden. Als der Alkohol nach fünf oder sechs Gläsern allmählich seine Wirkung tat, startete sie ihre Offensive und erkundigte sich nach seiner Zeit in Sibirien.
    Sogleich fielen ihr Ungereimtheiten auf. Sowohl sein Status beim KGB als auch die Zahl der Briefe, die er angeblich geschickt hatte, waren höher; die Widrigkeiten dramatischer, seine Bemühungen, seine Töchter aufzuspüren, angestrengter. Schließlich gab er an, es habe ihn einhunderttausend Rubel gekostet, um Lenas Adresse von Stasja zu erhalten.
    Jetzt hatte sie ihn. Natalja bebte innerlich vor Wut, ließ sich jedoch nichts anmerken. Dass er es wagte, nach all den Jahren wieder aufzutauchen und sie für dumm zu verkaufen!
    »Zu Lena hast du gesagt, es waren zwanzigtausend Rubel.«
    Er schreckte auf, musterte sie mit trüben Augen. »Was?«
    »Lena hast du erzählt, dass Tante Stasja zwanzigtausend Rubel wollte.«
    »Ich wollte nicht, dass sie schlecht von Stasja denkt. Ich weiß doch, wie sensibel sie ist. Dir kann ich die Wahrheit sagen; du warst schon immer die Stärkere.«
    Natalja öffnete den Mund. »Für wie naiv hältst du mich eigentlich?« , hätte sie gern gesagt. »Wie viel willst du?«, fragte sie stattdessen.
    Er war sichtlich hin und her gerissen. Auf diesen Augenblick hatte er gewartet, aber so rasch hatte er nicht damit gerechnet. »Was soll das heißen?«, fragte er. »Du willst mich doch nicht etwa bezahlen, damit ich verschwinde. Ich habe euch gerade erst wiedergefunden.«
    »Wie viel?«
    »Ich bin sehr arm, und die hunderttausend Rubel waren mein letztes …«
    »Hör auf damit. Ich weiß, warum du hier bist. Also tu nicht so, als würde dir etwas an uns liegen, denn das empfinde ich als Beleidigung. Es ist ganz einfach. Ich gebe dir Geld, du lässt dafür Lena in Ruhe, kapiert?«
    Er nickte demütig.
    »Nenn mir deinen Preis.«
    »Zehntausend.«
    »Rubel?«
    Er lachte. »Was denkst du wohl?«
    Der Rubel war kaum noch etwas wert. »Zehntausend Pfund?«
    »Das sollte reichen.«
    Natalja kramte in ihrer Handtasche nach dem Scheckbuch. Sie war erleichtert, dass sie es hinter sich hatte, und zugleich blutete ihr das Herz. Arme Lena. Nun, mit etwas Glück würde er sich zu Tode saufen.

    Sie reichte ihm den Scheck. »Hier. Du setzt keinen Fuß mehr in die Wohnung.«
    »Aber mein Ticket, mein Pass …«
    »Daran habe ich gedacht.« Sie holte beides aus der Tasche.
    »Meine Kleider?«
    »Kauf dir neue; jetzt bist du reich.«
    Ihr Vater inspizierte den Scheck, versuchte, die englischen Schriftzeichen zu entziffern. Die Zahlen schienen ihn zufriedenzustellen. »Den kann ich aber erst morgen einlösen. Womit soll ich ein Hotelzimmer zahlen?«
    »Gar nicht. Du wirst auf der Straße schlafen, im Regen.«
    Er verzog den Mund, grinste schief. »Du bist ein richtiges kleines Miststück.«
    »Tja, der Apfel fällt nicht weit vom Stamm. Lebwohl.« Sie erhob sich.
    Er blieb, wo er war, trank seinen Wodka, betrachtete erneut den Scheck. Er hob nicht einmal den Kopf, als sie ging.
     
    Lena erwachte, weil sie draußen Schritte hörte. Sie sah auf ihre Armbanduhr, die auf dem Nachttisch lag. Papa war um diese Zeit bestimmt noch nicht wach. Sie hatte nicht

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