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Ueber den Himmel hinaus - Roman

Ueber den Himmel hinaus - Roman

Titel: Ueber den Himmel hinaus - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kimberley Freeman
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gerötet, sie wirkte nervös.
    »Es schüttet wie aus Kübeln. Denkbar schlechtes Timing.«

    Natalja wischte ihrer Cousine einen Regentropfen von der Stirn. »Wer ist denn dein wichtiger Kunde?«
    » Chantilly . Ein Großauftrag.«
    »Wirklich? Toll.«
    »Ja, aber auch sehr zeitaufwendig, und die Einkäuferin will den Vertrag um ein Jahr verlängern. Dafür werde ich bei den anderen Kunden zurückstecken müssen. Ich werde einen ordentlichen Batzen Geld verlangen.« Sofi lachte. »Solche Verhandlungen sind nicht gerade meine Stärke.«
    Nikita hatte sich bereitwillig von Natalja in den Arm nehmen lassen. »Bei Tante Natalja ist dein Kleiner gut aufgehoben; eine Sorge weniger also.«
    Sofi reichte ihr eine Tasche. »Windeln, Trinkbecher, ein paar Kekse und Spielsachen, unter anderem sein Lieblingsspielzeug, der Laster. Der wirkt Wunder, wenn er unruhig wird.«
    »Gut … Und, was gibt es Neues von meinem Vater?«
    »Er hat noch geschlafen, als ich gegangen bin. Er war bis zwölf auf. Ich habe selten jemanden so viel trinken sehen.«
    »Woher hatte er denn den Alkohol?«
    »Ich habe ihm etwas Geld gegeben.«
    Natalja verzog das Gesicht. »Das solltest du nicht tun.«
    »Ich weiß, aber Lena hat so wenig, und sie würde ihm glatt ihr letztes Hemd geben.«
    Natalja wurde bewusst, wie verletzlich und leicht zu manipulieren ihre Schwester war. Nikita wedelte mit der Hand. »Du solltest gehen. Nikita sagt auf Wiedersehen.«
    Sofi küsste ihn auf die Wange. »Bis nachher, mein Schatz.«
    Nikita weinte nicht, sondern saß artig auf Nataljas Arm. Nachdem Sofi gegangen war, begab sich Natalja mit dem Jungen ins Wohnzimmer. Dicke Regentropfen klatschten
an die Scheiben. Sie war froh, in ihrer warmen, trockenen Wohnung zu sein. Nikita interessierte sich nicht für die Bücher, sondern spielte mit dem Deckel seiner Babypflegecreme. Natalja sah ihm zu und geriet in Versuchung, Rupert doch noch zu holen, nur damit er sah, dass nicht alle Babys Monster waren. Doch da klingelte es an der Tür.
    Natalja ging zur Gegensprechanlage. »Ja?«
    »Ich bin’s, Lena.«
    Natalja zögerte. Sie wollte Viktor nicht wiedersehen. Dann dachte sie an ihre nächtlichen Zweifel und daran, wie viel Lena das alles bedeutete. Sie betätigte den Türöffner.
    Zu ihrer Überraschung war ihre Schwester allein.
    »Papa schläft noch«, erklärte sie und schlüpfte aus den nassen Schuhen. »Und wir werden nicht viele Gelegenheiten haben, uns unter vier Augen zu unterhalten.«
    Natalja führte sie ins Wohnzimmer, wo Nikita soeben eines von Ruperts blauen Büchern aus dem Regal angelte. Rasch nahm sie es ihm ab und drückte ihm dafür seinen Spielzeuglaster in die Hand.
    Lena verfolgte es schweigend, dann lächelte sie Natalja an. »Wir müssen reden.«
    »Du sagst es.«
    »Ich finde, du benimmst dich Papa gegenüber sehr unversöhnlich. Warte, bis du erst gehört hast, was ihm zugestoßen ist. Er hat uns nicht absichtlich verlassen.«
    Natalja nahm sich vor, Lenas Bericht vorurteilsfrei anzuhören. Sie konnte nicht genau sagen, wann ihr klar wurde, dass die ganze Geschichte völlig übertrieben und an den Haaren herbeigezogen war. Das kleine Mädchen in ihr hatte gern glauben wollen, dass Papa ein hochrangiger Sicherheitsbeauftragter des KGB gewesen war, und unter dem alten Regime waren tatsächlich viele Menschen nach Sibirien
verschleppt worden. Doch die Behauptung, Stasja hätte ihnen verschwiegen, dass er auf der Suche nach ihnen war und sogar Geld von ihm gefordert … Lächerlich. »Lena«, sagte sie sanft, als diese geendet hatte. »Glaubst du ihm das alles?«
    Lena nickte. »Selbstverständlich.«
    »Jedes Wort? Auch die Sache mit Tante Stasja?«
    »Du weißt doch, wie nachtragend sie ist. Außerdem ist sie arm und verzweifelt. Sofi schickt ihr Geld.«
    »Sie hat sich zwei Jahre lang geweigert, es anzunehmen.«
    »Deshalb ist sie jetzt umso ärmer und verzweifelter.«
    Natalja biss sich auf die Zunge und lehnte sich zurück. Obwohl in den vergangenen Jahren dringendere Probleme in den Vordergrund getreten waren, hatte Lena die Hoffnung, ihren Vater wiederzufinden, nie ganz aufgegeben. Und jetzt, da ihr Wunschtraum in Erfüllung gegangen war, wollte sie ihn natürlich in einem möglichst positiven Licht sehen.
    Natalja wusste, sie musste sich Viktor allein vorknöpfen, ihm auf den Zahn fühlen, ihm einige Fangfragen stellen. »Ich glaube, ich stehe noch unter Schock«, sagte sie.
    »Das verstehe ich. Und wir müssen uns gut überlegen, was wir Sofi

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