Ueber den Himmel hinaus - Roman
und ignorierte die bitterbösen Mienen der Mädchen. Sie würde nach Cannes fahren; ein Film, in dem sie mitspielte, war nominiert! Jeder Kritiker, der sie eine Sexbombe ohne jegliches Schauspieltalent genannt und behauptet hatte, sie sei auf dem absteigenden Ast … sogar Rupert … alle würden sie ihre Worte zurücknehmen müssen! Sie drückte Maxim so fest an sich, dass er sich beschwerte, aber es war ihr egal. Sie liebte ihn über alles. Er hatte einen Filmstar aus ihr gemacht.
»Nun tu nicht so, als wärst du nicht aufgeregt«, sagte sie, als sie ihn schließlich losließ.
»Ich bin nicht überrascht. Ich wusste, wir würden es schaffen. Aber du hast mir ja nicht vertraut«, sagte er und wackelte mit dem Zeigefinger.
Man hatte ihm einen kleinen internationalen Verleihvertrag angeboten, den er abgelehnt hatte, weil er sich dann nicht in Cannes hätte bewerben können.
»Ich habe dir immer vertraut!«, widersprach sie. Sie umarmte ihn erneut. Im Geiste sah sie sich schon Schulter an Schulter mit den Hollywoodstars. Welche Angebote würde sie wohl als Nächstes bekommen? Und was sollte sie zur Premiere tragen? Sie hatte bereits mit einem Kleid in Gold und Elfenbeinweiß von Valentino geliebäugelt; jetzt hatte sie den perfekten Grund, es zu kaufen.
Maxim holte sie abrupt wieder in die Gegenwart. »Varinka, du stehst auf Nataljas Handtasche«, knurrte er.
Wenn Natalja darauf spekulierte hätte, von ihm bevorzugt behandelt zu werden, selbst an einem Tag wie diesem, dann hätte sie eine Enttäuschung erlebt. Er liebte seine Töchter abgöttisch, obwohl er ihnen gegenüber gereizt und ungeduldig war. Er ließ sie ein Lied für Natalja singen, Gedichte aufsagen, ihre Fremdsprachenkenntnisse demonstrieren - Katria konnte fast genauso gut Englisch wie Natalja -, und sie kamen seiner Aufforderung nur zu gern nach. Sie lächelten zuckersüß, als hätte das »Du bist nicht meine Mama«-Spiel vorhin nie stattgefunden. Natalja bewunderte sie fast für ihre Falschheit. Sie hätte sich als Kind genauso verhalten.
Nach dem Essen tranken Natalja und Maxim Weißwein, während die Mädchen am Flussufer spielten. Maxim beobachtete seine Töchter, Natalja beobachtete ihn. Eine Haarsträhne hing ihm in die Augen, aber sie unterdrückte den Impuls, sie ihm aus der Stirn zu streichen, weil er auf Liebesbezeugungen und zärtliche Gesten stets mit Unmut reagierte. »Lass gut sein«, brummte er dann. Das tat er immer, ganz egal, ob sie die fehlenden Knöpfe an seine Kleider genäht, ihm ein Hemd von Roberto Cavalli geschenkt oder ihm wieder einmal ein paar Männerpflegeprodukte von Molton Brown ins Bad gestellt hatte. »Lass gut sein, Natalja. Ich bin, wie ich bin.«
Sie richtete sich auf und schmiegte sich an ihn, küsste ihn aufs Ohr. »Ich liebe dich«, sagte sie.
»Ich dich auch.«
Das war schon viel für ihn. Zugegeben, Maxim tat sich schwer damit, seine Gefühle auszudrücken. Er konnte grandiose Drehbücher schreiben und herzzerreißende Szenen drehen, aber er war nicht fähig oder willig, mit Natalja über Liebesdinge zu sprechen.
Sie begnügte sich damit, seine Zuneigung aus Kleinigkeiten abzuleiten. Er war unglaublich liebenswürdig und langmütig, gab ihr nie das Gefühl, hässlich oder dick zu sein, wie Rupert es getan hatte, und er behandelte sie, als wäre sie klug und talentiert. Das reichte ihr.
Nun, beinahe.
Jetzt trug Katria ihre Schwester Huckepack. »Sind sie nicht wunderhübsch?«, fragte Maxim und lächelte seinen Töchtern zu.
»Ja.« Einfältige, kindische Eifersucht bewegte sie, die nächsten Worte auszusprechen. »Allerdings waren sie vorhin, während du telefoniert hast, ziemlich garstig zu mir.« Sie bereute ihre Worte sogleich, als sie Maxims finsteren Blick sah.
»Was haben sie getan?«
»Ach, es war nur ein dummes Spiel.« Sie schilderte ihm, was vorgefallen war. Er lauschte mit gerunzelter Stirn.
»Wie kommen sie bloß auf die Idee, dass ich ihre Mutter durch dich ersetzen könnte?«
Es gefiel Natalja gar nicht, wie er das sagte. War es denn so undenkbar, dass er sie liebte, sie eines Tages heiraten würde?
»Du weißt doch, wie Kinder sind. Sie kommen auf alle möglichen Ideen«, sagte sie lahm.
»Ich werde mich mit ihnen unterhalten müssen. Am besten jetzt gleich. Ich muss sie ohnehin bald wieder zu Hause abliefern. Würde es dir etwas ausmachen …?«
Es dauerte einen Augenblick, bis sie begriffen hatte. »Oh, soll ich gehen?«
»Ich rufe dich nachher an und führe dich zum Essen
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