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Ueber den Himmel hinaus - Roman

Ueber den Himmel hinaus - Roman

Titel: Ueber den Himmel hinaus - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kimberley Freeman
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aus, als Entschädigung.« Er schenkte ihr sein wölfisches Grinsen, das ihre Zweifel wie immer dahinschmelzen ließ.

    Sie griff nach ihrer Handtasche. Katria und Varinka würden bestimmt triumphieren, wenn sie sahen, dass sie schon aufbrach, und das ging ihr ganz entschieden gegen den Strich. Sie erhob sich und hoffte, sich ungesehen aus dem Staub machen zu können. Vergeblich.
    »Wiedersehen, Natalja«, riefen ihr die Mädchen honigsüß nach und winkten mit beiden Händen. »Bis ba-hald!«
    »Das reicht jetzt, Mädchen«, brummte Maxim.
    Natalja hatte schon ganz andere Kritiken weggesteckt, und zwar von weitaus einflussreicheren Leuten. Hoch erhobenen Hauptes stolzierte sie durch den Park und zurück zur Metrostation. Schließlich war sie ein Filmstar.
     
    Endlich war Natalja dort angekommen, wo sie ihrer Meinung nach schon immer hätte sein sollen. Sie stand auf der Schwelle zum Balkon ihres Zimmers im Intercontinental Carlton Cannes und ließ den Blick über die Palmen auf der Promenade de la Croisette und das Meer schweifen. Auf dem riesigen Bett hinter ihr lag ein ganzer Berg Einkaufstüten.
    Warum also war sie so deprimiert?
    Sie sah auf ihre neue Chopard -Armbanduhr. Sie hatte keine neue Uhr benötigt, aber als sie an der Boutique vorbeigekommen war und dort zwei Filmstars und ein Supermodel erblickt hatte, war sie ebenfalls hineingegangen, um irgendetwas zu kaufen. Einfach um ihnen zu zeigen, dass sie eine von ihnen war. Doch sie war unerkannt geblieben. Vielleicht waren sie gestern Abend nicht dabei gewesen, als A Home in the Soul gezeigt worden war und es am Schluss stehende Ovationen gegeben hatte. Nach der Vorführung war sie mit Maxim ins Hotel zurückgekehrt, um auf ihren Erfolg anzustoßen und im Internet nach Besprechungen
und Blogs zu suchen. Ein Triumph. Erschütternd und erhebend zugleich. Lewitski gehört zu den ganz Großen. Zutiefst bewegend. Nicht eine einzige negative Bemerkung. Maxim war selig gewesen, Natalja am Boden zerstört.
    Es war Maxims Schuld. Er hatte sich daran gestört, dass sie so wenig Falten hatte. Sie hatte ja auch alles in ihrer Macht Stehende daran gesetzt, sie loszuwerden oder gar nicht erst zu bekommen. Also hatte man sie für den Film äußerst unvorteilhaft geschminkt und so ausgeleuchtet, dass ihre Krähenfüße, die winzigen Fältchen um ihren Mund, hervorgerufen durch das jahrelange Rauchen, deutlich zu sehen waren. Gestern Abend hatte sie ihren Anblick auf der Leinwand kaum ertragen können. Sie war geschockt gewesen, dass man ihr plötzlich jedes einzelne ihrer siebenunddreißig Jahre ansehen konnte. Niemand in ganz Hollywood würde ihr je eine Rolle als glamouröses junges Ding anbieten. Dabei erblickte sie, wenn sie sonst in den Spiegel sah, das Gesicht einer Vierundzwanzigjährigen. Während das Publikum hellauf begeistert war von der Emotionalität des Filmes, hatte sie nur daran denken können, wie hässlich sie aussah, wenn sie weinte.
    Die Kritiken hatten ihre Selbstverachtung nur noch geschürt. Natalie Chernoff ist die perfekte Besetzung der Femme fatale, deren beste Jahre vorbei sind. Ihre verblassende Schönheit ist faszinierend. Eine Rolle, die ihr auf den Leib geschrieben ist. Die mutige, fesselnde Vorstellung einer Frau, die kein Problem damit hat, nicht mehr die Schönste im ganzen Land zu sein.
    Verblassende Schönheit? Nicht mehr die Schönste im ganzen Land? Es war ein Albtraum, aber sie musste weiterlächeln und so tun, als wäre sie tatsächlich eine mutige Schauspielerin. Doch das war sie nicht. Die Leute sollten sie jung, atemberaubend schön und sexy finden, Punkt!

    Sie hatte den Fehler begangen, Maxim ihre Bedenken zu gestehen.
    »Komm mir nicht mit solchen Belanglosigkeiten wie deiner Eitelkeit«, hatte er gesagt. »Du hast dem Film zu dienen. Der Film ist der König.«
    Natalja kehrte seufzend ins Zimmer zurück und setzte sich vor die Schminkkommode. Na, also. Keine Falte weit und breit.
    Die Tür schwang auf, und Maxim kam herein und schlüpfte aus den Schuhen. Sie waren heute getrennte Wege gegangen. Er hatte die Altstadt und das Museum besichtigen, sie lieber nach berühmten Leuten auf Yachten Ausschau halten und in den Boutiquen Geld ausgeben wollen. Sie war durchaus gewillt gewesen, einen Kompromiss einzugehen, aber er hatte behauptet, er brauche etwas Zeit für sich.
    »Na, betrachtest du dich wieder im Spiegel, Natalja?« Er schob die Einkaufstüten beiseite und streckte sich auf dem Bett aus.
    Sie erhob sich verlegen. »Ich

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