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Ueber den Horizont hinaus - Band 1

Ueber den Horizont hinaus - Band 1

Titel: Ueber den Horizont hinaus - Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigrid Lenz
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hatte, sich in sein Bewusstsein vorzuarbeiten.
    Er schloss die Augen, schloss die Erinnerung weg, konnte sie doch zu nichts führen, ihm nichts geben. Durfte er sich nichts erhoffen.
    Liam öffnete seine Augen wieder und blickte auf Nathan, der, zwei Gläser in der Hand haltend, vor ihm stand und ihn besorgt anstarrte.
    „Ist alles in Ordnung?“, fragte Nathan und runzelte die Stirn.
    Liam atmete aus, nahm eines der Gläser und zwang sich zu einem Lächeln.
    „Ja“, antwortete er. „Natürlich ist es das.“
    „Gut.“ Nathan blickte immer noch skeptisch. „Du solltest dich setzen“, meinte er dann, platzierte sein Glas auf dem Couchtisch und begann das Sofa von Kleidung und Decken zu befreien. Die durcheinander gewürfelten Kissen, arrangierte er seitlich, so dass sie als Lehnen fungierten.
    Liam biss auf seine Unterlippe, während er Nathan zusah. Er war nahe daran, Einwände zu erheben, doch die ungewohnte Fürsorge rief ein warmes Gefühl in seinem Magen hervor. Ein fast vergessenes Gefühl und eines, an das er sich nicht mehr erinnern wollte. Hastig, als wollte er es betäuben, trank Liam einen Schluck Wasser. Er verschluckte sich, hustete, und ehe er sich versah, war Nathan bereits an seiner Seite, ergriff das Glas, bevor es Liams Händen entgleiten konnte, stellte es neben seinem auf dem Couchtisch ab, während er mit der freien Hand den Größeren stützte.
    Liam hob entschuldigend seine Hände, versuchte Luft zu holen. „Es geht schon“, murmelte er. „Geht schon…“
    Sanft, jedoch bestimmt dirigierte Nathan ihn zur Couch und drängte ihn, sich zu setzen. Dankbar, trotz gespielter Gegenwehr, ließ Liam sich fallen, genoss es, in dem sorgfältig hergerichteten Sitz zu versinken.
    „Moment. Das haben wir gleich“, murmelte Nathan und schob die Gläser ein Stück zur Seite, legte ein freies Kissen auf den Tisch vor Liam, und ehe der sich wehren konnte, hatte Nathan mit vorsichtigem Griff das schmerzende Bein angehoben und auf das Kissen gleiten lassen.
    Mit einem Seufzer sank Liam noch tiefer.
    „Besser?“, fragte Nathan mit einem Lächeln.
    Liam nickte und erwiderte das Lächeln.
    „Hast du Eisbeutel?“, fragte Nathan mit hochgezogenen Augenbrauen und Liam nickte, wenngleich mit skeptischem Blick. „Es geht schon“, wollte er erwidern. „Ich weiß nicht einmal, ob Eis überhaupt das Richtige wäre.“ Doch die Worte blieben ihm wie zuvor im Halse stecken. Zu angenehm war es, sich umsorgen zu lassen. Jemanden bei sich zu haben, der nicht auf seinen Vorteil aus war. Der nichts von ihm wollte.
    Zumindest noch nicht, dachte Liam und ein bitterer Zug entstand um seinen Mund.
    „Tut es weh?“, fragte Nathan mit gerunzelter Stirn und war drauf und dran, den kalten Beutel wieder von Liams Fuß zu nehmen. Doch der schüttelte seinen Kopf und griff nach Nathans Hand, um ihn aufzuhalten.
    „Nein gar nicht“, sagte er sanft und fühlte, wie sich das Lächeln in seinen Augen vertiefte. Seine Hand ruhte nur einen Moment zu lange auf der des anderen, doch lang genug, um ihnen beiden etwas bewusst zu machen. Hastig zog Liam seine Finger zurück. Ein Ausdruck von Wehmut huschte über Nathans Gesicht, verschwand jedoch sofort wieder, als ebenfalls zurückwich. Jedoch schwebte sein Arm noch einen Augenblick unschlüssig in der Luft, als könnte er sich nicht überwinden, den Rückzug anzutreten.
    Nathan räusperte sich unsicher, sah fragend in Richtung Liams. Der fuhr sich nervös durch sein Haar. Er wusste genau, was er jetzt sagen sollte. Aber ebenso stark fühlte er, dass er es nicht sagen konnte, nicht aus freien Stücken. Stattdessen perlten andere Worte wie von selbst von Liams Lippen, beschritt er genau den Weg, von dem er wusste, dass er in die Irre führte.
    „Setz dich doch“, rutschte es ihm heraus und er wand sich unbehaglich, als reagiere sein Körper unbewusst auf eine Ahnung, die sein Verstand ihm nicht erlaubte zuzulassen.
    Seine Lider flatterten und Liam verfluchte sich für seine Inkonsequenz. Als es ihm gelang, wieder aufzusehen, traf er auf den nachdenklichen Blick Nathans.
    „Es sei denn, du möchtest jetzt…“, beeilte Liam sich zu versichern.
    „Nein, nein.“ Nathan hatte offensichtlich seine Entscheidung getroffen. Er hob abwehrend beide Hände, ließ sie jedoch sofort wieder sinken und lächelte sein unsicheres, schüchternes Lächeln, das dafür sorgte, dass Liams Herz einen zusätzlichen Sprung machte.
    „Ich habe mich nur gefragt…“, Nathan stockte und zuckte mit

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