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Ueber den Horizont hinaus - Band 1

Ueber den Horizont hinaus - Band 1

Titel: Ueber den Horizont hinaus - Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigrid Lenz
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tut es. Wir hätten schon viel öfter auf die Idee kommen sollen.“
    „Ja.“ Christian blickte hoffnungsvoll auf. „Vielleicht in Zukunft.“
    „Vielleicht.“
    Gemeinsam sahen sie zu, wie sich die Dunkelheit über das Lager senkte, die Stimmen und Geräusche allmählich verstummten und spürten, wie angenehme Erschöpfung ihre Glieder schwer machte.
    Inmitten der Nacht wachte Olaf auf, als er ein Geräusch hörte und schließlich feststellte, dass es sein Bruder war, der mit seinem Schlafsack näher an ihn heranrückte.
    „Christian?“, fragte er. „Alles in Ordnung.“
    „Ja.“ Es dauerte eine Weile, bis Christian antwortete, doch dann klang seine Stimme leise und verschämt.
    „Es war nur… ich dachte, ich hätte etwas gehört… ein Tier.“
    Olaf grinste. „Das glaube ich kaum, Bruderherz. Schlaf nur weiter.“
    Christian seufzte. „Das würde ich gerne. Es… es ist nur so ungewohnt. Deshalb…“ Er schwieg, schob jedoch seine Schlafstätte näher an die Olafs, bis dieser ihn dicht neben ihm fühlte. Er lauschte auf Christians Atem.
    „Du hast doch keine Angst?“, fragte Olaf dann.
    „Nein.“ Christian antwortete mit einem Seufzer und Olaf lächelte wieder.
    „Das vergeht“, murmelte er und schloss die Augen, ließ sich von den regelmäßigen Atemzügen Christians in den Schlaf wiegen.
    *
    Als sie wieder zurück waren, holte Olaf ein Alltag ein, dem er den seiner Studientätigkeit eindeutig vorzog.
Abgesehen, von dem Lernstoff, der ihm vorgelegt wurde, galt es Kontakte zu knüpfen, erste Schritte in der Firma zu wagen, das Geschäft von der Basis aus zu erfassen und zu begreifen.
    Und obwohl Olaf nie einen Zweifel gefühlt hatte, beschlich ihn doch hin und wieder ein Gefühl der Unzufriedenheit, der Eindruck, als täte er etwas, das ihm im Grunde seines Herzens nichts bedeutete.
    Umso angenehmer war es, des Abends in sein Elternhaus zurückzukehren und festzustellen, dass Christian bereits auf ihn wartete, um dann seine Zeit mit dem Bruder zu verbringen, zu lachen, zu reden, Musik zu hören oder fernzusehen.
    Ein wenig selbst wieder zum Teenager zu werden, zu dem Teenager, der er selbst nie gewesen war.
    Bis Christian eines Tages anfing von Mädchen zu sprechen. Olaf verdrehte die Augen.
    Nun, er hätte es sich eigentlich denken können.
    Und wenn er sich an sich selbst erinnerte, so war es eigentlich verwunderlich, dass Christian solange mit diesem Thema gewartet hatte. Sie beide wussten nur zu gut, dass keines ihrer Elternteile einen geeigneten Gesprächspartner betreffend dieses sensible Gebiet darstellte.
    Gut, Olaf hatte seine Erfahrungen und seine Aufklärung in jeglicher Hinsicht im Internat erhalten und er zweifelte nicht daran, dass es auch Christian nicht an möglichen Ansprechpartnern mangelte.
    Nichtsdestotrotz fiel Christian gleich mit der Tür ins Haus.
    „Wann hattest du deine erste Freundin?“, fragte Christian ihn, während sie gemeinsam auf dem Sofa lümmelten und die Werbepause sich ausdehnte.
    Olaf grinste. „Was für eine Frage.“
    Er überlegte. „Wir gingen mit Mädchen aus auf der Schule. Da gab es diese organisierten Treffen, Tanzstunden und so.“
    „Oh Gott, wie schrecklich“, lachte Christian und Olaf nickte, zuckte dann mit den Schultern.
    „War es irgendwie… aber auch ganz lustig. Da gab es dieses Mädchen, Francesca, die hat sich immer an mich heran gehängt.“
    „Und… hast du sie geküsst?“
    Olaf überlegte. „Ja.“ Er erinnerte sich leicht verlegen an die ersten Versuche, zusammenstoßende Nasen und Zähne, zu feucht oder zu trocken, die Unbeholfenheit und gleichzeitig die Aufregung und er lachte.
    „Der Anfang ist immer schwer.“ Er drehte sich zu Christian. „Und wie ist es mit dir?“
    „Auch in der Schule“, antwortete dieser. „Da ist dieses Mädchen aus der Parallelklasse. Wir trafen uns schon in der Grundschule, als sie bestimmt hat, dass wir miteinander gehen. Und seitdem sind wir hin und wieder zusammen.“
    „Wow.“ Olaf zog seine Augenbrauen hoch. „Da habt ihr es aber eilig.“
    Christian schüttelte den Kopf. „Nein, sie ist eher… verärgert.“
    „Wieso denn das?“ Olaf runzelte die Stirn.
    „Naja.“ Christian senkte den Kopf, so dass sein Haar wie ein Vorhang über sein Gesicht fiel, die Augen verdeckte. „Sie ist sauer, weil ich mich auch für andere Mädchen interessiere.“
    „Aha.“ Olaf versuchte ein Lächeln zu unterdrücken. „Ihr seid auch ganz gewiss beide zu jung für eine feste

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