Ueber den Horizont hinaus - Band 1
Beziehung.“
Christian nickte. „Das sag ich ihr auch… trotzdem. Sie kommt immer wieder und…“
„Und was?“ Olaf war nun neugierig geworden.
„Sie will mit mir schlafen?“
Olaf blinzelte. Die ‚Vorstellung, dass sein kleiner Bruder Sex hatte, behagte ihm nicht im Geringsten. „Und… habt ihr?“
Christian schwieg eine Weile, bevor er antwortete. „Schon“, sagte er dann. „Es ist ja nicht so, als würde sie sich nicht nach anderen Jungen umgucken“, begann er dann sich zu verteidigen. „Ich meine, ich hab es ganz klar gemacht, dass… ach… ich weiß auch nicht.“
Olaf schwieg, versuchte die Information zu verdauen, die ihm soeben in den Schoß gefallen war.
Offensichtlich erwartete Christian den Rat eines großen Bruders und Olaf musste vor sich selbst zugeben, dass er einer Situation wie dieser nicht gewachsen war.
„Nun“, sagte er dann nachdenklich. „Da es sich anhört, als wüsstet ihr beide nicht so recht, was ihr wolltet, wäre es wohl besser, ihr lasst euch Zeit… in allem.“
Er räusperte sich unbeholfen, fühlte die Verpflichtung seinem Status als Vorbild Ehre zu machen. „Seht euch auf jeden Fall vor. Du weißt schon, was Verhütung und Infektionen angeht.“
„Hm.“ Christian brummte, doch das reichte Olaf nicht aus. „Wie ist es? Seht ihr euch vor?“
„Schon“, murmelte sein Bruder schließlich. „Die Mädchen haben immer etwas dabei.“
Olaf nickte. „Sorg dafür, dass du auch immer etwas parat hast. Du kommst zu leicht in Schwierigkeiten, wenn du es nicht tust.“
Christian seufzte. „Ich weiß. Wenn ich nur wüsste, was ich mit ihr anfangen soll… ich meine… es ist… irgendwie…“
Olaf grinste. „Nun, da sie anscheinend wiederholt auf dich zukam, musst du etwas richtig gemacht haben.“
Er fuhr Christian durch das Haar und legte dann seinen Arm um die Schultern des Jüngeren.
„Das wird schon“, bemerkte er. „Jeder muss da durch und schwierig ist es immer. Aber du gewöhnst dich dran.“
Er lachte leise, als ihn eine Erinnerung einholte und als Christian sich näher an ihn kuschelte, atmete er gelöst auf. Erleichtert, dass der Film weiterging und noch mehr, dass das Gespräch beendet war.
Und als Christians Hand wie zufällig an Olafs Körper herabglitt und auf seinem Oberschenkel zur Ruhe kam, ignorierte er die unvermeidliche Reaktion zwischen seinen Beinen, wunderte sich nur für einen winzigen
Moment, ob Christian vielleicht etwas ahnte, ob er vielleicht sogar etwas Ähnliches verspürte.
*
Es war heiß.
Die Klimaanlage im Arbeitszimmer fiel aus und Olaf war gezwungen, den Computer darin zu benutzen.
Das Hemd klebte an seinem Körper und Olaf stieß ein erleichtertes Stöhnen aus, als er die letzten Wörter eingegeben und die Tabelle gespeichert hatte.
Es war bereits spät, ihre Eltern nahmen eine der zahlreichen, gesellschaftlichen Verpflichtungen wahr, von denen Hannibal ihm bereits androhte, dass er früher oder später auch damit zu tun bekäme.
Olaf warf gerade noch einen Kontrollblick über den Monitor, als die Tür aufging und Christian zu ihm ins Zimmer kam. Offensichtlich frisch aus der Dusche, denn sein Haar hing ihm noch tropfnass ins Gesicht und um die Schultern trug er lediglich ein Handtuch.
„Gott, ist das hier drin schwül“, bemerkte er und sah Olaf an, der von seinem Stuhl zu ihm auf blinzelte. Es schien ihm fast, als sei Christian in den letzten Wochen ein weiteres Stück gewachsen, als hätte sich sein Jungenkörper gedehnt und zeigte bereits Ansätze eines ausgewachsenen Mannes.
Von Christians blasser, unbekleideter Brust perlten Wassertropfen. Seine Shorts saßen locker auf den schmalen Hüften, betonten den flachen Bauch, die sich leicht nach vorne wölbenden Muskelstränge.
Gott, der Junge war schön. Olaf wurde zum ersten Mal bewusst, welch eine Schönheit sein kleiner Bruder war.
Die großen Augen, die ihn aufmerksam anblickten, als ahnten sie, was er dachte, hefteten sich fragend auf Olafs Gesicht.
„Bist du bald fertig?“, fragte er dann. „Ich dachte, wir könnten heute noch etwas unternehmen.“
Betreten wand Christian seinen Blick ab. „Ich weiß doch, dass du bald wieder fahren musst.“
Zögernd löste auch Olaf seine Augen von dem Jüngeren.
Doch das Bild der Erscheinung, die jede moderne Variante des klassischen Davids in den Schatten stellte, hatte sich in seine Netzhaut gebrannt und Olaf versuchte die leichte Röte zu ignorieren, die ihm in die Wangen gestiegen war.
„Was
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