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Über den Missouri

Über den Missouri

Titel: Über den Missouri Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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Schwarzfels waren nach der Landung am jenseitigen Ufer des großen Schlammwassers nicht untätig gewesen. Sie hatten zunächst die Lederplane von dem Weidengerüst des Bootes gelöst, um sie als Decke zu gebrauchen. So geschützt, hatten sie den Wolkenbruch des Gewitters überstanden, ohne noch mehr naß zu werden, als sie es von der Überfahrt ohnehin schon waren. Da die Gewaltmärsche der letzten Tage die Jungen übermüdet hatten, ordnete Schwarzfels an, daß sie die Nacht durchschlafen sollten; er selbst hielt nach Mitternacht Wache.
    Als sich die Dunkelheit wieder lichtete, aßen alle einen Brocken von dem Mundvorrat und machten sich auf den Weg nordwärts zur Grenze und zu den Waldbergen. Das schwarze Bärenjunge trug Ihasapa. Das Weidengerüst des Bootes blieb liegen, denn es wurde nicht mehr gebraucht. Die Lederplane aber, die sie als Decke benutzten und mit der sie sich sogar ein kleines Jagdzelt bauen konnten, trugen die Knaben mit.
    Schwarzfels hatte nicht umsonst schon seit Jahren die Aufgabe eines Kundschafters bei der Bärenbande. Er führte die beiden Jungen im Laufschritt durch die Wiesentäler auf dem kürzesten Weg bis zu einer Bodenerhebung, von der man rings über das Land schauen konnte. Es war der beste Auslug weit und breit, den die drei jungen Indianer hier gefunden hatten. Das Gras war grün; es wuchs saftig und kräftig auf der fruchtbaren Lehmerde. Die drei hatten keine Mühe, ihre schwarzen Schöpfe in der Wiese zu verstecken. Sie beobachteten die Gegend, so weit das Auge reichte. Was sie aber nicht sehen konnten, waren die Ihren drüben am jenseitigen Ufer des Stromes. Die hornartig geformte Bucht verschloß sich vor den Blicken.
    Die Morgensonne wärmte den Rücken, die Insekten spielten um die Blüten.
    »Haltet das Ohr an die Erde!« Ihasapa lauschte am Boden.
    Die Jungen folgten dem Beispiel. »Ja«, flüsterte Tschaske. »Eine Reiterschar. Die Reiter traben. Das sind Langmesser.« Die drei warteten gespannt. Ihr Gehör war sehr scharf, und es war rings sehr still. Sie hatten die Reiter daher schon aus weiter Entfernung gehört, und es dauerte einige Zeit, bis sie die Schar zum erstenmal zwischen den grünen Hügeln auftauchen sahen. Es handelte sich um eine kleine Streifschar von Dragonern.
    Auch die Dragoner ritten auf einen Hügel, um besseren Rundblick im Gelände zu haben, und die Indianer konnten beobachten, wie sie die Feldstecher vornahmen und das jenseitige Ufer absuchten. Zwei, offenbar die Anführer, gestikulierten. Zu ihnen gesellte sich ein Mann in Lederkleidung, der eifrig mitsprach. Am hellen Sonnenmorgen konnten die Dakota die Vorgänge in vielen Einzelheiten erfassen. Sie verstanden sogar einiges aus den Gesten des Mannes in Lederkleidung, denn dieser begleitete unwillkürlich seine Worte mit der Zeichensprache, deren sich Grenzer und Indianer und auch Indianer fremder Stämme untereinander zur Verständigung bedienten.
    Die Dakota entnahmen den Zeichen, daß von der Bärenbande die Rede war und daß diese von den Dragonern gesucht wurde. Der Mann in Lederkleidung wollte den Milahanska klarmachen, daß sich die Bärenbande noch am jenseitigen Ufer befinden müsse und daß man nur bis zum Sinken des Wassers zu warten brauche, um sie beim Übergang über den Strom zu fassen und auf die Reservation zurückzuschicken.
    Die Dragoner schienen sich nicht gleich schlüssig zu werden, was sie tun sollten. Sie stiegen zunächst einmal ab, ließen sich im Gras nieder und begannen ein zweites Frühstück. Der Mann in Lederkleidung blieb auf der Anhöhe als Wache.
    »Habt ihr verstanden?« fragte Ihasapa.
    »Ja.«
    »Was tun wir jetzt?«
    »Töten können wir diese Milahanska nicht, es sind ihrer zu viele«, antwortete Tschaske zunächst.
    »Wir müssen sie aber hindern, sich hier niederzulassen und zu warten«, sagte Hapedah entschieden. »Wir müssen auch verhüten, daß sie wegreiten und wiederkommen, sobald das Wasser sinkt.«
    »Das ist richtig«, lächelte Schwarzfels, »aber wie wollen wir das verhindern?«
    »Mit List«, erklärte Hapedah überlegen.
    »Weißt du eine?«
    »Ja!« Über Hapedahs mageres Jungengesicht ging ein Leuchten.
    »So laß uns über deine List beraten.«
    Hapedah faßte nach seinem behelfsmäßigen Kopfverband, und dann befühlte er seine dürren Arme und die von Entbehrungen und Anstrengungen eingefallenen Wangen und Schläfen. »Hungrig und erschöpft sehe ich aus?« fragte er.
    »In den Augen eines Watschitschun, ja«, bestätigte Ihasapa.
    »Dann

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