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Über den Missouri

Über den Missouri

Titel: Über den Missouri Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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Junge?«
    »Ich habe gesprochen.«
    »Nun, wie du willst, du Kojote, so komme in Waffen, ich nehme an! Ich nehme an! In sechs Tagen! Ich werde da sein!«
    Red Fox lachte. Sein Lachen hatte wieder Ton. Er lachte laut und gellend. »He, mein Junge, ich nehme an! Du hast keine Patronen mehr. Dein Messerchen und deine Pfeile fürchte ich nicht. Komme nur, ich komme auch, ich komme auch allein! Dein Skalp gehört mir!« Er öffnete noch einmal eine Brusttasche und holte eine Kopfhaut mit schwarz-grauem Haar heraus. »Mattotaupas Skalp! Der deine kommt dazu! Es gilt?«
    »Wir werden kämpfen.«
    »Topp, mein Harry!«
    Red Fox richtete sich hoch und schwenkte den Hut in siegesgewissem Hohn. Er riß die Stute herum und jagte in die weite südliche Prärie zurück.
    Seine beiden Begleiter schienen verblüfft zu sein von dem plötzlichen Aufbruch. Unsicher und feindselig betrachteten sie noch einen Augenblick den Dakota, dann wandten auch sie die Tiere und folgten in weitem Abstand ihrem Herrn und Meister.
    Der Delaware hörte die dumpfen Hufschläge und sah die wehenden langen Pferdeschweife. Die Fortgaloppierenden wurden kleiner und kleiner. Sie näherten sich endlich der fernen Reihe der Ihren. Chef de Loup glaubte noch zu erkennen, wie die drei Reiter absaßen, dann waren sie selbst für sein scharfes Auge nicht mehr sichtbar.
    Tokei-ihto hielt noch immer regungslos an seinem Platz. Auch er schien den Entschwindenden nachgeschaut zu haben. Erst jetzt wandte er den Falben, und seine schwarzen Augen gingen mit einem langen Blick zu seinen Freunden. »Ihr habt alles gehört.«
    »Ja«, antwortete Tschetansapa, »und wir werden jetzt mit dir beraten, was wir zu tun haben.«
    Die Brauen des Häuptlings zogen sich zusammen. »Es ist nichts zu beraten. Ihr zieht hinüber über den Strom mit unseren Zelten; niemand wird euch angreifen. Ich bleibe hier, um meinen Vater Mattotaupa zu rächen und die Feinde auf mich zu ziehen, bis ihr die Waldberge jenseits der Grenze erreicht habt.«
    »Ja«, brach Tschetansapa aus, »und um dich dann von jenen zahlreichen Watschitschun dort schlachten zu lassen, die alle auf den Preis für deinen Skalp warten. Glaubst du, Schwarzfalke setzt sich bei den Waldbergen auf das Büffelfell und sieht zu, wie die Meute der Feinde dich tötet, wie sie dich umbringen und morden wie Wölfe, die einen Büffel überfallen? Du willst tun, was deinem Namen Ehre macht, uns aber bringst du in Schande! Ich verlasse dich nicht, das magst du wissen!«
    »Auch ich verlasse dich nicht!« Der Biber begehrte mit auf. »Laß die Zelte zerbrechen und die Weiber sterben, und laß uns fallen als Männer! Dazu sind alle bereit! Es ist besser, in den Tod zu gehen als Tokei-ihto noch einmal zu verraten!«
    »Ich verlasse dich nicht!« rief Chef de Loup. Aber im nächsten Augenblick bereute er schon den Trotz, der in seinen Worten gelegen hatte. Er sah, wie sich die Züge
    Tokei-ihtos veränderten.
    »Ich löse mein Wort ein, ihr werdet mich nicht hindern! Ich habe euch und eure Zelte aufgerufen, über das Schlammwasser zu ziehen in freies Land. Ich habe euch geführt, und ihr werdet hingelangen samt euren Frauen und Kindern. Das will ich.« Die Blicke Tokei-ihtos und Tschetansapas hatten sich gefangen. »Du wirst mir auf die heilige Pfeife schwören, Schwarzfalke, Sohn des Sonnenregen, daß du die Unsern hinüberführst und nicht zurückkehrst. Wenn du aber gesonnen bist, wider mich und meine Worte zu handeln, so sage es. Dann werde ich mich selbst töten. Ich bin der Sohn eines Verräters, das hast auch du mir gesagt. Mein Leben ist verwirkt. Aber ihr dürft nicht sterben.«
    »Wenn wir nicht gehorchen, wirst du dich selbst töten?« sprach Tschetansapa beschämt und erbittert. »Nein, Tokei-ihto, wenn wir dir gehorchen, ist es dein Tod. Auch du selbst glaubst nicht, daß du jenen zahlreichen lauernden Kojoten noch entkommen kannst, wenn du allein zurückbleibst, um sie auf dich zu ziehen, bis wir die Waldberge erreicht haben. Was du sagst, sind Worte, aber keine Wahrheit.«
    »Tschetansapa, ich sage die Wahrheit. Wenn eure Stimmen mich rufen, so will ich jenen zahlreichen lauernden Kojoten entkommen und zu unseren Zelten heimkehren, sobald ihr die Grenze überschritten habt. Ja, ich will es, wenn ihr mich noch braucht. Dann werde ich tun, was ich vermag, um zu euch zurückzukehren.«
    »Und wer gibt uns Nachricht, was mit dir geschieht?«
    »Donner vom Berge, der Siksikau, kann diesseits des Stromes auf Wacht bleiben, um euch

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