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Über den Missouri

Über den Missouri

Titel: Über den Missouri Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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Tierkörper.
    Sie hatten das Ende des Hügelrückens inne und konnten die Prärie rings mit ihren Kugeln bestreichen. Von allen Helfershelfern des Roten Fuchses waren sie für den Dakota die gefährlichsten.
    Tokei-ihto wartete.
    Fred Clarke nahm die Büchse an die Wange. Er drückte ab; der Schuß knallte, und Tokei-ihto hörte das Geschoß pfeifen. Die zweite Kugel folgte, die dritte, vierte und fünfte. Fred Clarke besaß einen Mehrlader. Er knallte in schneller Folge, und allmählich schoß er sich ein. Haarscharf pfiffen jetzt die Geschosse um das lebende Ziel. Red Fox war ein vorzüglicher Schütze und in der ganzen Prärie dafür bekannt, daß er nicht leicht sein Ziel verfehlte. Seine Reiter stießen anspornende und spottende Schreie aus. Red Fox zielte nur auf den Dakota. Das Pferd zu töten, hatte er kein Interesse.
    Der Häuptling aber rührte sich nicht. Mann und Pferd blieben am Platz wie eine Zielscheibe. Der Falbe hatte den Kopf tief gesenkt, als wollte er grasen. Tokei-ihto nahm den runden Schild aus siebenfacher Büffelnackenhaut zur Hand, hielt ihn schräg und brachte damit die aus weiter Entfernung auf ihn abgeschossenen Kugeln zum Abgleiten. Es war ein Meisterstück indianischer Kampftechnik, auf das die Prärieindianer sehr stolz waren. Aber Red Fox kannte es nicht, und er begriff nicht, warum er den Gegner nicht traf. Der unbewegliche Tokei-ihto wurde ihm unheimlich. Es war nicht jedermanns Sache, auf Reiter zu schießen, die bei den abergläubischen Jägern als kugelfest und verwunschen galten.
    Red Fox schoß weiter, aber er zielte jetzt schlechter. Seine Hand wurde unruhig. Eine halbe Armlänge gingen die Kugeln vorbei. Der Dakota nahm den starkmähnigen Hengst hoch.
    »Hi-jip-jip-hi-jah!« Der Kriegsruf schrillte zwischen das Krachen der Schüsse. Wie ein unvermittelt aufspringender Sturm jagte der Hengst voran. Sein Galopp veränderte die Lage in Sekunden und verlangte ebenso rasche Entschlüsse des feindlichen Reiters. Ein, zwei Herzschläge lang hatte Fred Clarke dem Heranbrausenden seine Kugeln noch aufrecht im Sattel sitzend entgegengesandt; dann mußte er schon damit rechnen, daß der Dakota ihn mit seinen Pfeilen erreichen konnte. Tokei-ihto beobachtete, wie Red Fox sich an der Seite seines Tieres hinunterließ und die Fuchsstute hart am schattigen Westhang der Anhöhe entlangtrieb. Red Fox benutzte das Pferd als Deckung. Über den Sattel hinweg schoß er weiter nach seinem Gegner.
    Die Entfernung zwischen den Kämpfenden schwand im Nu. Der Häuptling ließ die Pfeile im Köcher ruhen und nahm die Streitaxt in die Faust. Auch er hatte sich zur Seite seines Mustangs heruntergelassen und hing fast unter dem Bauch zwischen den galoppierenden Beinen. Er hätte auch in dieser Lage den Bogen spannen und das Pferd des anderen töten können.
    Dann aber suchte der Feind hinter dem Tierkörper sein Versteck und schoß aus der Deckung mit der Büchse. In einer solchen Stellung war einem guten Schützen schwer beizukommen; der Kampf mußte sich hinziehen, und die Gesellen des Red Fox bekamen dann wahrscheinlich Lust einzugreifen. Tokei-ihto hatte darum einen anderen Plan. Er wollte den Gegner zum Angriff reizen, ihm die Büchse nehmen und den Kampf so schnell wie möglich beenden. Das war nur durch tollkühnes Vorgehen möglich.
    Sobald Tokei-ihto Red Fox nahe genug war, schleuderte er die Axt über den Rücken des Pferdes hinweg mit großer Kraft. Es war nicht ein von weißen Männern hergestellter Tomahawk, sondern eine hölzerne Streitaxt mit einer Steinspitze. Wirbelnd flog die Waffe. Holz splitterte, und das Geräusch mischte sich mit dem Knallen eines Schusses.
    Die Axt war Red Fox in den Büchsenschaft gefahren. Tokei-ihto erkannte es noch. Er sah es, während sein eigener Mustang stürzte und er selbst sich nur durch Abspringen davor retten konnte, unter dem Tier begraben zu werden.
    Der Hengst wälzte sich; er mußte getroffen sein, so daß er nicht wieder auf die Beine kam. Tokei-ihto hatte sich ins Gras geworfen. Sein Blick glitt hinüber zum Feind. Er wartete, was Fred Clarke tun werde. Der heftige Aufprall des Axtwurfs hatte diesen nicht zu Sturz gebracht; er hing noch an seinem aufrecht stehenden Pferde. Nur die Büchse mit dem zersplitterten Schaft lag am Boden.
    Mit einem lästerlichen Fluch verzichtete Red Fox auf die unbrauchbar gewordene Waffe und trieb sein Pferd schnell den dunklen Westhang schräg hinab zur Ebene. Nachdem er seine weittragende Schußwaffe verloren hatte,

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