Über den Missouri
…«
»Was denn aber«, lachte Johnny, daß sein dicker Bauch hupfte, »gar nichts aber! Die reine Wahrheit! Warst du hochmütig? Jawohl, wie ein frisch gemauserter Gockel! Bist du gestrauchelt? Jawohl, du sitzt da wie ein begossener Pudel. Bist du betrogen? Nein. Der Zettel hat recht. Ist es nicht wahr?«
Der schöne Eddy saß geknickt da und schüttelte den Kopf. Er wußte sich gegen diese Logik nicht zu helfen.
Johnny schob dem Betrübten einen gefüllten Becher hin. »Da, trink! Das tröstet!«
Es wurde dem Brandy weiter zugesprochen.
»Ja, ja«, schloß Johnny das Thema der Generalsuniform ab, »so sind die Menschen nun einmal. Du hast hundert gestohlene Biberfelle bezahlt, weil du sein willst, was du nicht bist, mein Sohn, und kürzlich war doch so ein Verrückter bei mir und hat mir beinahe ebenso viele Dollars für einen Häuptlingsrock mit garantiert echten Skalplocken geboten! So einen, wie du anhast, Harry!« Der Wirt hatte sich bei den letzten Worten dem entlassenen Gefangenen zugewandt.
»Dieser Rock ist nicht zu verkaufen.« Um die Mundwinkel Tokei-ihtos trat ein sarkastischer Zug hervor.
»Schade! Aber deshalb sind die echten Sachen so teuer, weil sie kaum in den Handel kommen.«
Philipe blickte aus den Augenwinkeln auf diesen Dakota, der anders war als die anderen.
Der Blutige Tomahawk hatte den Kopf sinken lassen. Das Blut drang ihm zum Gehirn und beschwerte ihn mit mißmutigen Gedanken. »Wir müssen doch nun wissen, was aus dem Sohn Mattotaupas wird!«
Schonka stand auf. »Ja. Zuerst müssen wir wissen, ob er noch Waffen außer dem Messer bei sich führt!«
»Nein, nur das Messer«, antwortete Tobias.
»Du bist nicht gefragt!« wies Schonka den Delawaren zurück. »Eddy-Tatokano!« befahl er dann. »Durchsuche den Harry nach Waffen! Harry, steh auf! Und die Hände hoch!« Schonka hatte die Pistole gezogen, als er seinen Befehl gab, und steigerte sich mit einem Ruck der Schulter in eine noch anmaßendere Haltung hinein.
Es herrschte atemlose Stille im Raum. Langsam stand der Häuptling auf.
»Ich verstehe, daß ihr mich fürchtet«, sagte er und trat direkt vor Schonkas Pistole. Er nahm die Hände nicht hoch, zog aber den mit Blut befleckten Rock aus, so daß seine ausgezehrte Gestalt und unter einer Kette aus Bärenkrallen die tiefen Narben auf seiner Brust zusehen waren. »Hier … Ich habe nichts bei mir als das Messer.«
Tatokano fühlte den Gürtel seines ehemaligen Häuptlings ab, ohne daß dieser ihn überhaupt zu bemerken schien.
Schonka steckte die Pistole wieder ein. »Ob du das Messer behalten darfst oder ob wir dich verhaften, werden die weißen Männer entscheiden.«
Tokei-ihto zog den Rock wieder an. Er war fahl. Der Husten schüttelte ihn, er vermochte ihn nicht mehr zu unterdrücken. »Schonka«, sprach er, als er wieder Atem hatte, »ich habe das Recht zu erfahren, aus welchem Grund die Ratsversammlung gegen mich entschieden hat.«
»Ja«, antwortete Schonka, »dieses Recht hast du, und ich werde dir Bescheid geben. Du bist Mattotaupas Sohn?«
»Ja. Das wissen alle Dakota.«
»Mattotaupa hat bei einem Becher Zauberwasser seine Schwüre gebrochen und das Gold unserer Berge verraten. Spricht meine Zunge die Wahrheit?«
Der junge Häuptling schwieg.
»Sprich!« forderte Schonka ihn auf. »Oder hat dein Mut dich schon verlassen?«
Der Angeschuldigte sah seinen Feind voll an. »Es ist wahr.«
»Du bist der Sohn eines Verräters! Deine Hand hat sich in zehn Wintern und zehn Sommern mit dem Blut deiner Brüder vom Stamm der Dakota gefärbt. Ist das wahr?«
»Ja.«
Die beiden Männer standen sich nahe gegenüber. Schonka hatte in der Grenzersprache gesprochen. Er wollte die weißen Männer als Zuhörer für die Demütigung seines ehemaligen Häuptlings haben. Dieser antwortete ihm in der Dakotasprache, die niemand außer den Stammesangehörigen und Tobias verstand.
»Du bist zu unseren Zelten zurückgekehrt«, fuhr Schonka fort. »Tatanka-yotanka befahl uns, dich wieder aufzunehmen. Das Vertrauen der Dakota wurde von den Ältesten und Häuptlingen in deine Hand gelegt. Du bist zu dem weißen Mann mit Namen Jackman geritten; du hast mit ihm gesprochen. Du hast gehört, daß der große Vater aus freiem Willen der Bärenbande gutes Land in der Reservation geben wollte. Jetzt, nachdem das Blut unserer Väter und Brüder geflossen ist, mußten wir um deines Unverstandes willen in das schlechte Land einziehen. Wie ein übermütiger Knabe hast du nein gesagt und die
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