Ueber den Tod hinaus
deswegen nicht vergessen.
Zweien davon saß Seven jetzt gegenüber. In einem Raum, der ir -gendwann mal als Schuhkarton genutzt worden sein mochte, so winzig war er. Fensterlos. Stickig. Und das Licht einer altersschwachen Leuchtstoffröhre ließ die Gesichter der Anwesenden krank aussehen - und machte vielleicht auch krank. Seven fühlte sich jedenfalls so schlecht wie nie zuvor in ihrem Leben, das reich war an allen nur denkbaren Tiefen .
Susan Darnall und Tucker Crain machten keinen Hehl daraus, daß sie Seven van Kees nicht mochten. Ihre Mienen und der Ton in den Fragen, mit denen sie die Reporterin abwechselnd bombardierten, ließen keinen Zweifel daran, daß es sie geradezu diabolisch freute, den Spieß einmal umdrehen zu können.
Denn bislang war stets Seven es gewesen, die Darnall und Crain (und eine Menge anderer Kollegen) mit unangenehmen Fragen gelöchert hatte, immer hartnäckig und unnachgiebig, oft unhöflich, bisweilen unverschämt. Und Seven van Kees' Artikel waren meist mit Zynismen gespickte Anprangerungen angeblich unprofessioneller Polizeiarbeit.
Nur wenn das Police Department unleugbare Erfolge vorzuweisen hatte, hielt sich van Kees in dieser Hinsicht zurück. Lobende oder auch nur wohlwollende Töne schlug sie auch dann nicht an; in diesen Berichten beschränkte sie sich lediglich auf eine nüchterne, sachliche Schreibe. Aber diese Zurückhaltung war wohl eher Moe Mar-xx, dem Chefredakteur der Zeitung, zuzuschreiben, der vor der Veröffentlichung vorhandene Seitenhiebe, von Seven eingestreut, vor Drucklegung noch strich .
Kurzum, aus all diesen Gründen durfte sich Seven jetzt fühlen wie eine Maus, die von zwei Katzen in eine Ecke gedrängt worden war. Es hätte sie nicht einmal wirklich überrascht, wäre Susan Darnall und Tucker Crain der Geifer von den Lippen getropft.
Andererseits, es wäre ihr wohl um kaum einen Deut besser gegangen, wäre sie von den Beamten mit Samthandschuhen angefaßt worden. Seven war ohnedies am Ende, physisch wie psychisch erledigt. Was sie in der vergangenen Nacht und seitdem erlebt hatte, war nicht zu verkraften, nicht in dieser Kürze der Zeit zumindest.
Insofern war das harte Verhör im Grunde nicht mehr als ein Tiefschlag unter vielen, und er konnte Seven nur deshalb nicht umwerfen, weil sie längst darnieder lag .
»Großartige Geschichte«, meinte Tucker Crain gerade. Die unangenehm schrille Stimme des kleinwüchsigen, terrierhaften Mannes troff vor Häme. »Sie sollten sie für ihre Zeitung aufschreiben, van Kees. - Möglicherweise würde Moe Marxx Sie dann endlich feuern!«
»Würde Ihnen so passen, wie?« Die eigene Stimme kam Seven fremd vor. Es war, als höre sie jemand anderem zu. »Ich sage Ihnen, worüber ich als nächstes schreiben werde - über Ihre Verhörmethoden, Crain. Und Sie«, Seven wandte den Kopf um eine Winzigkeit, damit sie Darnall ansehen konnte. Die Bewegung kostete sie beinahe mehr Kraft, als sie noch aufzubringen imstande war, »werde ich in der Story gleichfalls bedenken - aber nicht mit Rosen. Mal sehen, wer seinen Job länger behält, hm?«
»Machen Sie sich nicht lächerlich, van Kees.« Susan Darnall verschränkte die Arme und sah auf die Reporterin herab wie auf eine Laus, die sie nur deshalb nicht zerquetschte, weil sie zu faul zum Bücken war. »Was glauben Sie, mit welcher Andacht uns Ihre Kollegen von anderen Zeitungen zuhören würden, wenn wir die Ge-schichte, die Sie hier zum Besten geben, hinausposaunen? Und was diese Kollegen aus dieser Story machen würden? - Blatthohe Schlagzeilen, Süße! Weil sie damit eine Breitseite gegen den allmächtigen und stets untadeligen Sydney Morning Herald abfeuern könnten. So sieht's aus.«
Dieser Schuß vor den Bug hatte gesessen. Seven schwieg. Zum einen, weil sie klug genug war, um zu wissen, daß sie sich für den Moment besser keine Provokationen mehr erlauben sollte; zum anderen fehlten ihr schlicht Energie und Konzentration für einen schlagfertigen Konter.
Trotzdem, wie die Konkurrenz auf dem Printmedienmarkt sich das Maul zerreißen würde, wenn ihre Geschichte publik wurde, konnte sich Seven nur allzu lebhaft vorstellen.
SMH-Reporterin treibt es mit Toten! Oder: SMH beschäftigt perverse Spinnerin!
Nun ja, zumindest das würde sich in diesem Fall erledigt haben. Denn ihren Job beim Herald wäre sie dann schneller los, als sie ihr berüchtigtes Kürzel svk unter einen Artikel tippen konnte ...
»Okay«, seufzte Seven ergeben, »Sie hatte Ihren Spaß. - Wo soll
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