Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ueber den Tod hinaus

Ueber den Tod hinaus

Titel: Ueber den Tod hinaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
Vom Netzwerk:
ich unterschreiben?«
    »Unterschreiben?« wiederholte Darnall. Sie gab sich den Anschein von Begriffsstutzigkeit oder wenigstens Schwerhörigkeit.
    »Das Protokoll meiner Aussage«, präzisierte Seven.
    »Alles zu seiner Zeit«, erklärte Tucker Crain behäbig, warf seiner Partnerin einen Blick zu, wartete deren knappes Nicken ab - und begann das endlose und ewig gleiche Fragespiel von neuem.
    Und Seven blieb nichts anderes übrig, als mitzuspielen.
    Sie beschränkte sich auf kurze Angaben, antwortete nach Möglichkeit nur mit Ja oder Nein. Denn es war unschwer zu durchschauen, was die beiden Polizisten vorhatten: Sie wollten ihr »Opfer« aus dem Konzept bringen, verwirren, in Widersprüche verstricken. Aber Seven war selbst Profi genug, um auf entsprechende Manöver nicht hereinzufallen.
    Sie blieb stur bei ihrer Geschichte, bei der Wahrheit, so abwegig die - selbst in ihren Ohren - auch klingen mochte.
    Ja, der Mann hatte sich ihr als Ryder Maguire vorgestellt. Nein, er hatte keine besonderen Angaben zu seiner Person gemacht. Ja, er hatte die erste Nacht nach ihrem Kennenlernen in ihrer, Sevens, Wohnung verbracht. Nein, Leslie Bentwick hatte sie in dieser Nacht nicht mehr gesehen. Ja, am nächsten Morgen war Leslie verschwunden gewesen. Nein, sie hatte sich darüber nicht den Kopf zerbrochen, weil sie angenommen hatte, Leslie habe sie aus Eifersucht verlassen .
    Und so ging das Hin und Her weiter, bis zu der Frage, warum sie Ryder Maguire nachgelaufen sei, als er ihre Wohnung verließ, »nachdem er Sie durchgevögelt hatte« (O-Ton Susan Darnall).
    Seven maß die Polizistin ruhig von oben bis unten, dann wanderte ihr Blick an der bulligen Gestalt wieder hinauf, über die farblosen Lippen und den dunklen Damenbart hinweg, um sich schließlich in den wässrigen Augen Susan Darnalls zu verankern.
    »Ich weiß, daß Sie das kaum werden nachvollziehen können«, sagte Seven dann ungerührt, »aber ich bin es nicht gewohnt, daß die Kerle eilends aus meinem Bett flüchten, nachdem ich sie gefickt habe.« Ihr Lächeln währte den Bruchteil einer Sekunde, und ihr knapper Augenaufschlag war trotz der dunklen Ringe darunter ab -solut filmreif.
    Susan Darnall - vielleicht die einzige Frau, die bis unmittelbar vor ihrer Geburt noch männlich gewesen war und durch eine Mißlaune der Natur ihr bestes Stück nicht mit ans Licht der Welt hatte nehmen können - verzog keine Miene und ließ die Reporterin nicht einen Moment lang aus den Augen.
    Selbst als sie sprach, schien ihre Gesichtsmuskulatur unberührt davon. »Noch Fragen an das Püppchen, Crain?«
    »Nope.«
    »Sie bleiben in der Stadt. Sie halten sich zu unserer Verfügung.
    Klar?« Etwas Kaltes kroch von Darnall zu Seven herüber und schlug ihr Zähne und Krallen aus Eis tief in die Brust.
    Seven nickte stumm.
    »Raus.«
    Darnall mußte nicht schreien, nicht einmal laut werden. Die Schärfe in ihrem Ton genügte vollauf, um Seven von dem unbequemen Stuhl regelrecht aufspringen zu lassen.
    Ohne ein weiteres Wort ging sie aus dem engen Raum, mußte an sich halten, um nicht zu rennen.
    Als sie durch die Flure des Police Departments ging, hatte Seven das Gefühl, von Blicken förmlich aufgespießt zu werden, wie ein Insekt, das man eingehend studieren wollte. Ihr war (obwohl sie es nicht glaubte, weil es um Gottes willen nicht so sein durfte, bitte, bitte nur das nicht!), als wisse jeder einzelne hier, wer sie war - und vor allem, was sie getan hatte ... mit wem getan hatte!
    Sex mit einem Toten. Mit einem Vampir!
    »Lieber Gott, hilf mir, weck mich auf, tu irgendwas ...!« floß es fast lautlos von ihren Lippen.
    Aber die Wirklichkeit entließ sie nicht aus ihrem Griff.
    Und die Vergangenheit hing ihr an. Wie ein substanter Schatten von unmöglichem Gewicht, der neben aller Erschöpfung zusätzlich von ihren kaum noch nennenswerten Kräften zehrte.
    Als Seven der kalten Helligkeit und der sterilen Atmosphäre des Polizeigebäudes endlich entkam, hoffte sie, daß sie sich gleich ein wenig besser fühlen würde, aber so war es nicht. Im Gegenteil brannte das Tageslicht so schmerzhaft auf ihren Netzhäuten, als schmorten sie über ihren Augäpfeln wie Plastikfolie im Feuer zusammen, und die Mattigkeit in ihren Gliedern wurde zu Blei.
    Mühsam wie eine gehbehinderte Greisin schleppte sie sich zum Parkplatz, wo ihr pinkfarbener Beetle Asgard stand. Schwer wie ein Sack Kohlen fiel Seven endlich in den Sitz.
    Und überlegte.
    Wohin wollte sie eigentlich?
    Nach Hause bestimmt

Weitere Kostenlose Bücher