Ueber den Tod hinaus
gelassen?
Stechender Schmerz quälte Darren, als würde ihm eine Nadel in die Nasenwurzel gestoßen. Wie immer, wenn er über einem schwierigen Problem brütete. Mit Daumen und Zeigefinger massierte er die betreffende Stelle, ohne - ebenfalls wie immer - Linderung zu finden.
Maguire hatte mit Seven geschlafen. Auch mit Leslie Bentwick? Darüber konnte die Obduktion Aufschluß bringen, möglicherweise. Wenn sich Spermaspuren an beziehungsweise in der Leiche finden ließen.
Darren spann den Gedanken weiter.
Wenn er davon ausging, daß Maguire nicht mit Leslie ins Bett gestiegen war, dann mochte das ein Hinweis sein - nur, worauf wies er hin?
Gab es geschmackliche Unterschiede zwischen verschiedenen Blutgruppen? Unsinn! Oder .?
Je intensiver Darren nachsann, desto stärker wurde der Schmerz zwischen seinen Augen. Aber er wollte jetzt nicht aufhören, darüber nachzudenken. Er hatte das Gefühl, auf dem richtigen Weg zu sein. Er durfte ihn jetzt nicht verlassen.
Maguire, der Vampir, hatte also mit Seven geschlafen. Ihrer Schilderung zufolge nicht in der ersten Nacht, sondern erst später. Warum hatte er sich damit soviel Zeit gelassen?
Weil er danach gestorben war!
Die Antwort fiel wie ein Fremdkörper in Darrens Gedankennetz, von irgendwoher, aus dem Nichts, wie es schien.
Was für eine großartige Todesursache, ging es Darren durch den Sinn. Er hat sich sozusagen totgef...
Das konnte eine Erklärung dafür sein, weshalb Maguire nicht mit Leslie Bentwick geschlafen hatte. Warum nicht mit ihr, warum gerade mit Seven? Weil sie - Eine Sekunde lang hatte Darren das untrügliche Gefühl, den richtigen Faden in diesem Gewirr in der Hand zu halten. Endlich! Er brauchte nur noch daran ziehen und dann - Weg. Der Faden entglitt ihm, wie ein Stück nasser Seife oder als würde er ihm von jemandem aus den Fingern gezogen.
»Verdammt!« zischte er wütend.
Er versuchte auf den Punkt zurückzukommen, aber er fand ihn nicht mehr. Er war untergegangen, verschwunden im Durcheinander seines Denkens, das die Müdigkeit zusätzlich noch wie in einen Kokon spann, der vom puren Willen nicht zu durchdringen war. Nicht heute jedenfalls .
Darren sah auf die Uhr und beschloß, den Feierabend heute etwas vorzuverlegen. Einen Moment lang spielte er mit dem Gedanken, noch kurz bei Seven van Kees vorbeizuschauen, um zu sehen, wie sie die schrecklichen Ereignisse verkraftet hatte.
Er sorgte sich um die Reporterin, ohne zu wissen, weshalb. Schließlich kannte er sie kaum. Und warum sie sich in ihrer Notlage gerade an ihn gewandt hatte, wußte Darren noch immer nicht. Es hatte sich keine Gelegenheit ergeben, um sie danach zu fragen. Vielleicht konnte er zumindest diesen Grund jetzt in Erfahrung bringen. Darren hatte das drängende Bedürfnis nach Antworten - und wenn er sie schon nicht auf die großen Fragen fand, dann wollte er wenigstens die nebensächlichen gelöst wissen.
Über die Auskunft erfuhr Darren die Telefonnummern von Seven van Kees, die ihres Handys, ihres Wohnungsanschlusses und die des Sydney Morning Heralds. Die Reporterin war jedoch unter keiner davon zu erreichen. Darren hinterließ auf ihrem Anrufbeantworter eine kurze Nachricht, daß sie sich bei ihm melden sollte, wenn ihr nach Gesellschaft zumute war.
Gesellschaft .
Danach verlangte auch ihn jetzt, aller Erschöpfung zum Trotz.
Darren hatte keine Lust, nach Hause zu fahren, wo er nur allein sein würde - allein mit seinen kruden Gedanken. Die Aussicht darauf erschreckte ihn geradezu.
Die einzige Alternative allerdings auch. Dennoch entschied er sich dafür. Für einen Besuch in der Paddington Street.
*
Zur gleichen Zeit
Lautstarkes Knurren riß Seven aus ihrer Lethargie. Erschrocken sah sie auf, ihr trüber Blick klärte sich, als würde ein Kameraobjektiv scharfgestellt - und als sie erkannte, daß ihr Beetle zwei der drei Fahrspuren beanspruchte, fühlte sie sich einen Moment lang sogar hellwach!
Rasch zog sie den Wagen nach rechts, einen Tick zu hastig, so daß die Räder über den Seitenstreifen rumpelten und den Bordstein tou-chierten. Um sie her hob ein mehrstimmiges Hupkonzert an.
Seven ignorierte es entgegen aller sonstigen Gepflogenheit, drehte das Lenkrad etwas, dann war sie endlich wieder »auf Kurs«. Ein ebenso gefährliches wie verantwortungsloses Verhalten war es, das sie da an den Tag legte. Eigentlich hätte sie das Auto stehenlassen und ein Taxi nehmen sollen - »Ist ja nicht mehr weit«, sagte sie zu sich selbst - und gähnte .
Das
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