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Über den Wassern

Über den Wassern

Titel: Über den Wassern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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Risiken?«
    »Ja.«
    »Warum?«
    »Du weißt, warum.«
    Ein, zwei Herzschläge lang schwieg Lawler. »Ja richtig«, sagte er dann. »Es war mir für den Moment nicht mehr gegenwärtig. Die Engel, das Paradies... Wie habe ich nur vergessen können, daß ja du es warst, der Delagard überhaupt erst dazu ermuntert hat, hierher zu segeln. Und zwar aus puren egoistischen Gründen, die überhaupt nichts mit den seinen zu tun haben!« Lawler wies mit einer verächtlichen Handbewegung auf das wilde Kreisen und Brodeln der Vegetation über der Meerenge auf der Küste. »Hältst du das da drüben immer noch für das Land der Engel? Der Götter?«
    »Gewissermaßen, ja.«
    »Und du glaubst auch immer noch, du kannst dir da drüben irgendwie so was wie deine persönliche Erlösung ergattern?«
    »Ja.«
    »Erlöst durch das da? Blitze und Donner? Lichtspiele und Lärm?«
    »Ja.«
    »Du bist ja noch verrückter als Delagard.«
    »Ich kann verstehen, warum du das denken mußt«, sagte der Priester.
    Lawler lachte scharf auf. »Ich seh euch beide schon Seite an Seite in die unterseeische Stadt der Super-Gillies einmarschieren. Er schwingt eine Gaffel, du ein Kreuz, und ihr singt Litaneien, du in einer Tonart, er in einer anderen. Und die Gillies kommen lammfromm an und knien vor euch nieder, und du taufst sie einen nach dem anderen, und dann erklärst du ihnen, daß Delagard von nun an ihr König ist...«
    »Lawler, ich bitte dich!«
    »Bittest - um was? Soll ich dir den Kopf tätscheln und dir sagen, wie ungeheuer beeindruckt ich von deinen abgründigen, abgefeimten Ideen bin? Und danach soll ich dann wohl runtergehen und Delagard danken für seine göttlich inspirierte Führerschaft? Nein, lieber Father, ich befinde mich auf einem Schiff, das unter dem Kommando eines Geisteskranken steht, der mit deinem sträflichen Zutun uns alle an den aberwitzigsten und gefährlichsten Ort auf diesem Planeten gebracht hat, und mir gefällt das nicht, und ich will weg von hier.«
    »Wenn du doch nur willens sein könntest, zu erkennen, was das ANTLITZ uns zu bieten hat...«
    »Ich weiß, was es zu bieten hat. Den Tod, Father Quillan. Tod durch Verhungern. Verdursten. Oder schlimmer. Siehst du die Lichter da drüben blitzen? Spürst du das ungewöhnliche elektrische Prickeln? Mir kommt das nicht sehr freundlich vor. Eher todbringend. Ist das deine Vorstellung von der Erlösung? Das Sterben?«
    Quillan warf ihm aus glühenden Augen einen überraschten Blick zu.
    »Aber stimmt es nicht, daß deine Kirche den Selbstmord für eine der allerschwersten Sünden hält?«
    »Du sprichst von Selbstmord, nicht ich.«
    »Ja. Aber du bist derjenige, der den seinigen plant.«
    »Du begreifst ja gar nicht, was du damit sagst, Lawler. Und in deiner Unwissenheit verzerrst und verdrehst du alles.«
    »Ach? Ich?« fragte Lawler. »Tu ich das wirklich?«

8
    AM SPÄTEN NACHMITTAG desselben Tages gab Delagard Order, den Anker zu lichten, und sie fuhren weiter gen Westen die Küste entlang. Es ging ein heißer steter Wind landwärts, als versuchte die riesige Insel sie zu sich zu holen.
    »Val?« rief Sundira von oben. Sie hing direkt über ihm in der Takelung und machte die Stagen an der Vorderrah fest.
    Er schaute zu ihr hinauf.
    »Wo sind wir, Val? Was wird mit uns passieren?« Sie fröstelte in der tropischen Wärme. Beklommen spähte sie zur Insel hinüber. »Es sieht so aus, als wäre meine Vermutung von irgendeiner nuklearen Verwüstung falsch gewesen. Trotzdem sieht es da drüben zum Fürchten aus.«
    »Ja.«
    »Und dennoch zieht es mich da irgendwie hin. Ich will noch immer wissen, was da wirklich ist.«
    »Etwas Übles, das ist es«, sagte Lawler. »Und das kannst du schon von hier aus erkennen.«
    »Es war doch so einfach für uns zwei, das Schiff an die Küste laufen zu lassen. Du und ich, Val, wir könnten es gleich jetzt machen, nur zu zweit...«
    »Nein!«
    »Aber warum denn nicht?« Ihre Frage klang allerdings nicht sehr bestimmt. Sie schien gegenüber der Insel ebenso mißtrauisch zu sein wie er. Ihre Hände zitterten so stark, daß sie ihren hölzernen Hammer fallen ließ. Lawler fing ihn und warf ihn ihr wieder hinauf. »Was würde mit uns passieren, was meinst du, wenn wir dichter an die Küste gingen?« fragte sie. »Rauf auf das Flache selber?«
    »Das laß jemand anders für uns rausfinden«, sagte Lawler grob. »Soll doch Gabe Kinverson da rübergehen, wenn er den Mut hat. Oder unser Father Quillan. Oder Delagard. Das hier ist Delagards

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