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Über den Wassern

Über den Wassern

Titel: Über den Wassern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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mit einer Handvoll Soldaten riesige Reiche erobert. Und das erst vor tausend Jahren. Es ist die Wahrheit. Und es gehört zur Geschichte der ERDE.«
    Lawler schob das achselzuckend beiseite. »Was vor langer Zeit auf einem fernen Planeten passiert ist, das spielt doch hier und heute keine Rolle.«
    »Und so was sagst du? Der Mann, der in seinen Träumen immer wieder die ERDE besucht?«
    »Cortez und Pizarro hatten es aber nicht mit Gillies zu tun. Delagard ist einfach verrückt, und alles, was er uns da heute gesagt hat, ist schlechterdings absolut wahnsinnig.« Aber dann, auf einmal vorsichtig geworden, fügte Lawler betont hinzu: »Oder findest du das nicht auch?«
    »Er ist ein schwer zu erfassender Mann, theatralisch, voller Feuer und Furor. Aber ich glaube nicht, daß er geistesgestört ist.«
    »Eine Stadt im Meer am unteren Ende eines Schwerkrafttrichters? Meinst du im Ernst, daß es so was geben kann? Wo es ums Glauben geht, glaubst du wohl alles, wie? Doch, du würdest so was tatsächlich glauben. Schließlich glaubst du ja auch an so was wie Vater-Sohn-Heiliger-Geist! Also wieso nicht an eine Stadt auf dem Grund des Meeres?«
    »Ja, warum eigentlich nicht«, erwiderte der Priester. »Man hat schon viel seltsamere Sachen auf fremden Welten gefunden.«
    »Davon hab ich keine Ahnung«, entgegnete Lawler.
    »Und es liefert eine plausible Erklärung für die Beschaffenheit von Hydros. Ich habe wirklich lange darüber nachgedacht, Lawler. Es gibt nämlich keine echten Wasserplaneten in der Galaxis, mußt du wissen. Alle übrigen, die hydros-ähnlich sind, besitzen zumindest natürliche Inselketten, Archipele, die Spitzen versunkener Berge, die über die Wasseroberfläche emporragen. Aber Hydros ist eine einzige große Wasserkugel. Wenn du nun aber unterstellst, daß es auch hier einst gewisse Landmassen waren, die abgetragen wurden, um eine oder mehrere gewaltige Unterwasserstädte zu errichten, bis am Ende die gesamte feste Fläche über dem Wasser ins Meer verschwunden war und obenauf nichts war als Wasser...«
    »Möglich. Vielleicht auch nicht.«
    »Aber es ist denkbar. Warum sind die Gillies eine Spezies von Inselbauern? Weil sie sich von einer aquatischen Lebensform zu einer terrestrischen entwickeln und Land brauchen, um darauf zu wohnen? Eine plausible Theorie. Was aber, wenn die Sache sich ganz umgekehrt verhielte? Daß sie nämlich ursprünglich Landbewohner waren und daß jene, die bei der Migration ins Meer zurückblieben, sich zu einer semi-aquatischen, einer amphibischen Form entwickelten, der man das Land mehr und mehr wegnahm? Das würde erklären...«
    »Deine wissenschaftliche Argumentation ist ebenso fragwürdig wie deine theologische«, sagte Lawler müde. »Beginne mit einer irrationalen Idee und staffiere sie dann mit allen erdenklichen Hypothesen und Spekulationen aus, in der Hoffnung, daß das am Ende irgendeinen Sinn ergibt. Es beliebt dir zu glauben, daß die Gillies plötzlich vom Leben im Freien genug hatten, also haben sie sich einen Zufluchtsort im Meer gesucht, dabei das ganze feste Land des Planeten abgetragen und droben eine amphibische Unterart ihrer selbst zurückgelassen... schön, wenn du das, verdammt noch mal, glauben willst, dann glaub es von mir aus. Es stört mich nicht. Aber glaubst du auch, Delagard kann da so einfach reinmarschieren und Eroberer spielen, wie er das verkündet hat?«
    »Nun...«
    »Hör zu«, sagte Lawler, »ich glaub nicht einen Moment lang dran, daß es diese Zauberstadt gibt. Ich hab nämlich diesem Jolly ebenfalls zugehört und mit ihm gesprochen, und mir kam er immer ziemlich bescheppert vor. Aber sogar falls es diesen Ort gleich da vorn um die nächste Küstenbiegung geben sollte, könnten wir ihn unmöglich erobern. Die Gillies würden uns in fünf Minuten vernichten.« Er neigte sich dichter zu dem Priester. »Hör mir zu, Father. Was wir wirklich tun müßten, wäre Delagard unter Kuratel stellen und einschließen und von hier verschwinden. Ich hab schon vor Wochen so gedacht, dann hab ich meine Meinung geändert, aber jetzt erkenne ich, daß ich damals recht hatte. Der Mann ist geistesgestört - und wir haben an diesem Ort hier nichts verloren.«
    »Nein«, sagte der Priester.
    »Nein?«
    »Delagard mag so verwirrt sein, wie du sagst, und seine Pläne der reinste Wahnsinn. Aber ich werde dich nicht dabei unterstützen, wenn du dich gegen ihn stellst. Ganz im Gegenteil.«
    »Du willst also weiter an dem Land da herumschnüffeln - ungeachtet der

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