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Über den Wassern

Über den Wassern

Titel: Über den Wassern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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bedeckt. Unglaublich!«
    »Du sprichst, als hättest du schon mal welche gesehen.«
    »Ich? Aber nein, wie sollte ich? Ich bin eine Hydrosgeborene, wie du. Aber ich habe Leute getroffen, die auf Festlandwelten gelebt hatten. Während meiner Zeit auf Simbalimak war ich ziemlich viel mit einem Mann von Sunrise zusammen, und der erzählte mir von Wäldern und von Vögeln... und von Bergen und all den anderen Dingen, die wir hier nicht haben. Bäume. Insekten. Wüsten. Das alles kam mir recht erstaunlich vor.«
    »Das kann ich mir denken«, sagte Lawler. Aber das Gespräch jetzt machte ihn auch nicht fröhlicher als die vorherige Unterhaltung. Er wollte nichts von Wäldern, Vögeln und Bergen hören - und nichts über den Mann von Sunrise, mit dem sie auf Simbalimak so oft zusammen war.
    Sie blickte ihn seltsam an. Es gab eine lange zähe Pause. Eine Pause, in der unterschwellig etwas ausgesagt wurde. Aber, verdammt, er begriff den Text nicht.
    Dann, mit verändertem, brüskem Ton sagte sie: »Du bist nie verheiratet gewesen, Doktor?« Die Frage kam so überraschend, wie wenn ein Gillie auf einmal Flickflack turnte.
    »Doch. Einmal. Aber nicht lange. Es ist schon ziemlich lange her. Ein schlimmer Irrtum. Und du?«
    »Nie. Vermutlich weiß ich nicht, wie man so was anstellt. Sich auf ewig an eine einzige Person zu binden. Mir kommt so was dermaßen komisch vor.«
    »Man behauptet, daß es möglich ist«, bemerkte Lawler. »Und ich hab es auch mit eigenen Augen erlebt. Aber natürlich hab ich nur sehr wenig persönliche Erfahrung damit.«
    Sie nickte unbeeindruckt. Irgendwie schien sie sich mit einem Problem herumzuschlagen. Genau wie er selbst. Und sein Problem kannte er: sein Zaudern, die von ihm selbst errichteten Grenzen zu überschreiten, hinter denen er sein Leben verschanzt hatte, nachdem Mireyl ihn verlassen hatte; seine Weigerung, sich dem Risiko erneuter schmerzlicher Verletzung auszusetzen.
    Inzwischen war er sein diszipliniertes zölibatäres Leben gewohnt geworden. Mehr als nur angepaßt eigentlich: Ihm erschien es als das, was er haben wollte, weil es seinen tiefsten Bedürfnissen entsprach. Nichts gewagt und nichts - verloren. Wartete die Frau da darauf, daß er den ersten Zug machte? Allem Anschein nach, ja. Aber würde er ihn machen? Konnte er? Er hatte sich doch selbst in der Falle seiner unbiegsamen Gleichmütigkeit gefangen, und irgendwie sah er keine Möglichkeit, wie er sich mit Anstand aus ihr davonstehlen könnte.
    Der leichte Sommerwind aus dem Süden trug ihm den Geruch ihrer seefeuchten Haare zu und ließ ihr Umhängetuch flattern, was Lawler deutlich daran gemahnte, daß Sundira darunter nackt war. Der rötlichgelbe Schein der sinkenden Sonne auf ihrer nackten Haut verwandelte die feinen zarten, fast unsichtbaren Härchen darauf in Gold, das auf ihren Brüsten funkelte. Ihr Körper war noch feucht vom Schwimmen, die kleinen helleren Brustwarzen hatten sich in der Abendkühle aufgerichtet. Sie war geschmeidig und fest und verlockend.
    Und er begehrte sie.
    Also gut. Dann zimpre nicht so herum. Du bist schließlich keine fünfzehn mehr. Was du jetzt machst, du sagst ihr: »Anstatt auf den Morgen zu warten, komm doch gleich mit mir in meinen Vaargh, dann geb ich dir die Medizin. Und dann laß uns zusammen essen und ein paar Gläschen trinken. Ich würde dich wirklich gern besser kennenlernen.« Und dann die Sache nach Gefühl weiterspielen. Er hörte die Worte in der Luft, fast so, als hätte er sie bereits ausgesprochen.
    Doch in eben diesem Moment kam Gabe Kinverson direkt von seiner Tagesarbeit auf See über den Pfad daher. Er trug noch seine Fangausrüstung, schwere zeltähnliche Schutzkleidung, die ihn vor den scharfen Hieben der Fleischfischtentakeln bewahren sollte. Unter einem Arm trug er ein gefaltetes Segel. Er machte halt und stand riesenhaft eine Weile ein Dutzend Meter entfernt da, eine klobige Gestalt, gespenstisch wie ein scharfkantiges Riff, und von ihm strahlte wie immer diese merkwürdige Aura einer großen Kraft aus, von versteckter Gewalt, von Gefährlichkeit, die nur mit äußerster Schwierigkeit unter Kontrolle gehalten werden konnte.
    »Da bist du ja«, sagte er zu Sundira. »Hab dich schon gesucht, ‘n Abend, Doc.« Seine Stimme klang ruhig, ausdruckslos, rätselhaft. Aber Kinverson klang auch nie so bedrohlich, wie er aussah. Er nickte Sundira zu, und sie kam ohne Zögern zu ihm.
    »War nett, mal mit dir zu reden, Doktor«, sagte sie über die Schulter zu Lawler.
    »Aber

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