Ueber die Verhaeltnisse
fielen drei Äpfel in den Schoß des Waisenmädchens, das noch nie gelacht hatte.«
Die Rechnung kam, und Ayhan ließ ihre Hand los, um zu bezahlen.
»Und wo gehen wir jetzt hin?« fragte er sie, als er ihr in den Mantel half. Es war noch nicht spät. Sie zog den Kopf ein und spürte die Röte im Nacken.
Auf der Straße hakte Frô sich von selber unter. Sie gingen ein Stück. Als sie zu der Ecke kamen, an der eine Entscheidung fallen mußte, drehte Ayhan sich ihr zu und sagte: »Willst du wirklich zu mir?« Sie sagte nichts, aber zum ersten Mal hielt sie seinem Blick stand, obwohl ihr schwindelte.
»Es ist nicht weit.« Ayhan setzte sich in Bewegung. »Du kannst es dir noch überlegen.« Sie folgte ihm, ohne daß er sich nach ihr umsah. Vor einem schmächtigen, zwischen zwei alte Häuser gepreßten Appartement-Haus blieb er stehen, und als er sie nachkommen sah, streckte er den Arm nach ihr aus und zog sie an sich. »Es wird dir nicht gefallen. Ich habe die Wohnung erst vor kurzem gekauft. Sie ist leer wie ein Zelt!«
Im Lift standen sie aneinandergelehnt, ohne sich anzusehen, und Frô spürte, wie ihre Hände wieder eiskalt wurden.Auch mußte sie auf die Toilette, unwiderstehlich. Und sie brauchte ihre ganze Haltung, um gleich im Vorzimmer nach dem Bad zu fragen. Ayhan deutete auf die nächste Tür, und sie war froh, für diesen anfänglichen Augenblick verschwinden zu können. Alles schien neu und irgendwie unfertig. Es fehlte an Haken und Regalen. Ein strenger Geruch haftete an den Handtüchern, die, achtlos über einen kleinen Schemel geworfen, dalagen und sich feucht anfühlten. Die Fliesen über dem Waschbecken waren voller Zahnpastaspritzer, und die Tube mit dem Rasierschaum lag offen da neben dem zerbrochenen Verschluß.
Sie erschrak vor dem Lärm der Klospülung und drehte sofort den Wasserhahn auf. Dann kämmte sie sich und zog ihre Lippen nach, ihre Hände zitterten, und sie hielt sie unter das heiße Wasser, damit sie sich wärmten.
Ayhan hatte die Kerzen an einem Leuchter entzündet. Es roch ein wenig nach Anis und abgestandenem Rauch in dem kargen Raum, von dessen Decke eine nackte Birne baumelte. Ein Sofa, ein Tisch mit einem Stuhl und mehrere große Kissen waren alles an Einrichtung. Und an der Wand zwischen den beiden Fenstern, deren Rollos heruntergelassen waren, lehnte ein noch nicht fixierter goldgerahmter Spiegel.
Ayhan hielt ihr ein Glas hin mit einer milchigen Flüssigkeit. »Raki«, sagte er. »Koste nur. Ich habe auch noch was anderes.« Sie trank einen Schluck, aber es schmeckte so herb, daß sie den Kopf schüttelte.
Ayhan stellte das Glas weg, und sie machte einen Schritt auf den Spiegel zu. Fremd kam sie sich entgegen in dem schwarzen Kleid mit dem tiefrot geschminkten Mund. Ihre nackten Arme waren so weiß wie ihr Gesicht, und nur einer der Kämme, mit denen sie das Haar hochgesteckt hatte, glitzertenicht so düster, wenn sie den Kopf ein wenig neigte und das Licht des Kerzenleuchters ihn streifte.
Ayhan trat hinter sie, und ihre Blicke trafen sich im Spiegel. Sein Gesicht wirkte viel dunkler als das ihre, dennoch glaubte sie darin einen überlegenen, beinah feindlichen Ausdruck zu erkennen, wie er so mit einem Griff ihr Haar löste und die Kämme aufs Sofa warf.
Dann öffnete er ihr Kleid, und sie hatte den unwiderstehlichen Wunsch, sich umzudrehen, in seine Arme zu flüchten, ihr Gesicht zu bergen. Aber als sie den Kopf wandte, rief er »Bleib!«, und sie war wieder ihrem eigenen Blick ausgeliefert.
»Du bist schön«, sagte er, als er sie nackt im Spiegel sah. Und seine Hände kamen unter ihren Achseln hervor und griffen nach ihren Brüsten. Ayhan war nun ebenfalls nackt. »Schau dich an«, befahl er, »du sollst dich sehen. So wie ich dich sehe.«
Der Anisgeschmack saß ihr bitter in der Kehle, und ihre Lippen glühten nackt und rot in dem unbändigen Wunsch, etwas damit zu berühren, und sei es ihre eigene Handfläche. Aber Ayhans Blick hielt sie fest, ließ nicht zu, daß sie sich zu Hilfe kam. Er fuhr mit der einen Hand zwischen ihre Beine, während er mit der anderen ihre Brust umfaßt hielt. Sie spürte seine Nacktheit in ihrem Rücken, fremd und noch ein wenig kühl.
Und dann knickte er sie mit einer einzigen scharfen Bewegung, daß sie auf die Knie fiel, während sie noch immer in ihre weitaufgerissenen Augen im Spiegel starrte und ihr Mund in seiner ganzen verwundeten Röte hilflos zuckte.
Sie spürte, wie Ayhan über sie kam, indem er sie immer mehr nach unten
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