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Über jeden Verdacht erhaben

Über jeden Verdacht erhaben

Titel: Über jeden Verdacht erhaben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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Ausdruck aus der Sportwelt sein mußte, eine russische Variante von Go kick some ass .
    Als die Präliminarien erledigt waren, entdeckte Carl, daß neben dem sichtlich nervösen Staatsanwalt ein Generalleutnant saß, der dem Major flüsternd sekundierte. Kein Major der Welt würde es schätzen, wenn ihm bei einer schwierigen Arbeit ein General über die Schulter sah. Carl beäugte schnell die Uniformbezeichnungen des unerwarteten Staatsanwaltsgehilfen und vermutete, daß es sehr wohl einer von Jurij Tschiwartschews Kollegen aus der GRU-Führung sein konnte. Er entschloß sich, nicht darüber nachzudenken, was die Verstärkung der Staatsanwaltschaft zu bedeuten hatte, jedenfalls nicht schon im voraus. Sollten sie den Versuch machen, ihn zu der Beantwortung von Fragen zu bewegen, die seine Geheimhaltungspflicht berührten, abgesehen von der eigentlichen Frage, um die sich das Verfahren drehte, konnte er ja auf seine selbstverständliche Schweigepflicht verweisen.
    Doch als der Staatsanwalt das Wort erhalten, sich geräuspert und schnell einen Schluck Wasser getrunken hatte, um klar sprechen zu können, erwies sich schnell, daß die Vernehmung in nachrichtendienstlicher Hinsicht nicht sehr kompliziert werden würde. Der Staatsanwalt ging direkt auf das Ziel los, wie Larissa schon vermutet hatte.
    »Sagen Sie… Genosse Admiral… wissen Sie etwas von Oberstleutnant Tatjana Simonescu? Wissen Sie, wer das ist, um damit zu beginnen?« fragte er einleitend mit einer leichten Nervosität, die er mit den weniger höflichen Anschlußfragen wohl schnell überwinden würde.
    »Natürlich weiß ich, wer das ist. Ich habe sie kennengelernt«, begann Carl mit einer fast unmerklichen Verbeugung zu dem theatralisch grimmigen Generalleutnant neben dem Staatsanwalt. »Was meine Ansicht über Oberstleutnant Simonescu betrifft, kann ich wohl kurz sagen, daß ich sie als… das ist übrigens eine Auffassung, die von allen meinen westlichen Kollegen geteilt wird, die mit dem Thema befaßt gewesen sind … daß sie eine einzigartige Kollegin gewesen ist. Einer der erfolgreichsten und geschicktesten Offiziere des Nachrichtendienstes, von denen ich in der Neuzeit gehört habe.«
    Der Staatsanwalt sah sich genötigt, mit der nächsten Frage noch etwas zu warten, da ihm der Generalleutnant etwas ins Ohr flüsterte.
    »Das ist ja ein schmeichelhaftes Urteil über unsere gefallene Offizierskameradin«, begann der Staatsanwalt. Das brachte ihm ein neues demonstratives Flüstern ein, das ihn gerade in dem Moment störte, in dem er fortfahren wollte. »Wissen Sie, wie sie starb?« fragte er dann mit bemühter Autorität.
    »Ja«, erwiderte Carl ernst.
    »Waren Sie anwesend, Genosse Admiral, als sie starb?«
    »Ja.«
    »Sie wurde also ermordet?«
    »Ja.«
    »Und Sie wissen, wer sie ermordet hat?«
    »Ja«, bestätigte Carl mit einem Seufzen. Dann entschied er sich schnell, sich gar nicht erst hinter Geheimhaltung und anderen Ausflüchten zu verkriechen. »Ich bin es nämlich selbst gewesen, der unsere hochgeschätzte Kollegin getötet hat. Ich vermute, daß Sie darauf hinauswollten, Herr Major .«
    Die Nachricht ließ ein fast greifbares Schweigen im Gerichtssaal entstehen. Carl ging auf, daß alle hinter ihm mucksmäuschenstill dasaßen. Dieser neuen Erkenntnis wurde also sehr große Bedeutung beigemessen. Er bereute seine ironische Betonung des Herr Major und nahm sich vor, so etwas nicht zu wiederholen.
    Der Staatsanwalt machte ein zufriedenes Gesicht. Sein vorgesetzter Staatsanwaltsgehilfe flüsterte ihm eine neue Anweisung ins Ohr. Jetzt nickte der Major schon unbekümmerter über das, was er zu hören bekam.
    »Dann wissen Sie vielleicht auch, was mit den vier anderen Offizieren des russischen Nachrichtendienstes passiert ist, die zu Tatjanas… Verzeihung, zur Gruppe von Oberstleutnant Tatjana Simonescu gehörten?«
    »Ja.«
    »Sind die auch liquidiert worden?«
    »Ja.«
    »Haben Sie daran persönlich teilgenommen?«
    »Ja.«
    »Sie haben also auch die vier anderen russischen Kollegen persönlich getötet?«
    »Nein. Nur zwei von ihnen. Die beiden anderen wurden von Personal des militärischen Nachrichtendienstes Schwedens konfrontiert.«
    Es entstand eine neue Pause. Wieder berieten sich der junge Staatsanwalt und sein Vorgesetzter flüsternd. Carl versuchte, nicht darüber nachzugrübeln, was hätte geschehen können, wenn er den Versuch gemacht hätte, sich herauszuwinden. Jetzt war es dazu jedenfalls zu spät.
    »Und das haben Sie im

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