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Über jeden Verdacht erhaben

Über jeden Verdacht erhaben

Titel: Über jeden Verdacht erhaben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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Befehl zu töten, unter anderem, weil ich diese russischen Orden trage, gerade deshalb. Und so weiter. Aufrichtig gesagt glaube ich nicht, daß man mit dieser Art des Moralisierens bei Militärs Punkte holt.«
    »Wir werden sehen«, sagte sie und zuckte die Schultern.
    »Wahrscheinlich werden wir noch vor Ende des Tages erfahren, wie es ausgegangen ist.«
    Als sie das Metropol erreichten und aus dem schweren russischen Wagen mit Gardinen in der Heckscheibe ausstiegen, woran auf altmodische Weise zu erkennen war, daß wichtige Leute im Wagen saßen, rannten Portiers aus mehreren Richtungen herbei, um die Tür aufzureißen. Carl fand es mit seinem Theaterkostüm wenig vereinbar, jetzt Trinkgelder um sich zu streuen, was er getan hätte, wenn er seine Jeans angehabt hätte. Und dann gingen sie gemeinsam durch das lange Foyer, und er registrierte all die Blicke, mit denen festgestellt wurde, daß ein ausländischer Admiral mit seiner Ehefrau auf dem Weg ins Haus war. Vielleicht war es auch Personal, das ihn zuvor schon gesehen hatte, denn jetzt sah er noch mehr konsternierte Blikke: Der Mann in den Jeans ist in Wahrheit Admiral, und jetzt kommt er mit einer russischen Frau an, die wie eine Hure der teuersten Klasse aussieht, und das mitten am Vormittag; als er diese Dinge registrierte, wollte er schnell aus seiner Theaterrolle hinaus.
    »Meine liebe Larissa. Können wir nicht wenigstens du sagen, wenn wir allein sind?« fragte er fast resigniert angesichts all dieser seltsamen Blicke.
    »Mein lieber Carl, ich glaubte schon, du würdest nie fragen«, kicherte sie entzückt. Dann wollte sie sofort wissen, ob das eine korrekte Übersetzung der amerikanischen Redewendung sei, was er mit einem Kopfnicken bestätigte.
    Als sie in der Mitte des großen Speisesaals in der Nähe des Springbrunnens einen Tisch gewählt hatten, rannte blitzschnell ein Kellner herbei, um Carl den Mantel abzunehmen. Der zweite Kellner, der nur knapp geschlagen wurde, zog Larissa den Stuhl hervor. Da befiel Carl plötzlich Sehnsucht nach gutem Essen und einem guten Wein.
    Nicht weil er Hunger hatte, nicht einmal weil es zu seiner Maskerade passen würde, sondern aus einem Impuls heraus, normal, nett und menschlich zu sein, wenn auch nur für eine kurze Illusionsnummer.
    »Weißt du was, meine liebe Larissa«, sagte er mit einem Blick in die Weinkarte. Sie hatte sich seit seinem letzten Besuch verschlechtert und war amerikanisiert worden. »Wenn ich in den Kampf gehe, esse ich mit Maßen und trinke aus Prinzip keinen Alkohol. Wenn wir aber dieses Verfahren gewinnen, würde ich gern ein kleines Fest für uns arrangieren, am liebsten oben im Bojaren-Saal im dritten Stock. Hast du da schon mal gegessen?«
    »Nein, aber ich habe davon gehört«, erwiderte sie vorsichtig.
    »Da ist es so teuer, daß es sich nur Mafia-Bosse aus dem Kaukasus leisten können, dort zu essen.«
    »Ich weiß deine Fürsorge zu schätzen, aber das wird sich schon regeln lassen«, sagte er schnell und begütigend. »Wie schnell können die Richter eine Entscheidung herbeiführen?«
    »Weiß nicht, in zehn Minuten oder zehn Tagen. Alles ist möglich«, sagte sie mit einem Schulterzucken.
    »Wenn es länger dauert, komme ich noch einmal auf dieses Fest zu sprechen«, sagte er, als wäre es schon entschieden.
    »Doch jetzt gibt es Mineralwasser. Ich schlage vor, wir sprechen von anderen Dingen als von dem Prozeß, falls dir nicht noch ein Problem auf dem Herzen liegt?«
    Da gab es eins. Es ging um die Frage der Morde, für die Carl persönlich verantwortlich sei. Sie ließ sich nicht mit seiner wiederholten Versicherung abspeisen, daß so etwas Berufsmilitärs keine Kopfschmerzen bereiten werde, da diese Richter trotz allem weder im Krieg noch in Kampfverbänden Karriere gemacht hätten, sondern auf dem Weg über die Bürokratie.
    Sie gingen zum Büffet und bedienten sich und grübelten dabei über das Problem nach. Bei ihrer Rückkehr an den Tisch hatte Carl einen Lösungsvorschlag, den er für praktikabel hielt. Tatjana Simonescu hätte unter allen Umständen sterben müssen. Er schilderte Larissa, wie sie fragen müsse, um das zur Sprache zu bringen, falls der Staatsanwalt oder die Richter nicht selbst auf die Idee kämen. Dann begann er sie demonstrativ über ihre Zukunftspläne zu befragen.
    Als sie später wieder den Gerichtssaal betraten, flüsterte sie ihm etwas zu, was sich etwa wie ein »Na schön, geh jetzt rein und reiß sie in Stücke« anhörte. Er vermutete, daß es ein

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